Der Brand hat das beliebte Ausflugsziel fast vollständig zerstört. Doch es gibt eine kleine Hoffnung und einen schwachen Trost.
Der Schock kam am Freitagmorgen nach Himmelfahrt. Auf dem Weg zur Arbeit sah Jan Honzík bei Daubitz (Doubice) eine Rauchsäule aus dem Wald aufsteigen. „Mir war gleich klar, dass das ein Brand ist. Ich musste nur herausfinden, wo es brennt, um der Feuerwehr den Weg zu weisen“, erinnert sich der Revierförster des Nationalparks Böhmische Schweiz.
Honzík gehörte auch zu den ersten, die das beliebte Blockhaus Balzhütte (Na Tokáni) mitten im Wald nordöstlich von Dittersbach (Jetřichovice) erreichten. „Als wir ankamen, standen die Häuser bereits in Flammen, die wiederum begannen auf den umliegenden Wald überzugreifen“, berichtet Honzík. Ehe die Feuerwehr vor Ort war und über fast fünf Kilometer Wasser herangeholt hatte, war die erste Hütte bereits abgebrannt. 16 Einheiten der Freiwilligen und Berufsfeuerwehr unterstützt durch einen Löschhubschrauber beseitigten bis in die Abendstunden das Feuer.
Ein technischer Fehler?
Die vorläufige Bilanz veröffentlichte die Polizei Tage später: „Die Gebäude sind völlig zerstört. Eine erste Schätzung geht von einem Schadenvolumen von umgerechnet 850.000 Euro aus“, sagte Polizeisprecher Daniel Vítek. Informationen zur Brandursache liegen noch nicht vor. „Bisher gilt als wahrscheinlichste Variante ein technischer Fehler. Doch um die Brandursache eindeutig bestimmen zu können, müssen wir die Ergebnisse der Gutachten abwarten“, so Vítek weiter. Diese Ergebnisse werden erst in einigen Wochen vorliegen.
Von dem Hauptgebäude, in dem sich bisher das Restaurant befand, stehen nur noch die zwei Kamine. Das Nebengebäude ist nur noch in den Grundmauern vorhanden. „Die Kollegen untersuchen gerade die Brandstelle, was noch übrig geblieben ist“, sagt Věra Brožová vom Nationalen Denkmalamt. Doch schon jetzt steht fest, dass mit beiden Blockhäusern nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel in der hinteren Böhmischen Schweiz verschwunden ist, sondern auch Gebäude von einem einzigartigen historischen Wert.
„Mindestens das kleinere stammt aus den 1930er Jahren. Die Häuser wurden durch den Eigentümer der Ländereien, Graf Kinsky, im Schweizer Blockhausstil errichtet, und sind dadurch einzigartig in der Tschechischen Republik“, erklärt Brožová, für die der ideelle Wert weit über den rein materiellen hinausgeht. Einzigartig ist auch ihre Konstruktion, die zumindest zu einer teilweisen Rettung des Wirtschaftsgebäudes führte. Der Kern war gemauert und dann mit Holz verkleidet. Nach außen wirkten sie also wie reine Holzgebäude.
Schon zweimal abgebrannt
Die Grafen Kinsky hatten hier ihr Jagdgebiet auf Auerhähne, woher auch der Name stammt. Spätestens ab dem 19. Jahrhundert ließ die Familie Kinsky für die Jäger Hütten errichten. Eine der Vorläuferinnen brannte 1905 ab. Auch der darauffolgende Neubau wurde 1909 ein Opfer der Flammen. Erst danach entstanden die Gebäude, die nun abgebrannt sind. Jagdhütten waren sie aber nur bis 1945. Danach zogen hier Grenzschützer ein, später waren die Hütten Betriebsferienheim. Erst nach 1989 begannen sie als Gaststätte zu dienen.
Mit Bränden, aber auch dem nachfolgenden Wiederaufbau haben die Balzhütten also Erfahrung. „Ich möchte dem nun folgenden Prozess nicht vorgreifen, aber wir würden uns einen Wiederaufbau natürlich wünschen“, sagt Denkmalschützerin Brožová. In Tschechien gibt es bereits ein Beispiel dafür ganz im Osten in der mährischen Walachei in Pustevny. Vor sechs Jahren brannte dort eine im 19. Jahrhundert im volkskünstlichen Stil errichtete reich verzierte Holzhütte ab. Sie wurde originalgetreu wieder aufgebaut und ihre Wiedereinweihung steht kurz bevor.
Für eine Antwort, ob das Kulturdenkmal der Balzhütten wieder aufgebaut wird, ist es laut Brožová noch zu früh. Zunächst muss entschieden werden, ob die Balzhütte Kulturdenkmal bleibt. Entscheidend ist jedoch das weitere Vorgehen des Eigentümers, der Firma Bohemian Outdoor Sports. Die gehört laut Firmenregister zu 100 Prozent Anne Marie Claire Matthea Goedhart mit Sitz in Deutschland. Als Geschäftsführer trat Ivo Goedhart in Erscheinung. Der Niederländer hatte die Balzhütte wiederum an einen Betreiber von Restaurant und Pension vermietet, der just am Montag nach der Coronapause wieder eröffnen wollte. Das war zugleich Glück im Unglück, da zur Brandzeit keine Gäste beherbergt waren.
Vier weitere Häuser
Es gibt aber noch einen gewichtigen Grund, der für die Denkmalschützer für einen Wiederaufbau der zwei Blockhäuser spricht. Sie gehören nämlich zu einem Ensemble von insgesamt sechs Häusern. „Dieses Ensemble ist nun gestört“, stellt Denkmalschützerin Brožová fest.
Gleichzeitig ist das für all jene, die bisher verpasst haben, die Balzhütten aufzusuchen, ein schwacher Trost. Von den vier noch stehenden Blockhäusern werden gleich zwei als Pension genutzt. Sie blieben vom Brand verschont. Eine gehört dem tschechischen Innenministerium und eine dem Nationalpark Böhmische Schweiz. In letzter kann man sogar einkehren. „Das war schon bisher so, nur liegt unsere Hütte ganz am Ende des Ensembles, weshalb sie die wenigsten gefunden haben“, sagt Nationalparksprecher Tomáš Salov.