Am Sonntag starben bei einem Brand in einem Pflegeheim im nordböhmischen Weipert acht Menschen. Die deutsche Feuerwehr war zwar nur fünf Minuten entfernt, durfte aber nicht helfen.
Deutsche Feuerwehr war bereit zu helfen
Hätten Feuerwehrleute aus dem deutschen Bärenstein am Sonntag helfen können, die schlimmen Folgen einer Brandkatastrophe im benachbarten, nur fünf Kilometer entfernten tschechischen Vejprty (Weipert) zu mildern? Die Führung der tschechischen Feuerwehr in Prag glaubt das nicht. Es seien mehr als 50 tschechische Feuerwehrleute vor Ort gewesen, hätten das betroffene Pflegeheim für Behinderte so gut es ging evakuiert und den Brand schnell gelöscht, heißt es. Dass acht Tote beklagt werden müssten, hätte mit den schwierigen Bedingungen zu tun gehabt, namentlich dicker Rauchbildung. Und mit den speziellen Opfern – hilflosen, teilweise bettlägerigen Behinderten, die vielfach auch noch an medizinischen Geräten hingen, was ihre Rettung erschwert habe. An mangelndem Feuerwehrpersonal habe es jedenfalls nicht gelegen, sagt die Prager Feuerwehrsprecherin. Ob dem so war, müssen die laufenden Untersuchungen erweisen.
Es geht aber um mehr als diesen konkreten, höchst bedauerlichen Fall. Es stellt sich nämlich die Frage, weshalb die Grenze zwischen beiden Nachbarländern seit vielen Jahren so erfreulich durchlässig ist, dass sie im Alltag kaum noch bemerkt wird, andererseits aber überlebensnotwendige Hilfe über diese Grenze hinweg immer noch so kompliziert sein muss. Die deutschen Feuerwehrleute seien bereit gewesen, zu helfen, sagt die Bürgermeisterin von Vejprty. Die Stadtoberen könnten sie aber nicht zu Hilfe rufen; das sei allein Aufgabe der tschechischen Feuerwehr. Das klingt logisch, sind doch die Feuerwehrleute die Experten.
Eine Zusammenarbeit muss zwischenstaatlich geregelt werden
Doch mit der Zusammenarbeit ist es offenkundig nicht weit her. Der Freistaat hat den sächsischen Feuerwehren „empfohlen“, mit den tschechischen Kollegen gemeinsam gegen Brände in den Kampf zu ziehen und dafür eine „Mustervereinbarung“ ins Internet gestellt. Wäre es nicht sinnvoller, das alles möglichst zeitnah „ordentlich“ zwischenstaatlich zu regeln, wie etwa beim gemeinsamen deutsch-tschechischen Polizeigesetz?
Tschechiens Regierungschef Andrej Babiš hat gestern am Ort der Katastrophe angedeutet, dass man in der Folge auch über eine bessere Zusammenarbeit mit den deutschen Nachbarn nachdenken müsse. Das ist der richtige Ansatz. Für die Opfer der Tragödie kämen vernünftige, zeitgemäße Regelungen zu spät. Aber vielleicht lassen sich so künftige Opfer vermeiden. Bürokratie kann leider auch tödlich sein.