In der ehemaligen kaiserlichen Festung in Josefstadt (Josefov) begegnet man düsteren Zeugnissen aus der Vergangenheit. Zu der geheimnisvollen Atmosphäre bei der Besichtigung der Gänge im unterirdischen Labyrinth tragen die Laternen mit Kerzen als Lichtquelle bei.
Garnisonsstadt unter den Habsburgern
Josefstadt ist ein Teil der Stadt Jermer (Jaroměř) und befindet sich in Ostböhmen 15 Kilometer nordöstlich von der Kreisstadt Königgrätz (Hradec Králové) am Zusammenfluss dreier Flüsse, der Einmündung der Aupa (Úpa) und der Mettau (Metuje) in die Elbe (Labe). Sie ist Mitglied in der Euroregion Glacensis und Walled Towns Friendship Circle.
Die historische Altstadt ist seit mehr als 1000 Jahren besiedelt. Anfang des 11. Jahrhunderts erbaute Jaromír, Fürst der Přemysliden, eine Festung und gab ihr den Namen Jaroměř. Unter König Ottokar I. Přemysl wurde Jaroměř zur Königsstadt erhoben.
Die Festung Josefstadt
Die Grenzfestung Josefstadt wurde auf Befehl Kaisers Josef II. in den Jahren 1780 bis 1787 zum Schutz Böhmens vor einem Einmarsch der preußischen Armee errichtet. Die Festung Ples erhielt erst 1793 zum Andenken an den verstorbenen Kaiser Josef II. den Namen Josefstadt. Sie gehörte somit zu den sieben Hauptfestungen des Habsburger Reiches.
Die sich auf 289 Hektar ausdehnende achteckige Festungsanlage mit den insgesamt 48 Kilometer langen unterirdischen Gängen zählte damals zu den größten Festungsanlagen Europas. Die Anlage wurde von aufgeschütteten Erdwällen umgeben, die durch Ziegelmauerwerk befestigt waren. In die Festungsstadt führten vier Tore, das Jermerer Tor im Nordwesten sowie das Gratzer, Neustädter und Kronentor.
Ausbau und Veränderungen
Nach der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 wurden in Josefstadt 7000 Franzosen interniert. Im Jahr 1833 lebten in der Stadt 1704 Menschen, von denen zwei Drittel dem Militär angehörten.
Die Festung hatte aber eigentlich nie ihren militärischen Zweck erfüllt. Zwar unternahmen im Jahre 1866 preußische Truppen Angriffsversuche, sind dann aber nach der Schlacht bei Skalitz (Skalice) weitergezogen. Auch durch die Bündnispolitik zwischen Österreich-Ungarn und dem Deutschen Kaisereich im Dreikaiserabkommen und dem nachfolgenden Dreikaiserbund hatte sich die Notwendigkeit einer Festung gegen die Preußen erübrigt und wurde 1888 aufgehoben. 1891 wurden das Jeremerer und das Kronentor abgerissen, 1904 folgten die beiden weiteren Stadttore.
Garnison und Militärgefängnis
Zwischen 1849 und 1850 diente die Festung als Gefängnis. Im Ersten Weltkrieg war Josefstadt Kriegsgefangenenlager für 40 000 russische, serbische, italienische und ukrainische Soldaten, bis 1924 Internierungslager für russische Deserteure. Nach dem Ersten Weltkrieg und der Gründung der Tschechoslowakei im Jahre 1918 wuchsen Jeremer und Josefstadt zu einer Doppelstadt zusammen. 1930 hatte Josefstadt 7015 Einwohner, darunter 287 Deutsche. Im Mai 1945 wurde der Festungsbereich von sowjetischen Truppen besetzt, die deutschen Einwohner aufgrund der Beneš-Dekrete vertrieben. Im Jahr 1948 folgte die Eingemeindung in die Stadt Jeremer.
Heute ein beliebtes Ausflugsziel
Im Jahre 1970 lebten in Josefstadt 3196 Menschen, 1991 waren es nur noch 2298. Bis 2011 stieg die Einwohnerzahl wieder auf 2688 an. Nun dienen das ehemalige Artillerie-Zeughaus und die Festungsanlagen als Museum. Der Astronom Wilhelm von Biela diente in der Festung. Seit 2006 wird ihm an der Bastion mit einer Gedenktafel gedacht. Seither ist Josefstadt ein beliebtes Ausflugsziel. Außerdem ist das Festungsgelände seit 2007 Schauplatz des alljährlich in der ersten Augustwoche stattfindenden Open-Air-Metal-Festivals, zu dem tausende Besucher kommen. Das Fest stellt einen jährlichen Höhepunkt im kulturellen Leben dieser geschichtsreichen Kleinstadt dar.