Im Oktober lag die Arbeitslosenquote in Tschechien bei 3,5 Prozent und war damit um 0,1 Prozentpunkte niedriger als im Vormonat. Vor dem Hintergrund der sinkenden Wirtschaftskraft zeigen sich Experten von den Daten überrascht.

Die Arbeitslosenquote in der Tschechischen Republik ist im Oktober auf 3,5 Prozent gesunken, was um 0,1 Prozentpunkt niedriger ist als im September und August. Bis Ende Oktober suchten 260.641 Menschen über die Arbeitsämter nach einer Stelle, was 2379 weniger sind als im Vormonat. Gleichzeitig gab es einen Rückgang bei den offenen Stellen um 1499 auf 280.496. Diese Daten wurden vom Arbeitsamt der Tschechischen Republik veröffentlicht, nach dem die Arbeitslosigkeit in Tschechien die niedrigste in der gesamten Europäischen Union sei. Im Oktober des letzten Jahres betrug die Arbeitslosenquote in der Tschechischen Republik ebenfalls 3,5 Prozent. Laut von der Europäischen Kommission veröffentlichten Daten betrug im September 2023 die durchschnittliche Arbeitslosenquote im Euroraum  6,5 Prozent. Am niedrigsten war die Quote dabei in Tschechien, Malta und Polen, am höchsten in Spanien (12 Prozent), Griechenland (10 Prozent) und Schweden (7,8 Prozent).

Höchste Arbeitslosigkeit in Nordböhmen 

Im Oktober lag die höchste Arbeitslosenquote in der Aussiger Region (Ústecký kraj) bei 5,4 Prozent. Im Gegensatz dazu betrug die niedrigste Arbeitslosenquote 2,6 Prozent in den Regionen Zlin (Zlínský kraj), Südböhmen (Jihočeský kraj), Pilsen (Plzeňský kraj) und Hochland (Vysočina). Die Arbeitslosenquote ging in allen Regionen im Vergleich zum Vormonat zurück, besonders stark in Prag. Die Hauptstadt verzeichnete auch den größten Rückgang im Jahresvergleich um 0,3 Prozentpunkte.

Auf eine freie Stelle kamen im Oktober in Tschechien 0,9 Arbeitsuchende. Das höchste Überangebot an Arbeitskräften gab es im Kreis Karwin (Karvinsko) mit fast zehn Arbeitsuchenden pro Stelle. Im Gegensatz dazu gab es im Kreis Jungbunzlau (Mladoboleslavsko) am wenigsten Arbeitslose im Verhältnis zum Stellenangebot, nämlich 0,2 Arbeitsuchende pro Stelle.

Insbesondere Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe suchen derzeit Mitarbeiter. Langfristig sind Unternehmen auf der Suche nach qualifizierten Handwerkern.

Die Zahl der Menschen in den Arbeitsagenturen umfasst auch Arbeitslose, die nicht sofort eine Arbeit aufnehmen können. Dazu gehören Menschen in Umschulungskursen, nicht erwerbstätige Frauen im Mutterschaftsurlaub, Häftlinge oder arbeitsunfähige Personen. Im Oktober gab es in Tschechien 237.303 Arbeitsuchende im Alter von 15 bis 64 Jahren, die sofort arbeiten konnten.

123.000 Ukrainer arbeiten in Tschechien

In den kommenden Monaten wird die Arbeitslosigkeit voraussichtlich aufgrund des Rückgangs saisonaler Arbeiten steigen, was der klassischen Entwicklungskurve entspricht, so das Arbeitsamt. Die Situation kann trotz der aktuellen Stabilisierung weiterhin durch wirtschaftliche und soziale Veränderungen sowie die Entwicklung des Kriegs in der Ukraine beeinflusst werden.

Nach den Daten des Arbeitsamtes haben seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar letzten Jahres 330.511 Ukrainer in der Tschechischen Republik einen temporären Schutzstatus erhalten. Einige von ihnen sind bereits nach Hause zurückgekehrt oder haben ihre Arbeit aufgegeben. Ende Oktober arbeiteten 123.309 von ihnen in der Tschechischen Republik, hauptsächlich in Mittelböhmen, in der Pilsener Region und in der Hauptstadt. Die meisten arbeiten als Montagearbeiter, im Bauwesen, in der Produktion, im Transport oder als Maschinenbediener.

Experten von den Daten überrascht

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit von 3,6 Prozent im September auf 3,5 Prozent im Oktober ist angesichts des Rückgangs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im dritten Quartal überraschend. Von der Tschechischen Nachrichtenagentur befragte Analysten stimmten dem zu. Sie sagten jedoch, dass die Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten steigen könnte, wenn die Rezession anhält und die Unternehmen aufgrund der erwarteten Energiepreise mit höheren Kosten konfrontiert werden.

„Diese Entwicklung ist einigermaßen überraschend, da das BIP im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal und zum Vorjahr gesunken ist. Die Wirtschaft hatte mit einem geringeren Verbrauch der privaten Haushalte und einer schwächeren Nachfrage zu kämpfen, was sich in den meisten Sektoren wie Industrie, Handel, Verkehr, Beherbergung und Gastgewerbe negativ niederschlug. In der Industrie zum Beispiel ist die Rezession langanhaltend und der Einschnitt vertieft sich“, kommentierte CEO des Unternehmens Randstad Martin Jánský den monatlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Ihm zufolge scheinen positive Faktoren wie die vorweihnachtlichen Stellenausschreibungen in der Logistik und im Online-Handel überwogen zu haben.

„Obwohl die tschechische Wirtschaft in diesem Jahr keine starke Leistung in Bezug auf das BIP zeigt, ist der Hunger nach Arbeitskräften immer noch da, obwohl ein leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit wahrscheinlich natürlicher wäre“, sagte Radomír Jáč, Chefökonom bei Generali Investments CEE. „Am Ende des Jahres können wir aufgrund der Verlangsamung der Saisonarbeit und des Auslaufens befristeter Verträge mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosenquote rechnen, aber sie sollte unter vier Prozent bleiben“, fügte er hinzu.

Quelle: ČTK

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