Foto: Kebab Imbiss in Brünn - Foto: tra

Nur Mut, möchte ich der Muslimischen Gemeinschaft in der Tschechischen Republik zurufen. Sie erwägt, Strafanzeige gegen den politischen Rechtsaußen des Landes, Tomio Okamura, zu stellen. Volksverhetzung und Aufstachelung zum Rassenhass könnte man ihm zur Last legen. Das ist ein Straftatbestand, bei dem es auch Okamuras Kollegen im Prager Abgeordnetenhaus schwerfallen dürfte, ihn mit seiner Immunität zu schützen und nicht an die Justiz auszuliefern – wenn man die Parlamentarier noch ernst nehmen soll.

 

Wes Geistes Kind Okamura, zu einem Viertel Japaner, zu einem Viertel Koreaner und zur Hälfte Tscheche, ist, weiß man schon länger. Der „waschechte“ Tscheche tönt schon lange aus allen Rohren gegen „Fremde“. Früher waren es vor allem die Roma, die er kollektiv aus Tschechien aussiedeln wollte. Jetzt hat er in den Muslimen einen neuen Gegner entdeckt. Damit wir wissen, worüber Okamura redet: über 20 000 friedfertige Muslime gibt es unter den 10 Millionen Tschechen. Okamuras jüngste Begeisterung auf Facebook für ein rassistisches Pamphlet seines Parteigenossen Jiří Kobza spricht Bände. Als Deutscher fühlt man sich an die antijüdische Propaganda der Nationalsozialisten erinnert. Die Wortwahl unterscheidet sich in nichts, in gar nichts!

Da ist davon die Rede, dass man als ordentlicher Tscheche seinen Hund oder ein Schweinchen Gassi um die Moscheen führen sollte. Seinen Kneipen rund um Moscheen sollte man hübsche Namen geben wie „Zum lustigen Schweinchen“. Oder: „Jeder Kebab ist nur ein weiterer Schritt zur Burka.“ Überhaupt sollte man bei Muslimen nicht kaufen. Bei Hitler, Göring, Goebbels, Himmler und Heydrich hieß das im Original: „Kauft nicht beim Juden!“

Dass mit Hündchen und Schweinchen mag manchem lustig erscheinen. Es ist nicht lustig, um es klar zu sagen! Und „Kauft nicht beim Muselmann!“ ist schon ganz und gar nicht lustig!

Okamura war einst ein richtig guter Unternehmer, der sich dafür einsetzte, dass tschechische Tourismus-Betriebe endlich die Kurve kriegen und sich mit perfektem Service dem Weltniveau annähern. Okamura wusste seinerzeit also offensichtlich, dass Fremde (Touristen) überlebenswichtig für Tschechien sind. Seine Begeisterung für das Pamphlet seines Parteigenossen zeigt, dass er selbst die Kurve nicht annähernd bekommt, sondern nur noch scharf rechts abbiegt. Wohl auch aus der Erkenntnis heraus, dass er mit den vergleichsweise noch harmlosen Forderungen seiner Partei bei den Parlaments- und Präsidentenwahlen bei den Tschechen keinen Blumentopf gewinnen konnte.

Also nimmt er sich die extremen Rechten in Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden oder Dänemark zum Vorbild und rastet gedanklich völlig aus. Mit Sicherheit findet er auch die grausligen Pegida-Demonstationen in Deutschland gegen die „Überfremdung des Abendlandes“ toll. Ohne auch nur im Geringsten zu ahnen, dass es den Demonstranten in Deutschland um etwas ganz anderes geht: ihre Wut darüber loszuwerden, dass sie zu den Verlierern gehören, woran natürlich nicht sie selbst, sondern andere Schuld tragen – die Regierenden, die „Fremden“, die „Lügenpresse“ usw.

Tomio Okamura hat einst in Tokio in einem Kino Popcorn und Cola verkauft. Das war kein wahnsinnig einträglicher, aber immerhin ein krisensicherer Job. Schade, dass er ihn nicht heute noch ausübt. Er würde mir in Tschechien nicht fehlen. Kein Stück!

 

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