Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der Holocaust-Überlebenden Lisa Miková das Bundesverdienstkreuz verliehen. Die 98-Jährige erhält die Auszeichnung für ihr langjähriges Engagement gegen das Vergessen nationalsozialistischer Unmenschlichkeit und ihre Verdienste um die deutsch-tschechische Versöhnung.
Trotz ihres persönlichen Schicksals als Häftling in nationalsozialistischen Konzentrationslagern war sie jahrzehntelang bereit, als Zeitzeugin ihre tragischen Erlebnisse an nachfolgende Generationen, insbesondere Schulklassen, zu vermitteln. Lisa Miková wurde mit ihrer Familie im Januar 1942 nach Theresienstadt deportiert und von dort Anfang Oktober 1944 in das KZ Auschwitz. Von Mitte Oktober 1944 bis April 1945 war sie im KZ Freiberg in Sachsen zur Zwangsarbeit eingesetzt, die Befreiung erlebte sie am 5. Mai 1945 im KZ Mauthausen. Nach ihrer Rückkehr nach Prag arbeitete sie bis zu ihrer Pensionierung im Fremdensprachenbuchhandel. 2018 erschien das Buch des Historikers Werner Imhof „Ich bitte Sie, wir sind doch Europäer!“ über ihr Leben.
Der deutsche Botschafter in Prag Christoph Israng, der die Auszeichnung überreichte, dankte der Gewürdigten für ihre Entscheidung, „mit der jungen Generation wichtige Gespräche über das Leid zu führen, das ihr und ihrer Familie angetan wurde. Für uns Deutsche ist eine große Gunst, dass Lisa Miková bereit war und ist zur Versöhnung.“
Der Verdienstorden wird an in- und ausländische Bürgerinnen und Bürger für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen verliehen. Er ist die einzige allgemeine Verdienstauszeichnung in Deutschland und damit die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht.