Die tschechische Regierung hat eine Reihe von Corona-Lockerungen bekanntgegeben, die am kommenden Donnerstag in Kraft treten sollen. Restaurants und Bars sowie Geschäfte und Einkaufszentren öffnen dann wieder, die nächtliche Ausgangssperre wird aufgehoben.
Am kommenden Donnerstag wechselt Tschechien entsprechend dem vor kurzem eingeführten Corona-Warnsystem PES von der vierten in die dritte Risikostufe. Damit tritt eine Reihe von Lockerungen in Kraft:
In begrenztem Umfang und unter Einhaltung bestimmter Hygiene-Maßnahmen dürfen ab Donnerstag Restaurants und Bars wieder öffnen: Zunächst dürfen nur 50 Prozent der Gäste-Kapazitäten genutzt werden, pro Tisch sind maximal vier Personen erlaubt. Außerdem müssen Restaurants und Bars zwischen 22 Uhr und 6 Uhr geschlossen bleiben.
Ebenfalls dürfen ab Donnerstag Geschäfte und Einkaufszentren wieder öffnen. Nach wie vor gilt dort aber die Regel, dass sich in den Läden nur eine Person pro 15 Quadratmeter Verkaufsfläche aufhalten darf. Die Restaurantbereiche in Einkaufszentren dürfen wieder öffnen, allerdings ist dort der Verkauf von Speisen und Getränken nur zum Mitnehmen erlaubt. Das sonntägliche Verkaufsverbot wird aufgehoben, ebenso wie die nächtliche Ausgangssperre, die aktuell noch zwischen 23 Uhr abends und 5 Uhr morgens gilt. Versammeln dürfen sich im öffentlichen Raum bis zu 50 statt nur sechs Personen. Die Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen bleibt bestehen.
Auch eine Reihe von Dienstleistungen darf ab Donnerstag wieder angeboten werden. So dürfen Friseure, Kosmetik- und Massagestudios wieder öffnen. Das Personal und auch Kunden sind dazu verpflichtet einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Eine Maskenpflicht gibt es außerdem auch in Fitnessstudios, die ebenfalls wieder öffnen. Die Größe von Fitnesskursen bleibt auf zehn Personen begrenzt.
Im Kulturbereich gibt es eine Teilöffnung: Museen und Galerien dürfen ab Donnerstag 25 Prozent ihrer Besucherkapazitäten wieder ausschöpfen. Besuchergruppen bleiben auf zehn Personen begrenzt. Theater und Kinos bleiben weiterhin geschlossen. Deren Öffnung ist erst in der zweiten Corona-Risikostufe vorgesehen. Die Anzahl zulässiger Personen bei Gottesdiensten wird durch die Größe der Kirchen geregelt, hier gilt ähnlich wie in Geschäften: eine Person pro 15 Quadratmeter.
An den Schulen treten die Lockerungen verzögert ab dem 7. Dezember in Kraft. An den Mittel- und Fachhochschulen wechseln die Klassen Präsenz- und Distanzunterricht wochenweise ab. Für die ersten Jahrgänge an Hochschulen ist Präsenzunterricht erlaubt, wenn die Gruppengröße unter 20 Personen bleibt.
Die Lockerungen waren bereits für Montag erwartet, die Regierung entschied sich aber, noch bis Donnerstag zu warten. „Die Entscheidung, [die Lockerungen] auf Donnerstag zu verschieben, war ein Kompromiss“, sagte Wirtschaftsminister Karel Havlíček (parteilos, für ANO). Havlíček und Gesundheitsminister Blatný (parteilos, für ANO) argumentierten bei der Pressekonferenz am Sonntagmorgen, dass man den Unternehmen und Dienstleistern etwas Zeit geben wollte, um sich auf die Wiedereröffnungen vorzubereiten.
Weihnachtsmärkte theoretisch erlaubt
Die Durchführung von Wochen- und Bauernmärkten wird nicht mehr verboten, von der Regierung aber auch nicht empfohlen. Die Entscheidung liege bei den Stadtverwaltungen und Gemeinden. Diese Regelung gilt auch für Weihnachtsmärkte. Die Stände müssen allerdings einen Abstand von mind. vier Metern haben. Der Verzehr von Speisen und Getränken vor Ort ist nicht erlaubt. „Auch die Nikoläuse, Engel und Teufel müssen sich an die Regeln halten, genauso wie die irdischen Wesen“, mahnte Gesundheitsminister Blatný angesichts des Nikolaustages am zweiten Advent, an dem traditionell Nikolaus, Engel und Teufel durch die Städte und Dörfer ziehen.
Corona-Lage weiter angespannt
Die epidemiologische Lage in Tschechien hat sich in den vergangenen Wochen deutlich gebessert. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen ging stetig zurück. Am Samstag wurden 2.667 Personen positiv auf das Coronavirus getestet, das ist der niedrigste Wert an einem Wochenendtag seit Anfang Oktober. Insgesamt sind aktuell 68.268 Menschen in Tschechien mit dem Coronavirus infiziert, etwas mehr als 5.000 Menschen werden aufgrund einer Erkrankung an COVID-19 stationär behandelt. Politiker und Experten äußerten sich aber zuletzt, dass sich die Situation nicht so schnell bessert wie erwartet.
Am angespanntesten ist die Lage derzeit in Deutschbrod (Havlíčkův Brod), dort beträgt die 7-Tage-Inzidenz 651. Prag hat mit 155 Infizierten in den letzten sieben Tagen pro 100.000 Einwohner einen der niedrigsten Werte landesweit. Damit ist Tschechien aber noch weit davon entfernt, nicht mehr als Corona-Risikogebiet zu gelten.
Wirtschaftsminister Havlíček kündigt an, dass die Regierung „mit allergrößter Wahrscheinlichkeit“ erneut eine Verlängerung des nationalen Notstands beim Parlament beantragen wird. Der Notstand solle mindestens noch bis Ende des Jahres gelten. Nach derzeitigem Stand endet der nationale Notstand am 12. Dezember.