Die Glashütte in Harrachsdorf (Harrachov) ist seit 310 Jahren ununterbrochen in Betrieb. Aufgrund der hohen und weiter steigenden Energiepreise kündigte der Besitzer eine Betriebspause von zwei Monaten an, machte nun allerdings einen Rückzug vom Rückzug.
An der Grenze zu Polen im Riesengebirge befindet sich die Landstadt Harrachsdorf (Harrachov). Der Ort, der sonst für seine Skisprunganlagen bekannt ist, war nun kurz davor, eines seiner Wahrzeichen an die Energiepreiskrise zu verlieren, die älteste Glashütte Tschechiens.
Einstellung des Betriebs wäre günstiger
In der vergangenen Woche kursierte die Meldung bereits in der tschechischen Medienlandschaft. Die seit 310 Jahren ununterbrochen betriebenen Glashütte sollte bis zum Ende des Jahres den Betrieb einstellen. „Es stimmt, dass wir durch die Schließung der Glasfabrik bis Ende des Jahres erheblich sparen würden“, erklärte der Eigentümer František Novosad. Dies hätte allerdings auch bedeutet, dass seine Mitarbeiter zwei Monate ohne Gehalt hätten auskommen müssen. „Also habe ich es mir noch einmal überlegt. Ich will das den Mitarbeitern nicht antun, also schicken wir niemanden zum Arbeitsamt“, so Novosad.
Grund für die Überlegung war die Energiepreiskrise. Die Öfen benötigen große Mengen an Energie, sie müssen auf etwa 1.450 Grad erhitzt werden. Im Jahr verbraucht die Glashütte rund 8000 Megawattstunden Gas, die Kosten hierfür stiegen von 4,5 Millionen Kronen (ca. 180.000 Euro) im letzten Jahr auf bereits über 20 Millionen (ca. 820.000 Euro). Eigentlich zu teuer für den Unternehmer, der die kommenden beiden Monate nun mit einem Kredit überbrückt. Für das Jahr 2023 konnte er bessere Energiepreise vereinbaren, ab Januar wäre er auch nach dem ursprünglichen Plan wieder in Betrieb gegangen. Die Öfen herunterzufahren ist nicht einfach und dauert ungefähr 14 Tage, andernfalls würden sie Risse bekommen.
Staatliche Hilfszahlungen lassen auf sich warten
Auch der aktuelle Rückgang der Gaspreise trug zum Rückzug vom Rückzug bei. Im Moment liegen die Preise wieder an der Grenze des Finanzierbaren für die Hütte im Riesengebirge. „Wir hoffen, dass es bis Ende des Jahres so weitergeht und dass es sich nicht nur um eine kurzfristige Fluktuation handelt“, so Novosad. Gleichzeit bemängelte er die staatlichen Hilfsleistungen. Die Regierung hatte Hilfen für energieintensive Betriebe vereinbart, bisher wird das Programm allerdings noch vorbereitet und die benötigten Gelder fließen nicht.
Die Glashütte ist einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region. Die Gehälter seien auch so bereits niedrig und die Arbeitnehmer hätten bereits zu kämpfen, erklärte Hana Veselá, Pressesprecherin der Stadt. Ein Ausfall von zwei Monaten würde sie unter den Umständen der aktuellen Energiekrise und Inflation besonders hart treffen.