Volkswagen zieht das Flughafengelände in Líně bei Pilsen (Plzeň) für die Errichtung einer „Gigafactory“ in Betracht. Einwohner und Gemeinden haben Vorbehalte gegen die Pläne des Automobilkonzerns, auch die Piloten des Flugsportvereins protestieren.
Neben einem südkoreanischen Konzern zieht auch Volkswagen die Tschechische Republik als möglichen Standort für eine „Gigafactory“ in Betracht. Den Namen „Gigafactory“ prägte der US-amerikanische Automobilherstellen Tesla. Dieser bezeichnet damit seine Großfabriken für Elektro-Autos.
Wettbewerbsfähig trotz Abhängigkeit von Automobilindustrie
Tschechien verhandelt momentan mit zwei Konzernen über Großfabriken zur Herstellung von Batterien für Elektro-Autos. Einer davon ist VW, der deutsche Automobilkonzern hat insgesamt drei mögliche Standorte in Mitteleuropa im Blick. Darunter ist auch das Flughafengelände in Líně bei Pilsen. Sollte das VW-Werk tatsächlich nach Tschechien kommen, so soll es zu diesem Gelände keine Alternative geben. „Wir haben es uns nicht ausgesucht. Leider gibt es in Tschechien keinen anderen Ort“, so Martin Jahn, Vorstand von Škoda Auto, gegenüber der Nachrichtenagentur ČTK. Dies läge daran, dass die Tschechische Republik seit fast 20 Jahren keine großen Industriegebiete vorbereitet hätte. Škoda Auto gehört seit dem Frühjahr 2000 vollständig zur Volkswagen AG.
Im Programm der aktuellen Regierung nimmt die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit eine zentrale Stellung ein. Das VW-Großwerk sei hier von grundlegender Bedeutung für die Tschechische Republik, erklärte Premier Petr Fiala (ODS). Tschechien ist größtenteils von der Automobilindustrie abhängig. Die „Gigafactory“ soll laut Premier Fiala den Erhalt und Wandel dieses Industriezweigs in Tschechien ermöglichen.
Sorgen und Protest in den Kommunen
Gegen diese Pläne formiert sich allerdings erster lokaler Widerstand. Die Kommunen erklärten auf einer Sitzung der Handelskammer, dass sie sich gegen den Bau wehren werden. Sie wollen keine Hochspannungsmasten in ihrer Nähe. Zudem wolle man keine Leiharbeiter in den Dörfern, wie dies in anderen Industriegebieten der Fall sei. Dieser Angst will der Automobilkonzern den Wind aus den Segeln nehmen, das Werk würde tausende Arbeitsplätze für Fachkräfte schaffen. „Es ist eine Investition in die Zukunft der Automobilindustrie. Die Produktion ist hochautomatisiert und sehr effizient. Dort arbeiten nur hochqualifizierte Mitarbeiter. Die Vorstellung, dass es unqualifiziertes Agenturpersonal geben wird, ist völlig falsch“, so Jahn.
Industrie- und Handelsminister Jozef Síkela (STAN) zog auch eine Enteignung als letztes Mittel im Falle einer Blockade durch die Gemeinden in Betracht. Eine Aussage, die bei den Lokalpolitikern für Verstimmung sorgte. Auch der hohe Energieverbrauch eines möglichen Großwerkes bereitet ihnen Sorgen. Die „Gigafactory“ benötigt ein 1,5-mal so viel Strom wie die gesamte Region Pilsen. Auch die lokalen Flugsportvereine und Flugschulen sprachen sich gegen das Vorhaben aus. Sie protestierten vergangenen Dienstag bereits vor der Deutschen Botschaft und riefen zu einer weiteren Kundgebung auf dem Flugplatz auf. Sie wollen den Flughafen weiterhin nutzen können.