„Vielfalt statt Einfalt“, so lautet das Motto der Jugend- und Kulturorganisation der deutschen Minderheit in Tschechien, kurz: Jukon. Unter diesem Motto – Diversity Beats – stand auch die Party, die am vergangenen Samstag viele junge Leute im Prager Club swim zusammenkommen ließ. Zuvor stand eine Mitgliederversammlung auf der Agenda.
Jukon feiert in diesem Jahr also bereits ihr 20-jähriges Jubiläum. Während die konkrete Jugendarbeit eher in den einzelnen regionalen Verbänden der deutschen Minderheit in Tschechien geschieht, übt Jukon vor allem eine repräsentative Funktion aus und gibt der deutschsprachigen Jugend in Tschechien – als Jugendorganisation der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik – ein überregionales Gesicht. Bei Jukon können sich deutschsprachige Jugendliche aus Tschechien untereinander vernetzen, sich austauschen und nach außen hin sichtbar machen.
Die Veranstaltung vom vergangenen Samstag sollte laut Organisator Jonas Richter, ifa-Kulturmanager der Landesversammlung, vor allem auf die deutsche Jugend in Tschechien aufmerksam machen. Offen sei Jukon aber für alle, die Deutsch sprechen und sich der deutschen Minderheit in Tschechien gegenüber offen zeigen. Nicht zuletzt möchte Jukon die nationale Vielfalt in Tschechien betonen und ein Zeichen gegen Fremdenhass und Nationalismus setzen.
Den Anlass zu dem Treffen gaben aber nicht nur die Klänge elektronischer Tanzmusik, sondern Jukon hielt im Vorfeld auch eine Mitgliederversammlung ab. Zunächst verwiesen Martin Dzingel, Präsident der Landesversammlung, und Jonas Richter auf Herausforderungen, Perspektiven und konkrete Projekte für die kommenden Jahre. Erstmals mit dabei waren auch Mitglieder, die im Rahmen des Jugendvernetzungstreffens „mladí neklidní německy mluvící“ („jung, rastlos und deutschsprachig“) hinzugewonnen werden konnten (LandesEcho berichtete). Weitere Themen waren die Struktur von Jukon und die Wahl des Vorsitzenden, die in den kommenden Tagen – zum ersten Mal als Online-Abstimmung – stattfinden wird.
Bislang einziger Kandidat ist der gebürtig aus Iglau (Jihlava) stammende Michal Urban. Der 27-Jährige, der Germanistik und Kulturanthropologie studiert hat und nun in Olmütz (Olomouc) an seiner Dissertation über die Lage der deutschen Minderheit in Tschechien arbeitet, hat eine klare Vision von Jukon: „Ich glaube, man sollte bei den Jüngeren Interesse für ihre eigene Geschichte, Wurzeln und Identität wecken. Dadurch könnte man die Reihen der Jukon-Mitglieder erweitern. Lokale Geschichte, Kultur und Bräuche bieten sich als ein ideales Bindeglied zwischen der Mehrheitsgesellschaft und der Minderheit – dies sollte man meiner Meinung nach mehr nutzen. Sehr wichtig ist mir auch der Gedächtnis-Transfer zwischen den Generationen. Die Geschichte muss erzählt werden, nur so kann sie lebendig bleiben.“
Nach der offiziellen Mitgliederversammlung lockten Beats und Bässe auf die Tanzfläche. Bis in die frühen Morgenstunden elektrisierten die aus Leipzig angereisten DJs NINZE, Leon Kostner und Kirtac das Publikum und zelebrierten die Vielfalt mit elektronischen Klängen.