Die Ironie des Schicksals führte Václav Havel von seinem Dissidentendasein in seiner Sommerresidenz „Hrádeček“ („Bürglein“) – ehemals „Silberstein“ – auf die Prager Burg (hrad). Vom „Bürglein auf die Burg“, so heißt auch die neue Ausstellung in Prag, die sich Havels bewegendem Lebensweg widmet. Außerdem in den Kulturtipps: die Rückkehr des Cyberpunks auf dem Sci-Fi-Filmfestival „Future Gate“, die besten Grafiken 2019 und das 14. Prager Opernfestival.
Havel-Fotochronik: „Vom Bürglein auf die Burg“
In der Prager Altstadt eröffnet in der Hl.-Anna-Kirche (Kostel svaté Anny), die als geistlich-kulturelles Zentrum „Prager Kreuzung“ („Pražská křižovatka“) bekannt ist, am Samstag, den 25. Januar, die Fotoausstellung „Vom Bürglein auf die Burg“ („Z Hrádečku na Hrad“). Darin wird die Lebensgeschichte des ehemaligen Dissidenten Václav Havel nachgezeichnet. Diese führte ihn von seinem Sommersitz in Hrádeček (die Verniedlichung des tschechischen Wortes „hrad“ für „Burg“, also das „Bürglein“), wo die „Charta 77“ als Symbol der Bürgerrechtsbewegung niedergeschrieben wurde, zum Posten des tschechoslowakischen Präsidenten auf der Prager Burg.
Zum Ausgangspunkt der Fotochronik wurde das Tagebuch Vladimír Hanzels, des langjährigen Sekretärs Havels. Er beschreibt darin lebendig Havels Lebensweg seit seiner Entlassung aus dem kommunistischen Gefängnis bis zu seiner gewichtigen Rolle als Sprecher der Bürgerinitiative „Občanské fórum“ während des dramatischen Wendejahres von 1989. Die Fotoschau entstand in der Zusammenarbeit mit Havels privatem Fotograf Alan Pajer anlässlich des 30. Jahrestages der Samtenen Revolution in der damaligen Tschechoslowakei. Neben den Bildern von Alan Pajer sind in der Ausstellung Aufnahmen von Bohdan Holomíček, Pavel Štech, Oldřich Škácha, Jaroslav Kučera, Ivan Havel, Dagmar Havlová sowie Fotos aus dem Archiv der Tschechischen Presseagentur (ČTK) und der Václav-Havel-Bibliothek zu sehen. Ein historischer Übe rblick von Havels Reden sowie zahlreiche zeithistorische Dokumente runden die Fotodokumentation ab. Die Fotoschau zum Leben von Václav Havel ist bis zum 5. Februar 2020 zu sehen.
Mehr auf der Webseite der Vaclav-Havel-Stiftung
Die Cyber-Revolution – Sci-Fi-Filmfestival „Future Gate“
Eine dystopische Zukunft, verfallende Megastädte und Slums, künstliche Intelligenz und Neon-Leuchtreklamen im Dauerregen: Willkommen im „Cyberpunk“. Das goldene Zeitalter des so genannten Genres erlebte in den frühen 1980er Jahren mit Ridley Scotts Film-Epos „Blade Runner“ seinen Höhepunkt, ist nun allerdings schon lange vorbei. Doch der Cyberpunk wirkt bis heute nach und beeinflusst auch aktuelle Sci-Fi-Filmschöpfungen.
Spürbar ist das auch beim Science-Fiction-Filmfestival „Future Gate“, das am kommenden Mittwoch, den 29. Januar, im Prager Lucerna-Palast beginnt. Denn sogar das Motto des diesjährigen Filmfestivals lautet „Cyber Revolution“. Bei der Eröffnung am kommenden Mittwoch wird unter anderem der Film „Little Joe“ von Jessica Hausner gezeigt, der bereits beim Internationalen Filmfestival von Cannes seine Weltpremiere feierte und in dem es um eine Wissenschaftlerin geht, die eines Tages im Labor eine neuartige Blume züchtet, dessen Geruch jeden in absoluter Euphorie schweben lässt. Doch das Glück fordert bald seinen Preis. Auf dem Programm stehen außerdem das psychedelisch anmutende Werk „Color out of space“ mit Nicolas Cage in einer der Hauptrollen, das apokalyptische Filmszenario „The last sunrise“ vom chinesischen Regisseur Wen Ren und „Blood Machines“, ein bizarrer Cyberpunk-Musikfilm, in dem eine heimtückische Maschine eine Seele zu haben scheint.
„Die Cyberpunk-Kultur in der Filmproduktion stellt einen Spiegel der modernen Gesellschaft dar. Hier wird die Technik nicht als Nutzen für den Einzelnen eingesetzt, sondern häufig zur Kontrolle der Bevölkerung, zur Aufrechterhaltung von Machtverhältnissen oder für die Hegemonie von Unternehmen missbraucht, wodurch die persönliche oder soziale Freiheit eingeschränkt wird“, sagt Filip Schauer, einer der Organisatoren des Festivals.
Das Science-Fiction-Filmfestival „Future Gate” findet in Prag vom 29. Januar bis 2. Februar statt und kommt danach nach Brünn (Brno) (5.2.-9.2.), Mährisch Schönberg (Šumperk) (15.2.-16.2.) und Pilsen (Plzeň) (3.4.-5.4.).
Mehr auf der Webseite von Future Gate.
Grafik des Jahres 2019
Die besten tschechischen Grafiken des letzten Jahres ehrt nun eine Ausstellung, die am Montag, den 27. Januar, im Gemeindehaus (Obecní dům) in Prag eröffnet wird. Innerhalb der Kollektion aus der Werkstatt zahlreicher in- und ausländischer Künstler werden auch Arbeiten im Rahmen des Vladimír-Boudník-Preises präsentiert, der alljährlich für das künstlerische Lebenswerk auf dem Gebiet der Grafik vergeben wird. In diesem Jahr erhält Lenka Vilhelmová den Preis. In der Ausstellung findet man Werke etablierter Grafiker sowie talentierter Studierender der Kunsthochschulen. In diesem Sinne wird das Ereignis seit seiner Entstehung vor 25 Jahren zur Plattform, auf der Künstler unterschiedlicher Generationen einander begegnen. Arbeiten von Jakub Špaňhel, Petr Sís, Jan Hísek, Petr Nikl, Martin Velíšek, Lenka Falušiová, Martin Salajka oder Saki Matsumoto repräsentieren unterschiedliche Grafiktechniken: klassische, wie Serigrafie, Litografie, Tiefdruck, Computergrafik oder verschiedene neue, originelle Autorenvorgänge. Anhand von ihnen wird der Ausstellungsbesucher einen Gesamtüberblick über die Entwicklung dieses Kunstbereiches bekommen können.
Mehr auf der Webseite von Obecní dům
Opernfestival in Prag
Bereits zum 14. Mal bringen tschechische und slowakische Opernensembles das Beste aus ihrer Produktion nach Prag. Auf dem Programm des diesjährigen Opernfestivals, das Anfang Januar auf der Bühne des Prager Ständetheaters (Stavovské divadlo) mit Leoš Janáčeks „Schicksal“ („Osud“) feierlich eröffnet wurde, stehen insgesamt 17 Inszenierungen, von der Opernklassik über wenig bekannte Werke bis zu Newcomern. Neben den traditionellen Festivalteilnehmern, wie der Staatsoper Prag, dem Mährisch-Schlesischen Theater in Ostrau (Moravskoslezské divadlo v Ostravě) oder der Staatsoper Neusohl (Státní opera Bánská Bystrica), werden in der Moldaustadt auch andere Theaterhäuser gastieren, wie die Brünner Ensembles Opera Diversa und die Hausopera oder das Opera studio Praha, das mit seinem Repertoire „Klassik für alle“ verspricht. In deren Darbietung erklingen tschechische, italienische und deutsche Opernstücke. Am Dienstag, den 28. Januar, wird in der wiedereröffneten Staatsoper Prag „Fidelio“ – die einzige Oper Ludwig van Beethovens – erklingen, in der Solistinnen und Solisten der Staatsoper Prag auftreten werden. In den Hauptrollen stellen sich Emily Magee, David Butt Philip und Paul Armin Edelmann vor. Das 14. Opernfestival läuft noch bis Montag, den 2. März 2020.
Mehr auf der Webseite des Opernfestivals