Unsere WanderBloggerin erklimmt den Jeschken (Ještěd) und hat eine Begegnung dritter Art.
In Tschechien gibt es Orte, die jeden anziehen, egal ob jung oder alt, groß oder klein. So einer ist der Jeschken (Ještěd), der bei Reichenberg (Liberec) über das Land wacht und von weitem zu sehen ist.
Für mich als Gipfelstürmerin war klar, dass ich auch ihn einmal erklimmen musste und dies tat ich mit tatkräftiger Unterstützung. Gleich mit drei Generationen begaben wir uns auf diese Tour, dementsprechend waren auch die Anforderungen an meine Tourenplanung: wie stellt man fünf Personen aus drei Generationen zufrieden?
Wir waren uns einig, dass man einen solchen Berg wie den Jeschken auf jeden Fall zu Fuß hochkraxeln sollte. Wir wollten uns nicht den Touristen anschließen, die die Seilbahn nahmen.
Zuerst begaben wir uns in einen mysteriösen ehemaligen Steinbruch, wo wir uns wie in einem Dschungel fühlten. Wir standen zunächst auf dem Grund dieser Schlucht und folgten dann dem Weg rundherum auf den Rand nach oben, wo wir im Dunst Reichenberg erspähten.
Dann ging es weiter steil bergauf, wir brauchten all unsere Muskelkraft. Der Aussichtsturm des Jeschken war noch weit entfernt. Dafür kamen die Regenwolken näher und wir sahen, wie es in den Tälern rundherum zu regnen anfing. Doch wir blieben verschont.
Wir schlugen uns durch wilde Wiesen und passierten ein paar Quellen im Wald. Aber dann war er vor unserer Nase. Und mit uns die Zivilisation. Mit Autos, Fahrradfahrern und kläffenden Hunden strebten wir auf einer großen Straße dem Gipfel des Jeschken entgegen. Es war wie eine Wanderung zu einem außerirdischen Wesen. Die silberne Farbe des Turms glänzte, obwohl dunkle Wolken am Himmel klebten. Mit nassgeschwitzten T-Shirts erreichten wir den Gipfel und schnauften durch. Mir fiel gleich das Kind vom Mars auf, das dort im Schatten des Turms hockt. Konnte das sein, ein außerirdischer Ort in Tschechien?
Doch das eigentliche Highlight dieses Berges entdeckten wir beim Abstieg: eine Bergkette im Jeschken selbst, die Walliser Alpen! Kaum zu fassen, aber ohne weitere Anstrengung oder Schneeausrüstung standen wir vor dem Kleinen Matterhorn, dem Breithorn und Monte Rosa! Es lag zum Glück kein Schnee und wir genossen den Ausblick ins Tal: es war allerdings immer noch Reichenberg zu sehen und nicht die Schweiz oder Italien.
Es handelt sich in Wahrheit um eine krasse Felsenformation, die Vířivé kameny, auf Deutsch Wirbelsteine. Sie wurden von Kletterern aus Jeschken schon vor hundert Jahren nach den bekannten Alpengipfeln benannt. Mit der Bezwingung des Jeschken hatten wir also gleich auch noch die Walliser Alpen entdeckt!
Streckendaten
Distanz: 11km
Laufzeit: 4h
Höhenmeter: 541m
Ausgangspunkt: Horní Hanychov (Ober Hanichen)
Wegpunkte: Panský lom, muzeum horské služby, Čihadník, pramen Lesních panen, Ještěd, Nad Výpřeží, Malý Matterhorn, U Vířivých kamenů, Horní Hanychov
Anreise: mit Bus aus Pilsen über Prag nach Liberec
WanderBloggerin JANA HEENEN:
Das Leben ist eine Reise, auch für mich. Mein Name ist Jana, ich komme aus der Nähe von Krefeld in Westdeutschland und arbeite seit einiger Zeit in Pilsen (Plzeň) für den deutsch-tschechischen Jugendaustausch. Um Tschechien und seine Landschaft(en) kennenzulernen, begebe ich mich so oft wie möglich auf Wandertouren, beobachte die Natur, fotografiere, notiere und bewerte die Ausflugsziele. Gern ziehe ich mit anderen Naturfreunden los, um von ihnen zu lernen und mich mit ihnen über das Leben zu unterhalten. Wenn man geht, dann kann man besser nachdenken und kommt zu neuen Ideen! Ich möchte Sie nun gern daran teilhaben lassen und stelle dafür regelmäßig meine Wanderungen vor.
Sie sind herzlich eingeladen, Vorschläge zu machen, was es in Tschechien noch zu entdecken gibt! Diese können Sie gern an redaktion@landesecho.cz senden. Ich freue mich!
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