In der Lausitzer Bergwelt ist eine zoologische Sensation gelungen: Erstmals seit Jahrzehnten wurde das Vorkommen der Wildkatze eindeutig genetisch nachgewiesen – und sie pflanzt sich dort sogar wieder fort. Für den Schutz gefährdeter Arten liefert das neue Hoffnung.

Wissenschaftler der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik haben bestätigt, dass im Grenzgebiet zwischen Aussig an der Elbe (Ústí nad Labem) und Reichenberg (Liberec) wieder eine seltene Wildkatze lebt. Genetische Analysen von Fell- und Kotproben belegen die Anwesenheit eines männlichen Tieres, das sich in diesem Jahr nachweislich fortgepflanzt hat. Die Art galt in Tschechien lange als ausgestorben und ist heute streng geschützt. Die Funde markieren einen wichtigen Erfolg für den Naturschutz und die Überwachung der Region.

Von ersten Spuren zu genetischen Beweisen

Den Ausgangspunkt bildeten 2022 Spuren im Schnee, die von Freiwilligen der Wolfs- und Luchspatrouillen entdeckt wurden. Da sich Abdrücke von Wild- und Hauskatzen kaum unterscheiden lassen, war zunächst unklar, ob es sich um einen Zufallsfund handelte. Wildkameras des Projekts „Regenbogenbewegung“ lieferten später jedoch die ersten Bilder – unter anderem von einem Männchen, das inzwischen den Namen Jonáš trägt.

In diesem Jahr gelang der endgültige Nachweis: Neun genetische Proben wurden gesammelt und drei davon erfolgreich analysiert. Sie alle stammten von Jonáš, wie die Zoologin Jarmila Krojerová berichtet. Auch ein Weibchen wurde gefilmt, das im Frühjahr mindestens drei Junge zur Welt brachte. Für deren genetische Bestätigung fehlen bislang aber noch geeignete Proben.

Rückkehr einer ausgestorben geglaubten Art

Die Wildkatze verschwand im 19. und 20. Jahrhundert weitgehend aus den tschechischen Wäldern. Grund dafür waren vermutlich die Umwandlung naturnaher Wälder in Monokulturen, intensive Landwirtschaft und Jagd. Heute zählt sie zu den seltensten Säugetieren des Landes und steht auf der Roten Liste. Ihre Rückkehr ist ökologisch besonders bedeutsam: Als Jäger kleiner Nagetiere stabilisiert sie Waldökosysteme, schützt junge Bäume vor Verbiss und hilft, Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen zu verringern.

Neben der Lausitzer Bergwelt gibt es inzwischen weitere bestätigte Vorkommen, etwa im Duppauer Gebirge (Doupovské hory), im Böhmerwald oder an der mährisch-slowakischen Grenze. Für die Forscher ist die Entdeckung ein wichtiger Schritt. Sie zeigt, dass intakte Lebensräume und der gezielte Schutz natürlicher Ökosysteme seltene Arten zurückbringen können.

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