Im Goethe-Institut Prag macht zurzeit ein humanoider Roboter auf seiner Tour durch Europa Halt. In drei Sprachen haben Besucher die Möglichkeit, mit ihm zu kommunizieren, ein Quiz zu lösen oder eine Tanzeinlage zu bestaunen. Ein Jahr lang wird er verschiedene Städte bereisen und an jedem Ort mit neuen Fähigkeiten gefüttert.
Bereits seit Mitte der 1950er Jahre wird unter dem Begriff der „künstlichen Intelligenz“ nach Möglichkeiten geforscht, Maschinen zu entwickeln, die lernen und denken wie Menschen. Der Einsatz künstlicher Intelligenz im Alltag ist längst jedoch keine Zukunftsmusik mehr. In verschiedenen Teilbereichen unseres Lebens werden Abläufe bereits durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz optimiert: Wir lassen uns von Navigationssystemen an neue Orte führen oder erleichtern unseren Alltag mit Hilfe von Systemen der automatischen Sprachverarbeitung, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Roboter auf Europatour
Ein Teilbereich der künstlichen Intelligenz ist die Konstruktion von sogenannten „humanoiden Robotern“. Humanoide Roboter sind maschinelle Wesen, deren Gestaltung dem menschlichen Aussehen und Verhalten nachempfunden ist. In der Zukunft sollen diese uns nicht nur in praktischen Dingen unterstützen, sondern auch soziale Elemente in sich vereinen.
Zwei dieser menschenähnlichen Roboter sind seit Juni dieses Jahres in Europa unterwegs. Dabei handelt es sich um Exemplare der NAO-Roboter in der sechsten Generation, entwickelt von der Firma Soft Bank Robotics. Die rund 60 Zentimeter großen, fünf Kilogramm schweren Roboter verfügen über verschiedene programmierbare Elemente: Kameras, Mikrofone, Sensoren sowie berührungsempfindliche Flächen. Ihre Arme und Beine können in 25 verschiedene Richtungen bewegt werden. Außerdem sind sie mit Modulen zur Sprach-, Objekt-und Gesichtserkennung ausgestattet.
Im Rahmen des Projekts „Generation Algorithmus“, das Teil des Kulturprogramms der deutschen EU-Ratspräsidentschaft ist, schickt das Goethe-Institut die beiden Roboter auf Europareise und bietet ihnen unter dem Motto „Robots-in-Residence“ an verschiedenen Standorten vier- bis sechswöchige Residenzen, die sie mit anderen Ländern und Kulturen vertraut machen sollen. Ihre Reise startete in der Zentrale des Goethe-Instituts in München, wo sie mit einer Grund-Programmierung ausgestattet wurden. An jedem Ort, den sie besuchen, werden sie von lokalen Programmierern und Programmiererinnen empfangen und mit neuen Fähigkeiten angereichert. Zurzeit macht einer der beiden Roboter im Goethe-Institut Prag Halt und hat bereits einiges an Fähigkeiten dazu gewonnen. „Die NAO-Roboter können sich vorstellen, ein paar Sätze über die Städte sagen, in denen sie waren, Witze erzählen oder einen kurzen Tanz aufführen“, erklärt die Programmiererin Kateřina Kubecová von der Technischen Universität Prag. „Er reagiert auf Berührungen oder auf ein gesprochenes Wort, er kann gut erzählen“, fügt Kubecová hinzu. Nach seinem Aufenthalt in Prag wird er nach Warschau weiterreisen und bis zum Sommer 2021 an verschiedenen Stationen neue Fähigkeiten erlernen.
Der Roboter und seine Programmiererin Kateřina Kubecová. Foto: Lara Kauffmann
„Generation A=Algorithmus“
Mit dem Projekt „Generation A=Algorithmus“ eröffnet das Goethe-Institut die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit den Veränderungen, die der Einsatz von Künstlicher Intelligenz auf unser gesellschaftliches Zusammenleben haben wird. Dabei geht es vor allem darum, Themen aus einem exklusiven akademischen Kontext in breite Gesellschaftsschichten zu tragen und Menschen zur kritischen Reflexion und Auseinandersetzung mit Chancen und Gefahren künftiger Entwicklungen anzuregen. In verschiedenen Formaten wird ein europaweiter Dialog über künstliche Intelligenz und den Zusammenhang zwischen Kunst und Technik angestoßen, beispielsweise in Form von „Couch Lessons“ oder dem „Robots-in-Residence“ Programm. „Es geht darum, wie wir künstliche Intelligenz in der Zukunft einsetzen werden“, bemerkt auch Kateřina Kubecová.
Wer auf den Roboter treffen möchte, hat hierzu noch am Freitag, den 25. September von 14 bis 17 Uhr im Goethe-Institut Prag die Möglichkeit. Danach wird er an verschiedenen Stationen in Europa anzutreffen zu sein.