Leise rieselt der Schnee… Wo das jetzt nicht der Fall ist, dort stelle man sich einfach mal vor: Draußen ist alles weiß, der Himmel ist grau, es ist kalt und den ganzen Tag schneit es. Daheim aber ist es gemütlich, wie in früheren Zeiten, als noch das Feuer in den Öfen lustig knisterte und der späte Nachmittag die richtige Zeit zum Sagen erzählen war.
Annabad und Königsfeld (Anenská Studánka)
Der Besuch des Fürsten Liechtenstein 1797 galt in erster Linie dem zu Königsfeld gehörenden Annabad. Jene Quelle war schon 1678 als Gesundsheitsbad bekannt: Es wurde bereits damals chemisch untersucht. 1736 ließ der Fürst ein großes Badehaus errichten. Besonders von Landskron (Lanškroun), Mährisch Trübau (Moravská Třebová) und Zwittau (Svitavy) wurde das Bad von zahlreichen Gästen angesteuert. Kurgäste, Sommerfrischler und Ausflügler fühlten sich gleich wohl. Auch Gäste aus Brünn (Brno) oder Wien spazierten oft zum Teich mit Springbrunnen oder zur Silberquelle. Das Freibad lud ein, die gute Waldluft und die schöne Aussicht über das Landskroner Becken bis zum Spieglitzer Schneeberg boten Erholung für alle Sinne. Oft reichte die Bettenzahl im Hotelbetrieb Annabad nicht aus, dann vermietete mancher Königsfelder seine gute Stube. Für die Wallfahrer war die Mariahilfskapelle ein besonderer Anziehungspunkt. Vor 1678 gebaut, erhielt sie 1897 und 1921 je eine neue Glocke. 1922 strahlte der Volkshochschulgedanke von hier aus weit ins Land. Seine günstige Lage machte Annabad zum Ziel Schönhengster Sternwanderungen und zum beliebten Ort von Veranstaltungen. Während des Krieges diente es als Reservelazarett. Heute ist Annabad bekannt für ihr Heim für geistig behinderte Menschen.
Des Königs Badehaus
Als noch der altdeutsche Volksstamm der Hermunduren in unserer Gegend wohnte, besaß sein König Panillus das Schloss zu Landskron, wo er die goldene Landeskrone verwahrte. Von dort aus unternahm er häufig Jagden in das wildreiche Gebiet des Schönhengstzugs. Wo sich heute die Orte Türpes (Trpík) und Königsfeld (Anenská Studánka) befinden, lag damals unbesiedelter Wald mit reichen Quellen, an denen sich die jagbaren Tiere herdenweise sammelten.
Einmal hielt der König in der Nähe des Königsfelds eine große Jagd ab. Da fühlte er, vom Weidwerk erhitzt, heftigen Durst. Er fragte einen seiner Treiber, ob er ihm kein Wasser verschaffen könne. Der Treiber geleitete ihn zu einer kühlen und ergiebigen Waldquelle, aus der sich der König erquickte. Der Trunk erschien ihm so köstlich und wohlschmeckend, dass er einen in der Heilkunde erfahrenen Mann befragte, ob dieses Wasser nicht besondere Kräfte habe. Dieser Mann untersuchte den Quell sorgfältig und erklärte, es sei vorzügliches Wasser für heilkräftige Bäder. Das hörte der König mit Freuden und bald entstand auf sein Geheiß über dem Brunnen ein hölzernes Badehaus. Fortan kam er nicht mehr nur zum Jagen hierher ins Königsfeld, sondern, so oft er Zeit dafür gewann auch zum Genuss des Königsfelder Brünndlbads, das als stärkender Gesundheitsbrunnen seinen Ruf behauptet. Es erhielt später den Namen Annabad.
Das wunderbare Heilwasser
Vor vielen, vielen Jahren, als noch der Urwald vom Schönhengstzug weit hinabreichte, durchstreifte unweit des Helters ein Ritter, der in der Nähe eine Burg besaß, hoch zu Ross den grünen Tann. In seiner Jugend war er ein vorzüglicher Jäger gewesen und auch nun hatte ihn wieder die Lust am Wald ins Freie gelockt, gleichwohl sich das Wild vor ihm nicht mehr zu fürchten brauchte, denn ein Augenleiden schwächte seine Sehkraft. Deshalb überließ er sich ganz der Führung seines edlen Tieres, das ihn bereits durch so manche Schlacht getragen hatte.
Plötzlich durchbrach der Schrei eines Raubtiers die Stille, Schrei und Widerhall machten das Pferd stutzig. Es scheute und sprengte in wilder Flucht durchs Dickicht. An einem Felsvorsprung stürzte es, da der Reiter es nicht mehr zu zügeln vermochte. Während der Ritter sich unter der Last des Pferdes mühsam emporarbeitete, zum Glück unbeschadet, drang das Plätschern fallenden Wassers an sein Ohr. Durstig geworden, wollte er sich laben. Sein scharfes Gehör führte ihn an einen Felsen, wo ein Wasserstrahl dem Berg entquoll. Einige Steine aus dem Spalt räumend, verstärkte der Ritter den Quell.
Mit frommem Staunen erblickte nun der Ritter in dem sich ergießenden Wasser das Bild der Gottesmutter. Schnell wusch er sein Antlitz im klaren Nass. Und, welch Wunder! Seine Sehkraft ward gestärkt. Voll Gottvertrauen und freudig in die Zukunft blickend, kehrte er gar oft an diesen heiligen Ort zurück und setzte seine Waschungen fort, die seine lang und bang gehegten Wünsche in Erfüllung gehen ließen: Bald konnte er wieder richtig sehen!
Auf Befehl des Ritters errichteten die Handwerker, dem Schöpfer zum Dank und der leidenden Menschheit zum Trost, eine Kapelle, ein Badehaus und überwölbten den Quell, dessen Murmeln noch heute dem Besucher dieses stillen Erdenwinkels ans lauschende Ohr schlägt. Die Kapelle wurde der Mutter Gottes Maria geweiht und das Heilbad zu Ehren der Mutter Marias Annabad genannt.