Wertvolle Schätze, die nur an Ostern gefunden werden können, liegen im Kuhländchen verborgen - Foto: Tomáš Kubelka/www.carokraj.cz

Ostern war früher – wie auch heute – das bedeutendste Fest im Christentum. So haben sich rund um das Osterfest viele Bräuche und Traditionen entwickelt, die mit Leben und Tod, Trauer und Freude, Hoffnung und Neubeginn sowie Dunkelheit und Licht zusammenhängen. Im Kuhländchen gibt es Sagen von verborgenen Schätzen, die man nur zur Osterzeit finden konnte.

Der Schatz im Dorniakhügel

Auf dem Dorniakhügel bei Altstadt (Staré Město) stand einst eine Burg, die in der Zeit der Mongolenstürme zerstört worden sein soll. Als Zeugen ihres Bestehens wahrt man heute nur noch einen Wallgraben und einen verfallenen Brunnen, der einst sehr tief gewesen sein soll. Heute ist er fast ganz verschüttet. Man erzählt, dass in ihm unter einer mächtigen Steinplatte ein großer Schatz verborgen liege. Wer ihn heben will, dürfe bei dieser Arbeit kein Wort sprechen.

Wiederholt soll von beherzten Männern danach gegraben worden sein, jedoch immer vergebens. Nahe dem Ziel, gewöhnlich beim Heben der schweren Platte, fiel in der Erregung ein Ruf, worauf das ausgehobene Erdreich mit donnerähnlichem Getöne auf seinen früheren Platz rollte. Die zu Tode erschrockenen Schatzgräber standen wieder oben und brachten, die Nutzlosigkeit ihres Tuns erkennend, nie mehr wieder den Mut auf, die Arbeit von vorne zu beginnen.

Zu gewissen Zeiten, so am Palmsonntag während der Wandlung in der Frühmesse, soll der Schatz neben dem offenen Brunnen in einer eisernen Truhe stehen, die von einer schwarzen Katze bewacht wird.

Einmal ging eine Frau mit ihrem Kinde zur Kirche. Weil es schon spät war, nahm sie den Weg über den Hügel und fand darauf die offene Truhe. Rasch entschlossen raffte sie Geld und Edelsteine in ihre Schürze, setzte den Knaben in die Truhe und eilte heim. Als sie zurückkehrte, um das Kind zu holen, waren die Truhe mit dem Kleinen sowie die Katze verschwunden. Alles Weinen und Klagen, alles Rufen und Bitten war vergebens. Die Frau musste ohne ihren Liebling nach Hause gehen.

Als sie ein Jahr später wieder über den Dorniakhügel zur Frühmesse schritt, stand die Truhe abermals offen da. Ihr Knabe lebte noch, war jedoch sehr abgemagert. Das Fauchen der Katze, die ihr ins Gesicht zu springen drohte, nicht achtend, ergriff sie den Jungen und lief, ihn hochbeglückt an ihre Brust drückend, heim.

Die Schätze im Milichberg bei Odrau

Auf dem Milichberg (benannt nach dem Grätzer Burggrafen Milich) bei Odrau (Odry) soll vor Zeiten ein Schloss gestanden haben, das wegen der Lasterhaftigkeit seiner Bewohner versank. Große Schätze verschwanden mit ihm im Schoße der Erde. In der Mitternachtsstunde von Ostersamstag auf Ostersonntag hält bei der Kapelle im Scheuergrund ein feuriger Stier zwei Schlüssel im Maule, welche die beiden Türen öffnen, die zu den Schätzen führen. Hat man vor Ablauf der Mitternachtsstunde das Gemach, in welchem sie liegen, verlassen, so wird man von einem Priester, dem „Mönchpater“, bis zur Kapelle zurückgeleitet.

Das Entenbrünnlein

Von Neudek (Nejdek) zieht mitternachtswärts zwischen mäßig hohen, waldbedeckten Bergen ein lieblich ernstes Tal auf, der Radetschkogrund. Benannt ist es nach einem Schlösschen, das einst dort stand. Wenn man durch dieses Tal aufwärts wandert, sieht man zur Rechten am Fuße eines Berges ein Brünnlein. Das Volk der umliegenden Orte nennt es das „Entenbrünnlein“. Es wird erzählt, dass am Palmsonntag, wenn in der Kirche die Leidensgeschichte des Herrn gelesen wird, auf dem Wasserspiegel eine Ente erscheint, die einen goldenen Schlüssel im Schnabel trägt. Wer zu dieser Zeit anwesend ist, kann den Schlüssel nehmen und mit ihm den Berg öffnen. Dort soll es Schätze an Gold und Silber in Fülle geben. Doch darf man nicht zu habgierig sein. So kann es geschehen, dass man sich noch darin aufhält, wenn der Priester die Passion beendet hat. Im selben Augenblicke schließt sich der Berg und man müsste ein ganzes Jahr bis zum nächsten Osterfest darin verbleiben.

Die Schätze des Hornberges

In Ungarn waren einst mährische Räuber gefangen, die hingerichtet werden sollten. Als der erste von ihnen unter dem Galgen stand, bat er, eine Frage an das umstehende Volk richten zu dürfen, was die Richter gestatteten. So erkundigte er sich, ob jemand aus Mähren anwesend sei, sodass eine Nachricht in dieses Land gelangen könne. Ein alter Bettler meldete sich mit den Worten: „Ich bin ein Mährer, was hast du mir anzuvertrauen?“

„Im Hornberge bei Wernsdorf (Veřovice) sind große Schätze verborgen. Wer in der Karfreitagsnacht mit einer eisernen Stange den Titschbach aufwärts bis zu einem Loch geht, das sich links im Felsen befindet, und die Stange hineinstößt, dem öffnet sich der Berg und er kann von den Kostbarkeiten darin so viel nehmen wie ihn nur gelüstet“, sprach der Räuber.

Auf seiner Wanderung kam der Bettler in den Domorazwald. Er hatte Hunger und bat einen Bauer um Brot, das dieser ihm auch gab. Nachdem er gegessen hatte, sprach er von den Schätzen im Hornberge.

Der Bauer, der sehr arm war, forschte, wann immer er Zeit fand, nach dem vom Bettler bezeichneten Loche. Nachdem er es entdeckt hatte, ging er mit seinen drei Söhnen in einer Karfreitagsnacht hinaus, um die Schätze zu heben. Mit Gold und Silber reich beladen, kehrten die Männer heim. Am anderen Tage aber befiel sie die Furcht, dass denjenigen, der etwas davon nehme, ein großes Unglück treffe. Unberührt blieb der Schatz in der Truhe liegen, bis er in der nächsten Karfreitagsnacht plötzlich verschwand. Bei dem Bauern und seinen Söhnen herrschte bald darauf ein noch größeres Elend als zuvor.

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