In ganz Tschechien wird in dieser Woche an den Kampf für Freiheit und Demokratie erinnert. Höhepunkt ist der 17. November, an dem sich der Beginn der Samtenen Revolution zum 36. Mal jährt. Zu diesem Anlass finden zahlreiche Gedenkveranstaltungen, Konzerte und Diskussionsforen statt – erstmals auch außerhalb von Prag.

Die Feierlichkeiten zum 17. November, dem „Tag des Kampfes für Freiheit und Demokratie“, gehören zu den wichtigsten nationalen Gedenktagen Tschechiens. Sie erinnern an zwei entscheidende Momente der Geschichte: die Studentenproteste von 1939 gegen die nationalsozialistische Besetzung der Tschechoslowakei und den Beginn der Samtenen Revolution im Jahr 1989, die das Ende des kommunistischen Regimes einleitete. Dieses Jahr steht der Feiertag im Zeichen des Dialogs, der Offenheit und der gemeinsamen Verantwortung für die Demokratie.

Woche der Freiheit: Dialog über Geschichte und Gegenwart

Bereits seit dem 11. November läuft die „Woche der Freiheit“, die erstmals in allen Regionen des Landes stattfindet. Das Projekt des Vereins Díky, že můžem („Danke, dass wir können“) erweitert die Gedenkfeier um ein vielfältiges Kultur- und Bildungsprogramm. Mehr als 130 Veranstaltungen in 28 Städten greifen Themen rund um Freiheit, Zivilcourage und den Wert demokratischer Institutionen auf. Die Woche der Freiheit soll die moderne Geschichte einem breiten Publikum näherbringen, an die Bedeutung der erkämpften Freiheit erinnern und dazu anregen, über ihren heutigen Zustand nachzudenken.

Den Auftakt bildete die Verleihung der Jan-Opletal-Preise an junge Menschen, die sich für gesellschaftlichen Wandel engagieren. Das Programm reicht von Theateraufführungen und Ausstellungen bis zu Debatten über Desinformation und Hassrede, Freiheit und historische Erinnerung. Die diesjährige Ausgabe steht unter dem Motto „Wir haben uns etwas zu sagen“ – ein Aufruf, gesellschaftliche Spaltung durch Dialog zu überwinden.

Höhepunkte in Prag: Korzo Národní und Konzert für die Zukunft

Am 17. November selbst verwandelt sich die Prager Nationalstraße (Národní třída) traditionell in den „Korzo Národní“ – ein Straßenfestival, das die Atmosphäre von 1989 wiederaufleben lässt. Auf der für Autos gesperrten Straße werden unter anderem Musik, Workshops, Diskussionen und Installationen angeboten. Um 17.11 Uhr erklingt symbolisch das Lied Modlitba pro Martu (dt. Gebet für Marta), die traditionelle Hymne der Revolution. Besucher können an Gedenkorten Kerzen entzünden und an Vorträgen oder Ausstellungen teilnehmen, die unter anderem an die Politikerin Milada Horáková und den Priester Josef Toufar erinnern, zwei Opfer kommunistischer Repression, deren Todestag sich 2025 zum 75. Mal jährt.

Den Abschluss bildet das Konzert für die Zukunft auf dem Wenzelsplatz: Musiker, Aktivisten und Redner erinnern dort mit einem vielseitigen Programm an die Werte der Samtenen Revolution. Das gesamte Programm steht auch unter korzonarodni.cz zur Verfügung. Neben Musik und Erinnerung steht an diesem Tag aber auch der Blick nach vorn im Mittelpunkt – die Frage, wie Freiheit und Demokratie in einer Zeit gesellschaftlicher Spannungen, Desinformation und wachsender Polarisierung bewahrt werden können. Oder, wie es die Organisatoren formulieren: „Es endete nicht mit der Samtenen Revolution. Ganz im Gegenteil!“ 

Werden Sie noch heute LandesECHO-Leser.

Mit einem Abo des LandesECHO sind Sie immer auf dem Laufenden, was sich in den deutsch-tschechischen Beziehungen tut - in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur. Sie unterstützen eine unabhängige, nichtkommerzielle und meinungsfreudige Zeitschrift. Außerdem erfahren Sie mehr über die deutsche Minderheit, ihre Geschichte und ihr Leben in der Tschechischen Republik. Für weitere Informationen klicken Sie hier.