Unsere WanderBloggerin folgte ihrem Wanderinstinkt und wurde unbewusst zur Pilgerin.

Vielleicht kennt ihr das: Manchmal folgt man einer Eingebung und dann kommt etwas ganz Besonderes dabei heraus. Man hat es gar nicht geplant und ist dann von dem Ergebnis total überwältigt.

So erging es mir auf meiner Wanderung bei Taus (Domažlice)! Ich kannte diese Stadt bislang nur aus dem Zug, wenn dieser mal dort am Bahnhof hielt. Ich sagte mir, hier sollte ich mal aussteigen und tat dies auch endlich. Anhand meiner App suchte ich mir auf meinem Handy den Weg aus der Stadt heraus in die Natur und las auf der Karte folgenden Namen: Veselá hora.Goldener Herbst - Foto: Jana Heenen

Dieser Hügel lag nicht weit entfernt und ich machte mich auf den Weg durch wunderbar herbstliche Felder und Wälder. Was ich noch nicht wusste: Ich stapfte auf alten, sehr alten und historisch schweren Wegen. Eine große, lange Allee führte mich geradewegs zu Veselá hora.

Ich freute mich, spontan so einen schönen Weg gefunden zu haben. Oben auf Veselá hora begrüßten mich riesige Linden, die im Sonnenlicht ihre Blätter flattern ließen und eine kleine hübsche Kirche versteckten. Ich ging zur Infotafel und erfuhr, dass ich an einem alten Pilgerort stand, der schon viel erlebt hatte.

Nicht nur für das Volk der Choden (eine Volksgruppe, die als Grenzwächter für die böhmischen Könige diente) ist dies ein bedeutender Ort, hier wurde auch 1939 gegen die deutsche Besatzung protestiert sowie direkt nach Ende des Zweiten Weltkrieges wieder als Zeichen der Befreiung gepilgert.

Von Veselá hora bietet sich ein hervorragender Ausblick auf Böhmen: Die Gipfel des Böhmerwaldes sind sogar zu sehen! Ich blieb für eine Weile an diesem geschichtsträchtigen Ort, der friedvoll in der Sonne lag. Kein Schatten aus der Vergangenheit reichte hierher.Das Stadtzentrum von Domažlice - Foto: Jana Heenen

Auf meinem weiteren Weg tauchte ich ab in den Wald und konnte von dort Rehe auf einer Anhöhe grasen sehen. Ich traf auf einen Lehrpfad, der mich zurück nach Taus führte. Natürlich stattete ich auch noch dem Stadtzentrum einen kurzen Besuch ab, das mit seinen vielen bunten Häusern eine freundliche Kulisse bildet. Auf dem langen Marktplatz beobachtete ich die Autofahrer, wie sie um die Parkplätze kämpften, um sich dann in das nächstgelegene Café zu setzen.

Entsetzt stellte ich fest, dass ich schon seit vielen Stunden nichts mehr gegessen hatte und meine Energiereserven zur Neige gingen. Mit letzter Kraft kehrte ich zum Bahnhof zurück und nahm den nächsten Zug nach Pilsen. Ich wollte gerade meinen Proviant hervorholen, als der Schaffner mein Ticket kontrollierte. Er ermahnte mich, dass ich eigentlich erst bei der zweiten und nächsten Station in Taus einsteigen durfte. Als er aber meinen erschöpften Zustand bemerkte, wurde er still und ließ mich mitfahren. Diese Tour hatte Spuren hinterlassen.

Streckendaten:

Startpunkt: Bhf. Domažlice-město

Distanz: 12 km

Höhenmeter: 219 m

Laufzeit: 3,5 h

Wegpunkte: Veselá hora, Zelenovské rybníky, náučná stezka V Zelenovském údolí, Zentrum

Anreise: mit dem Zug aus Pilsen


WanderBloggerin Jana Heenen - Foto: Jana HeenenWanderBloggerin JANA HEENEN:

Das Leben ist eine Reise, auch für mich. Mein Name ist Jana, ich komme aus der Nähe von Krefeld in Westdeutschland und arbeite seit einiger Zeit in Pilsen (Plzeň) für den deutsch-tschechischen Jugendaustausch. Um Tschechien und seine Landschaft(en) kennenzulernen, begebe ich mich so oft wie möglich auf Wandertouren, beobachte die Natur, fotografiere, notiere und bewerte die Ausflugsziele. Gern ziehe ich mit anderen Naturfreunden los, um von ihnen zu lernen und mich mit ihnen über das Leben zu unterhalten. Wenn man geht, dann kann man besser nachdenken und kommt zu neuen Ideen! Ich möchte Sie nun gern daran teilhaben lassen und stelle dafür regelmäßig meine Wanderungen vor.

Sie sind herzlich eingeladen, Vorschläge zu machen, was es in Tschechien noch zu entdecken gibt! Diese können Sie gern an redaktion@landesecho.cz senden. Ich freue mich!


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