Kultur kommt zurück. Nach und nach öffnen Museen für Besucher wieder ihre Türen. So auch die Regionalgalerie in Reichenberg (Oblastní Galerie Liberec), die seit dem 26. Mai geöffnet hat und eine exklusive Ausstellung des deutsch-tschechischen Malers Eugen von Kahler zeigt.
Die Kammerausstellung mit neun Ölgemälden umfasst sechs neue Arbeiten, die in der ersten Kahler-Ausstellung in Eger (Ohře) im Jahre 2006, noch nicht gezeigt wurden. Das älteste Gemälde „Park in Svinaře“, das auf das Jahr 1903 datiert ist, verweist auf Kahlers Anfänge, die vom Symbolismus und Impressionismus geprägt waren. Kahler gilt heute als fester Bestandteil in der Geschichte der modernen bildenden Künste, dank seiner intensiven Kontakte zu Münchner Kreisen und seiner ersten Einzelausstellung in der bayerischen Hauptstadt im Oktober 1911, zwei Monate vor seinem Tod. In seinem letzten Lebensjahr wurde er in die Ausstellungsauswahl der künftigen Künstlergruppe „Der blaue Reiter“ aufgenommen. Dessen Mitglieder, zu denen auch Franz Marc oder Wassily Kandinksy zählten, standen damals in den Anfängen des Expressionismus, dessen Bildsprache sich auch Kahler bediente.
Das kurze Leben von Eugen von Kahler
Eugen von Kahler wurde 1882 in eine vermögende jüdische Industriefamilie geboren, seine Eltern waren der Zuckerfabrikant Max Kohn und dessen Gemahlin Ottilie Bondy. Sein Vater wurde später für seine Verdienste in den Bereichen Kultur und Wirtschaft in Böhmen in den Ritterstand erhoben, somit erhielt auch Kahler das Adelsprädikat Ritter. Erste künstlerische Erfahrungen sammelte er bei dem Maler Heinrich Jakesch in Prag. Darauf folgte ein vierjähriges Studium an der Kunstakademie in München bei Franz von Stuck. Anschließend hielt er sich einige Zeit in Paris auf, wo er eine private Malerschule besuchte. Er war vollberechtigtes Mitglied des Diskussionszirkels im Café du Dôme. Schon seit seinem 8. Lebensjahr litt Kahler an Tuberkulose, was verschiedene Aufenthalte in Sanatorien mit sich zog. So hielt er sich längere Zeit im warmen Klima Ägyptens, Tunesiens und Algeriens auf, was ihn zu orientalischen Themen in seinen Werken inspirierte. Beispielsweise im Gemälde „Auf dem Bazaar“, das er 1911 schuf. Insgesamt waren seine Werke von modernen Sichtweisen, dem deutschen Expressionismus und dem französischen Fauvismus beeinflusst. Vor Vollendung seines 30. Lebensjahres erlag Kahler seiner schweren Lungenkrankheit und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Prag bestattet. Er hinterließ zahlreiche Ölbilder, Aquarelle, Zeichnungen und Gedichte.
Die Ausstellung ist ab dem 26. Mai bis zum 27. September 2020 zugänglich. Die feierliche Eröffnung findet am 18. Juni um 17.30 Uhr statt. Der Eintritt kostet regulär 100 Tschechische Kronen (ca. 3,60 €), wobei es ermäßigte Karten beispielsweise für Familien gibt. Der Eintritt zur Galerie ist donnerstags frei. Führungen in Deutsch sind nach Vereinbarung möglich. Aktuelle Hinweise und Informationen zu weiteren Ausstellungen finden Sie auf der Homepage der Galerie.