Schmidts Kater Lojzl. Zeichnung: Jiří Bernard

Čauky mňauky, allerseits! Ich wünsche Ihnen allen einen tollen Sommer! Und ich bin sicher, dass Sie einen sehr viel schöneren Sommer genießen können als ich. Ich nehme mir jedes Jahr vor, den Sommer ebenso zu genießen, wie die Zweibeiner, beispielsweise mein Dosenöffner, der Herr Schmidt. Doch mein guter Vorsatz scheitert regelmäßig an der Unmenge an Arbeit, die mir die üblichen Verdächtigen aufbrummen. Vor allem der Herr Rommel, also der Chefredakteur dieses mit Abstand hübschesten Monatsjournals für Katzen, Politik und Nachbarschaft. 

Aber denkste, wie die Berliner Katzen sagen würden. Ich muss auch mitten in der Hitze des Prager Sommers mein Hirn bis zur Endlosigkeit anstrengen, um jeden Monat, also auch im Juli und August, meinem Butler, dem Herrn Schmidt, einen sinnvollen Text zu diktieren, der auf das Wohlwollen von Ihnen, den Lesern, trifft. Das ist ziemlich ungerecht, weil ich im Sommer eh schon den ganzen Tag über total gestresst bin. Vom Fressen, Verdauen, Schlafen, Fliegen fangen, Schlafen, Gartenblumen zertrampeln, Fressen, Verdauen, Mäusen beim Spielen zusehen, Schlafen. Nach so einem durchschnittlichen Tag ist man fix und fertig. Der beginnt schon morgens zwischen 3 und 4, wenn ich von meinen nächtlichen Geschäften zurückkehre und mit freudigem Gebrüll auf meinen tief in seinem Bett schlafenden Butler springe. Gerade wenn mein Butler noch einmal eingeschlummert ist, mache ich ihm mit meiner rechten Vorderpfote im Gesicht deutlich, dass Zeit für das Frühstück ist. Nach dem Verzehr desselben bin ich so kaputt, dass ich wieder in einen Tiefschlaf falle. Wohl wissend, dass mein Butler in dieser Zeit an seiner Presseschau arbeitet. Schließlich hat er Geld zu erarbeiten, damit Frau Merkel und ich auch morgen und übermorgen nicht des Hungers sterben müssen.        

Wenn mein Butler seine Arbeit beendet hat, neigt er gern dazu, auch noch einmal in sein Bett zu hüpfen. Das freilich ist dann von mir belegt. Und ich hasse es, um es vorsichtig auszudrücken, wenn ich ihm in seinem Bett auch etwas Platz einräumen soll. Dabei reißt er mich mit unschöner Regelmäßigkeit aus meinem süßen Schlaf. Er fuhrwerkt so lange mit seinen Beinen unter der Bettdecke herum, bis ich am ganzen Katzenkörper schlimme blaue Flecke davontrage. Die Veterinäre – also die Viehdoktoren – nennen diese blauen Flecken in ihrer neunmalklugen Art gern „Hämatome“. Richtig peinlich ist es mir, wenn meine Kumpelinen und Kumpel meine blauen Flecke unter meinem Fell durchschimmern sehen und mich darauf ansprechen. Sie denken, die stammen von meiner Mitbewohnerin und gebürtiger Mutter, Schmidts Katze Frau Merkel. Und welcher ausgewachsene Kater gibt schon zu, ab und an immer noch einen hinter die Ohren zu bekommen, ausgerechnet von der gebürtigen Mama. 

Wenn ich im Kumpelkreis erzählen würde, dass es in Wahrheit der Herr Schmidt ist, der mir beispielsweise im Streit um das Bett blaue Flecke und schlimme Dellen zufügt, kommt aber auch nix Gutes bei rum. Einige meiner Katzenfreunde sind in ihren Ansichten ziemlich radikal. Die schütteln gern über meine Langmütigkeit gegenüber meinem Herrn Schmidt den Kopf. Und dann kommen Sprüche wie: „Ich hätte ja wegen der Wohnung und der ganzen hübschen Schlafplätze dort längst auf Eigenbedarf geklagt.“ Das bringt mich keinen Dezimeter weiter. Ich will ja meinen Herrn Schmidt nicht verklagen. Und schon ganz und gar nicht verlieren. Manchmal ist er ja auch ganz nützlich. Etwa, wenn ich ihm meine Kolumne diktieren kann. Dann überstehe ich sogar den Sommer, auch wenn ich gar nicht weiß, wie ich die viele Arbeit in meinem schon äußerst ausgelasteten Tag unterbringen kann. Čauky mňauky!

Schmidts Kater Loisl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt


Dieser beitrag erschien zuerst in der landesecho-ausgabe 7/2025

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