Mitte Juli hatten zwei deutsche Touristen einen Pfeiler der Prager Karlsbrücke mit einem Graffiti versehen. Vor wenigen Tagen hatten dann die Reinigungsarbeiten an dem historischen Bauwerk begonnen. Über Nacht jedoch war das Graffiti in einer Guerilla-Aktion entfernt worden. Nun hat sich der mysteriöse nächtliche Reiniger zu seiner Tat bekannt.
Erst gestern stellte sich heraus, wer hinter der Reinigung der Karlsbrücke steckt. In der Nacht auf Sonntag (28. Juli) hatte der Prager Reinigungsfachmann Miloslav Černý mithilfe der ihm zur Verfügung stehenden Technik eines Hochdruckreinigers und lediglich mit Wasser und Wasserdampf den Schriftzug an der Karlsbrücke entfernt.
In einem Interview mit dem Tschechischen Fernsehen sprach Černý, welcher bereits unzählige Graffitis innerhalb der Landeshauptstadt von Gebäuden und Denkmälern entfernt hat, von seiner Motivation, die Brücke zu reinigen. Laut seiner Aussage könne man Graffitis nur während eines Zeitraums von 14 Tagen ohne Chemie wirkungsvoll entfernen. Geplant war die vollständige Entfernung des Graffitis durch Experten aber bis Mitte August und der Zeitpunkt wäre somit überschritten gewesen. Der zeitlichen Knappheit wegen habe der Prager Reinigungsfachmann schließlich beschlossen einzuschreiten. Außerdem habe er der Karlsbrücke so schnell wie möglich ihre ursprüngliche Gestalt wiedergeben wollen.
Die Restauratoren und Denkmalschützer hatten zuvor von einer nicht fachgerechten Reinigung gesprochen – es waren Farbreste in den Fugen und auch auf den Steinen selbst verblieben. Da die Aktion in einer Nacht- und Nebelaktion stattgefunden hatte, wären laut Černý einige Überreste nicht zu sehen gewesen, zudem hätte er unter Zeitdruck gestanden. Noch am Montag wurde geprüft, ob das berühmte Bauwerk aus dem 15. Jahrhundert bei der Aktion Schaden genommen hatte. Das sei jedoch nicht der Fall gewesen.
Nun hat sich auch der Prager Oberbürgermeister Zdeněk Hřib zu der Angelegenheit geäußert. Er, der selbst der tschechischen Piratenpartei angehört, bezeichnete Černýs Vorgehen als ein wahrhaft „piratisches“ und schlug vor, dem Reinigungsfachmann eine entsprechende Entschädigung für die Reinigung auszuzahlen. Weiterhin wünscht sich Hřib für die Zukunft in solchen Fällen einen systematischen Ansatz, damit solche Guerilla-Aktionen nicht mehr stattfinden müssten. Zunächst ist dafür ein Workshop zur Entfernung von Graffitis geplant.
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Graffiti von der Karlsbrücke verschwunden
Mitte Juli berichtete das LandesEcho von einem rund fünf mal zwei Meter großen Graffiti an der Prager Karlsbrücke, welches für Aufsehen in der Tschechischen Republik gesorgt hatte. Nach diesem Vorfall hatten sich die Restauratoren zum Ziel gesetzt, den Schriftzug so schnell wie möglich zu entfernen. Das konnte aber scheinbar nicht schnell genug gehen – jemand kam den Experten mit der Reinigung zuvor.