Als in Deutschland die Mauer fiel und das Land seiner Wiedervereinigung entgegenstrebte, hatte sich Kurt Biedenkopf, der 1930 in Ludwigshafen am Rhein geboren wurde, eigentlich gerade aus der Tagespolitik verabschiedet. Diese neue Herausforderung lockte ihn, der sich seit den 1970er Jahren in leitenden Positionen für die christdemokratische CDU engagierte, aber zurück. Er wurde 1990 Ministerpräsident Sachsens und blieb es bis zu seinem Rücktritt im Jahr 2002.
In dieser spannenden Zeit der Umbrüche hielt Biedenkopf, dessen Vater aus Chemnitz stammte, die CDU in Sachsen an der politischen Spitze und holte mit ihr absolute Mehrheiten in den Landtagswahlen. Unumstritten war er dabei aber nicht. Biedenkopf wurde etwa vom Landesrechnungshof Sachsens für einige seiner Entscheidungen kritisiert. Auch sein Verhältnis zu Helmut Kohl, als dessen enger Vertrauter er schon in den 1970er Jahren gegolten hatte, war nicht immer frei von Reibungen.
Einen Einblick in das politische und persönliche Leben Kurt Biedenkopfs in den Jahren 1989 bis 1994 bieten jetzt die im September 2015 im Siedler Verlag erschienenen drei Bände („Von Bonn nach Dresden“, „Ein neues Land entsteht“ und „Ringen um die innere Einheit“) mit Auszügen aus seinen Tagebüchern. In Deutschland wurden die Bücher direkt zum Bestseller.
Nun kommt Kurt Biedenkopf auch nach Tschechien, um aus seinen Tagebüchern zu lesen. Am 4.2. laden das Verbindungsbüro des Freistaates Sachsen und das Goethe-Institut Prag dazu ab 18 Uhr in das Goethe Institut (Masarykovo nábřeží 32, Prag 1) ein. Der Lesung folgt eine Diskussionsrunde mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten.
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