Die Mariensäule auf dem Prager Altstädter Ring steht wieder. Am Donnerstagmittag hievte ein Kran den längsten Teil der Säule auf den Sockel, kurz darauf auch die Marienfigur.
Durch die Corona-Pandemie und den daher ausgebliebenen Ostermarkt auf dem Altstädter Ring (Staroměstské náměstí) ging alles viel schneller als gedacht. „Die Bildhauer trafen sich heute um sieben Uhr morgens im Depot in Dobřichovice, wo sie das korinthische Kapitell aufluden und zum Platz transportierten“, berichtete Karel Kavička, Sprecher der „Gesellschaft für die Erneuerung der Mariensäule“, die sich seit den frühen 1990er Jahren für die Erneuerung der 1918 geschleiften Säule einsetzte. Das Kapitell war eines der wenigen erhaltenen Teile der ursprünglichen Mariensäule.
Am Donnerstagnachmittag war es soweit und die Säule steht seitdem wieder auf dem Altstädter Ring neben dem Hus-Denkmal und mit der markanten Kirche der Jungfrau Maria vor dem Teyn (Chrám Matky Boží před Týnem) im Hintergrund. Bereits am Mittwoch wurde mithilfe eines Krans der untere Teil der Säule aufgestellt. Die Arbeiten begannen Mitte Februar, nachdem Ende Januar eine Mehrheit der Prager Stadträte für den Wiederaufbau der 14 Meter hohen Säule stimmte.
Die Mariensäule ist umstritten. Die Befürworter halten die in der Mitte des 17. Jahrhunderts von den Habsburgern errichtete Säule – als Dank gegen die erfolgreiche Verteidigung der Stadt gegen die Schweden – für ein Meisterwerk der barocken Baukunst. Die Gegner sehen in der Säule aber ein Symbol der Habsburger Monarchie und damit der Unterdrückung des tschechischen Volkes sowie als Ausdruck einer ihrer Meinung nach intoleranten Rekatholisierung des Landes.
Das Aufstellen dauerte neun Stunden
Auch wenn die Säule insgesamt viel schneller errichtet wurde als ursprünglich geplant (die Säule sollte nach altem Zeitplan erst im September aufgestellt werden), kam es am Donnerstag beim Aufstellen der Säule zu Verzögerungen. Zuerst gab es Komplikationen bei der Übertragung der Marienfigur von der Nordwand der Kirche der Jungfrau Marie vor dem Teyn, wo sich die Kopie der ursprünglichen Figur schon seit 2003 befand. Dann mussten die Arbeiten aufgrund von Platzregen unterbrochen werden bis die Säule samt Marienfigur schließlich auf dem Sockel thronten. „Nach dreiundzwanzig Jahren habe ich jetzt ein schönes Gefühl, aber ich muss sagen, dass ich es die ganze Zeit über hatte. Die Arbeit am Stein dauert lange und der Mensch muss Freude daran haben, sonst könnte er es nicht zum Ende bringen“, sagte der Bildhauer und Schöpfer der Replik Petr Váňa während der Abschlussarbeiten.
Laut Váňa müsse aber noch das Pflaster um die Säule herum angeglichen werden. Spätestens Mitte August sollen die Arbeiten dann komplett abgeschlossen sein.
Bereits mehrere Versuche der Wiedererrichtung
Bereits seit den frühen 1990er Jahren setzte sich die „Gesellschaft für die Erneuerung der Mariensäule“ für die Rückkehr des Wahrzeichens auf den Altstädter Ring ein. Im November 1993, am 75. Jahrestag der Schleifung, brachte die Organisation im Pflaster des Altstädter Rings eine Gedenkplatte an, die die Aufschrift trug: „Hier stand die Mariensäule und wird wieder stehen“. Die Wörter „und wird wieder stehen“ mussten auf Verlangen der damaligen Prager Stadtregierung wieder entfernt werden.
Zwischen 1997 und 2007 schuf der Bildhauer Petr Váňa eine Kopie der barocken Säule, deren Aufstellung zuletzt im Mai 2019 scheiterte. Petr Váňa hatte damals bereits mit Freiwilligen begonnen, das Pflaster auf dem Altstädter Ring aufzubrechen, als die Polizei den Vorgang unterband. Es gab im Jahr 2017 zwar eine Baugenehmigung, aber der Prager Magistrat verhinderte schließlich die Wiedererrichtung.