Die Kaufkraft spaltet Europa noch immer in Ost und West. Große Lohnunterschiede aber geringe Varianzen bei den Preisen sind der Grund hierfür. Dabei zeigt sich, dass die Menschen in Tschechien immer ärmer werden.

Das Online-Nachrichtenportal Seznam Zprávy verglich verschiedene Zahlen der EU und führte durch seine Recherchen zu Tage, dass die wirtschaftliche Situation der Europäer die Union noch immer in Ost und West entlang der Grenzen des ehemaligen eisernen Vorhangs spaltet.

EU hat einen Einkommens-Ostblock

Die Grundlage der Berechnungen ist der Medianlohn. Das bedeutet, dass genau die Hälfte der Bevölkerung mehr, beziehungsweise weniger als diesen Wert verdient. Zeichnet man diese Gehälter auf einer Karte der EU ein, so zeigt sich deutlich eine Spaltung zwischen Ost und West. Auch Tschechien liegt dabei klar im Einkommens-Ostblock des Staatenverbunds.

Doch nicht nur die Gehälter sind unterschiedlich, sondern auch die Preise. In Ländern mit höheren Einkommen kosten Waren auch mehr. Wieviel das verdiente Geld am Ende wert ist, entscheidet also, wieviel davon gekauft werden kann. Dieser Wert nennt sich Kaufkraft. Auch hier zeigt sich, dass die Preisunterschiede die Lohnunterschiede nicht ausgleichen. Die Europäer auf der östlichen Seite des ehemaligen eisernen Vorhangs können sich weit weniger leisten als beispielsweise die Einwohner von Deutschland, Österreich oder Frankreich.

Drogerien in Tschechien mehr als doppelt so teuer

Auf der Karte ist auch bei der Kaufkraft ein Unterschied zwischen Ost und West erkennbar, die Menschen im Osten Europas sind de facto noch immer ärmer. Nur Portugal und Griechenland befinden sich von den ehemaligen westlichen Staaten auf ähnlich niedrigem Niveau. Neben den unterschiedlichen Gehältern liegt das auch an den Preisen. Lebensmittel und andere Waren in großen europäischen Ketten sind in Deutschland oft günstiger als in Tschechien. Der Einkauf in der Drogeriekette DM, die es in ganz Mitteleuropa gibt, ist in Tschechien sogar am teuersten.

An den Drogerien zeigt sich der Unterschied am deutlichsten. Deutsche und Österreicher können 2,5-mal mehr von ihrem Geld kaufen als Tschechen, also mehr als doppelt so viel. Tschechen sind im allgemeinen Vergleich der Kaufkraft deutlich ärmer als Deutsche und Österreicher, Polen und Slowaken stehen noch schlechter dar.

Je umweltfreundlicher, desto billiger

Der Vergleich von Tschechien mit seinen westlichen Nachbarländern zeigt, dass Tschechen nicht gerade billig einkaufen. Besonders schlecht schneiden dabei die Ketten IKEA, DM und Rossmann ab. Der Vergleich zeigt aber auch eine gewisse Varianz. In Tschechien gilt für einen möglichst vorteilhaften Einkauf: Je umweltfreundlicher, desto billiger.

Bis etwa 2021 waren die Löhne in Tschechien schneller gestiegen als die Inflation. Durch die rasant steigende Inflation der vergangenen Jahre ist die Kaufkraft nun deutlich gesunken.

Werden Sie noch heute LandesECHO-Leser.

Mit einem Abo des LandesECHO sind Sie immer auf dem Laufenden, was sich in den deutsch-tschechischen Beziehungen tut - in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur. Sie unterstützen eine unabhängige, nichtkommerzielle und meinungsfreudige Zeitschrift. Außerdem erfahren Sie mehr über die deutsche Minderheit, ihre Geschichte und ihr Leben in der Tschechischen Republik. Für weitere Informationen klicken Sie hier.