Für den Bau des neuen Reaktorblocks in Dukovany liegen nun drei Angebote vor. Ausschlaggebend für den Auswahlprozess soll auch die Berücksichtigung heimischer Unternehmen sein. Bis 2036 soll der neue Block fertiggestellt sein.
Die tschechische Regierung setzt für den Kohleausstieg vor allem auf Kernenergie. Das Prestigeprojekt ist dabei der Ausbau des Kraftwerks in Dukovany um einen weiteren Reaktorblock. Der Regierung zu Folge handelt es sich dabei um die größte Investition der Republik in der modernen Geschichte. Dukovany liegt in Südmähren, etwa 100 Kilometer nördlich von Wien.
Angebote ohne Russland und China
Die drei Angebote kommen der Nachrichtenagentur ČTK zu Folge von dem französischen Unternehmen EDF, dem südkoreanischen Unternehmen KHNP und dem nordamerikanischen Unternehmen Westinghouse. Aus Sicherheitsgründen wurden hingegen Bewerber aus Russland und China, die zuvor Interesse bekundet hatten, nicht zugelassen.
„Seit Beginn der Ausschreibung im März diesen Jahres haben wir bei allen Bietern eine sorgfältige Vorbereitung gesehen“, sagte Vorstandsmitglied und Direktor der neuen Energiesparte von ČEZ, Tomáš Pleskač. Die vorliegenden Angebote sollen nun die technischen und wirtschaftlichen Grundlagen klären. Bis Ende September werden dann die endgültigen Angebote eingereicht, so dass 2024 der Vertragsabschuss erfolgen kann. In den Auswahlprozess wird auch die Beteiligung heimischer Unternehmen miteinbezogen. „Wir sorgen auch dafür, dass die tschechische Industrie so weit wie möglich an der Umsetzung des Projekts beteiligt wird“, erklärte der Minister für Industrie und Handel Jozef Síkela (STAN).
Tschechien setzt auf Kernenergie
Tschechien betreibt bereits sechs Atomblöcke in zwei Kraftwerken. Diese produzieren ein Drittel des gesamten Stroms in der Tschechischen Republik. Mit Blick auf die aktuelle Energiekrise, die steigenden Preise und den russischen Angriffskrieg wird der Ausbau der Kernkraft in Tschechien immer beliebter. Die Unterstützung der Atomenergie stieg im Vergleich zum Mai um vier Prozentpunkte auf 72 Prozent. Den kurzfristigen Bedarf wird der Ausbau allerdings nicht decken, das Kraftwerk soll erst 2036 fertiggestellt werden. Auch die Unabhängigkeit von Russland kann damit nicht gesichert werden, 40 Prozent des Urans in der EU kommen aus Russland oder dem kremltreuen Kasachstan.
Die Atomenergie soll die Kohlekraftwerke im Land ersetzen und so die CO2-Bilanz verbessern. Kernkraft verursacht im Median 12 Gramm CO2-Äquivalent pro Kilowattstunde, Kohlekraft hingegen 820. Allerdings ist die Frage nach einer unbedenklichen Endlagerung des Mülls noch nicht geklärt.