Am vergangenen Sonntag ereignete sich über dem Isergebirge in Tschechien ein seltenes Himmelsspektakel: Für mehrere Sekunden war ein hell leuchtender Meteor zu sehen.
Wer im Isergebirge (Jizerské hory) lebt, dürfte am frühen Sonntagabend nicht schlecht gestaunt haben, als er in den Himmel blickte. Um 18.11 Uhr MEZ trat ein etwa 20 Kilogramm schwerer Meteoroid in die Erdatmosphäre ein und begann in etwa 88 Kilometern Höhe über dem Ort Haindorf (Hejnice) zu glühen (ab diesem Zeitpunkt spricht man von einem Meteor). Die weithin beobachtbare und sehr beeindruckende Lichtspur von etwa 70 Kilometern legte der Bolide in etwa fünf Sekunden zurück, bevor er in einer Höhe von etwa 20 Kilometern über dem südlichen Isergebirge verglühte. Ein größeres sowie mehrere kleinere Fragmente des kosmischen Wanderers könnten die Erdoberfläche erreicht haben, teilte das Astronomische Institut der Akademie der Wissenschaften mit.
Der Flug des Meteors wurde vom Europäischen Feuerkugelnetz in Ondrejow (Ondřejov), das in Tschechien mehrere Beobachtungsstationen betreibt, aufgezeichnet. Dank dieser Foto- und Videoaufnahmen ist es möglich, sowohl die atmosphärische Flugbahn des Boliden als auch seine Flugbahn im Sonnensystem detailliert zu beschreiben. „Darüber hinaus verfügen wir über grundlegende Informationen zur Zusammensetzung und Struktur des ursprünglichen Meteoroids und haben ein Gebiet identifiziert, in dem mehrere kleinere Fragmente eines Meteoriten auf der Erdoberfläche liegen sollten“, teilte das Astronomische Institut weiter mit. Von einem Meteorit spricht man, wenn ein Meteor nicht vollständig verglüht und Fragmente die Erdoberfläche erreichen.
Erste fotografische Aufzeichnung eines Boliden
Die Entdeckung und Aufzeichnung von Meteoriten hat in Tschechien bereits Tradition. Mit dem Meteoriten „Přibram“ gelang dem Observatorium in Ondrejow im April 1959 weltweit zum ersten Mal die fotografische Aufzeichnung eines Boliden, anhand derer die Flugbahn des Himmelskörpers rekonstruiert werden konnte.
Das historische Gebäude der Sternwarte in Ondrejow (Ondřejov). Foto: Sokoljan, Ondřejov Astron Observ DSCN0564, CC BY-SA 3.0
Die Geschichte der Sternwarte in Ondrejow, die sich etwa 35 Kilometer südostlich von Prag befindet, reicht zurück ins Jahr 1898, als der Industrielle und Hobbyastronom Jan Josef Frič ein Grundstück auf dem Berg Manda in Ondrejow erwarb und dort mit dem Bau einer Sternwarte begann. 1928 schenkte er sie der Karlsuniversität in Prag. Seit 1954 befindet sich hier das Astronomische Institut der Akademie der Wissenschaften.