Die Autoren des Dokumentarfilms über den Deutschen Fußball-Club Prag (DFC) erhalten den Förderpreis des Georg Dehio-Kulturpreises, der vom Deutschen Kulturforum Östliches Europa verliehen wird.
„Wer wurde Vize-Meister bei der ersten deutschen Fußballmeisterschaft 1902/03?“ Es könnte eine Frage aus der erfolgreichen Quiz-Show „Wer wird Millionär?“ sein. Vermutlich kämen nur wenige auf die richtige Antwort: Der Deutsche Fußball-Club Prag. Im Jahre 1896 wurde er gegründet und bestand hauptsächlich aus deutsch-jüdischen Spielern. Obwohl der Verein im damaligen Österreich-Ungarn ansässig war, durfte er an der deutschen Fußballmeisterschaft teilnehmen. Was er auch mit großem Erfolg tat, bis der Verein 1939 schließlich zwangsweise aufgelöst wurde. Mit Unterstützung der Landesversammlung der deutschen Vereine wurde der DFC 2016 neu gegründet und nimmt mit Jugendmannschaften am tschechischen Spielbetrieb teil.
Thomas Oellermann, Vorstandsmitglied des DFC, initiierte gemeinsam mit der Landesversammlung einen Dokumentarfilm über die spektakuläre Geschichte des Vereins, welcher 2021 zum 125. Gründungsjubiläum des DFC seine Prämiere feierte. Fast anderthalb Jahre – erschwert durch die Corona-Pandemie – hatten die Filmemacher Ondřej Kavan und Martin Vaško in mühevoller Detailarbeit an der Dokumentation über den DFC gearbeitet. Am 14. Oktober 2021 wurde der Film mit dem Titel „DFC: legenda se vrací/Die Legende kehrt zurück“ im Kino Atlas zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Seitdem sahen ihn hunderte Zuschauer sowohl in Tschechien als auch in Deutschland bei Filmvorführungen.
„Ein filmisch gelungenes und vielschichtiges Mosaik“
Nun werden Oellermann, Kavan und Vaško für ihren Film mit dem Förderpreis des vom Kulturforum Östliches Europa ausgelobten Georg Dehio-Kulturpreises (dotiert mit 3000 Euro) geehrt. Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt: „Die Autoren nehmen diese Geschichte und die Wiederbelebung des Vereins nach 2016 zum Anlass, das deutsch-tschechische Zusammenleben aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel zu betrachten und das auch heute wieder multikulturelle Milieu des Clubs als einen Ort ohne jegliche Nationalismen zu beschreiben. Sie haben für ihren Film Archivmaterialien recherchiert sowie Gespräche mit Zeitzeugen, Historikern und den neuen Gründern und Spielern des Clubs geführt. Entstanden ist ein filmisch gelungenes und vielschichtiges Mosaik, das einen fast vergessenen, oft verschwiegenen Teil der gemeinsamen deutsch-tschechischen Geschichte beleuchtet und einen Ausblick auf ihre gegenwärtige Fortsetzung gibt.“
Thomas Oellermann zeigt sich erfreut: „Ich verstehe den Preis als Wertschätzung der filmischen Arbeit, aber ein wenig auch als Anerkennung für die große und tragische Geschichte des DFC. Gerade in Pandemiezeiten war die Erstellung des Films extrem kompliziert.“ Oellermann bedankt sich bei den beiden Filmemachern sowie der Landesversammlung unter Leitung von Martin H. Dzingel, welche die Umsetzung des Films finanzierte. „Ein solcher Film ist ein eher unübliches Projekt, umso schöner, dass die Landesversammlung diesen Weg mit uns gegangen ist“, so Oellermann.
Da der DFC in gewisser Weise von der damaligen deutschen Minderheit gegründet wurde, sehe sich die Landesversammlung als heutiger Vertreter der deutschen Minderheit in der Tschechischen Republik dem Erbe des DFC verpflichtet, sagt LV-Präsident Martin H. Dzingel. „Auch deswegen haben wir als das Projekt unterstützt und die Vollfinanzierung gesichert. Ich gratuliere allen, die sich an der Filmproduktion beteiligt haben und freue mich über den Erfolg durch die Preisverleihung.“
Den Hauptpreis erhält dieses Jahr das „Zentrum Gedankendach“ in Czernowitz/Tscherniwzi in der Ukraine, das sich der Bewahrung des kulturellen Erbes der Bukowina sowie dem wissenschaftlichen und kulturellen Austausch zwischen der Westukraine und den deutschsprachigen Ländern widmet.
Mit dem von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Kulturstaatsministerin Claudia Roth, dotierten Preis werden Persönlichkeiten und Initiativen geehrt, die sich in vorbildlicher Weise mit den Traditionen und Interferenzen deutscher Kultur und Geschichte im östlichen Europa bewahrend, zukunftsorientiert und im partnerschaftlichen Dialog auseinandersetzen.
Die feierliche Preisverleihung findet am 5. Oktober 2023 in Berlin statt.