Seit Ende der letzten Woche ist Tschechien von starken Regenfällen betroffen. Insbesondere in der Mährisch-Schlesischen und Olmützer Region führten die stark ansteigenden Flusspegel zu einer Flutkatastrophe, die ganze Häuser wegspülte.

Nach tagelangen Regenfällen traten am Wochenende die Flüsse in vielen Teilen Tschechiens über die Ufer. Besonders betroffen sind die Orte Jägerndorf (Krnov), Troppau (Opava), ein Teil von Ostrau (Ostrava) und Freiwaldau (Jeseník), die vollständig überflutet wurden. Am Sonntagnachmittag brachten die Wassermassen in Freiwaldau sogar ganze Häuser zum Einsturz. „Es ist eine Apokalypse, überall liegt Schlamm, alles ist zerstört, Fußgängerbrücken sind verbogen oder verschwunden, sie wurden vom Wasser mitgerissen. Wir müssen die Brücken überprüfen lassen. Es sieht schrecklich aus. Wenn man durch die Stadt geht, kann man kaum glauben, dass das Wasser so viel Kraft hatte, alles zu zerstören und fortzuschwemmen. Bordsteine und Zäune entlang der Straßen sind zerstört“, erklärte die Bürgermeisterin von Freiwaldau, Zdeňka Blišťanová (TOP 09), am Sonntagnachmittag.

Auch Autos wurden von den Fluten mitgerissen. Laut Blišťanová stieg der Fluss innerhalb einer Stunde so stark an, dass schließlich Armeehubschrauber und die Polizei gerufen werden mussten, um Menschen zu evakuieren, die den Warnungen nicht rechtzeitig gefolgt waren. Insgesamt wurden so knapp 60 Einwohner gerettet.

Erste Opfer der Flutkatastrophe

In der Region Freudenthal (Bruntál) gab die Polizei das erste Opfer der Flutkatastrophe bekannt. Eine Person war in den Fluss Krasovka gefallen und ertrunken. Polizeipräsident Martin Vondrášek berichtete, dass derzeit insgesamt sieben Menschen vermisst werden. „Eine Person, die in den Fluss Otava gestürzt ist, eine Seniorin aus dem Seniorenheim in Jungferndorf (Kobyla nad Vidnavkou) sowie ein weiterer Vorfall in Jägerndorf, bei dem jemand ins Wasser gefallen ist“, sagte Vondrášek dem Tschechischen Rundfunk. Zudem erinnerte er an drei weitere Personen, die am Samstag in der Gemeinde Bad Lindewiese (Lipová-lázně) mit ihrem Auto in das stürmische Wasser stürzten. Ein weiterer Fall betrifft einen 54-jährigen Mann, der in den überfluteten Bach Jankovický in Jankowitz (Jankovice) gefallen ist.

Hunderttausende Menschen zeitweise ohne Strom

Neben den menschlichen Opfern und der Zerstörung der Infrastruktur brachte die Flutkatastrophe auch erhebliche Einschränkungen im öffentlichen Leben mit sich. Durch die Überschwemmungen und starken Regenfälle kam es vielerorts zu Stromausfällen. Am Sonntagmorgen waren insgesamt 260.000 Haushalte betroffen. „Wir sind immer noch mit den Reparaturen beschäftigt und im Einsatz. Die Arbeit ist mühsam, da wir oft an dieselben Orte zurückkehren müssen, an denen wir bereits am Samstag waren. In etwa dreißig Fällen mussten wir Häuser aus Sicherheitsgründen vom Stromnetz trennen“, erklärte die Sprecherin von ČEZ Distribuce, Soňa Holingerová, am Sonntagabend.

Durch die unterbrochene Stromversorgung kam es auch zu lokalen Ausfällen des Mobilfunknetzes. Laut T-Mobile-Sprecherin Patricia Šedivá war das Unternehmen am Sonntag damit beschäftigt, die Ausfälle zu beheben. „Alle Notfalltechniker sind im Einsatz. Ihre Arbeit wird jedoch stark durch umgestürzte Bäume sowie den instabilen und überschwemmten Boden erschwert. Besonders schwierig ist die Situation im Altvater-Gebirge und rund um Ostrau. Wir arbeiten eng mit den Krisenstäben und dem integrierten Rettungswesen zusammen. Der Feuerwehr- und Rettungsdienst hat in der Nacht mehrfach SMS-Warnungen verschickt“, ergänzte Šedivá.

Einschränkungen des Bahnverkehrs

Die Überschwemmungen führten auch zu erheblichen Verkehrseinschränkungen. Verkehrsminister Martin Kupka (ODS) erklärte, dass die Anreise mit dem Zug nach Ostrau die gesamte Woche über nicht möglich sein werde. Auch international kommt es zu Beeinträchtigungen: Einige Nachtzugverbindungen wurden ausgesetzt, darunter die Strecken Berlin–Prag–Wien–Graz und München–Wien–Bohumín–Břeclav–Warschau. In Tschechien waren am Sonntagabend insgesamt dreißig Bahnstrecken nicht befahrbar. „Bitte schränken Sie, wenn möglich, die Nutzung von Auto und Bahn in den betroffenen Gebieten ein. So vermeiden Sie Komplikationen und geben den Rettungsarbeiten mehr Raum“, appellierte Minister Kupka. Die Tschechische Bahn stellt auf ihrer Website regelmäßig aktualisierte Informationen zu gesperrten Strecken bereit.

Spendenkonto der Landesversammlung

Um die Opfer der Flutkatastrophe in den betroffenen Regionen zu unterstützen, hat die Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik ein Spendenkonto eingerichtet. Die Spenden sollen direkt den Menschen zugutekommen, die durch die Überschwemmungen ihr Zuhause verloren haben oder anderweitig von den schweren Schäden betroffen sind. Weitere Informationen dazu lassen sich dazu auf den Seiten in den Sozialen Medien der Landesversammlung finden.

Gespendet werden kann an folgendes Konto:

Konto-Inhaber: Shromáždění německých spolků v České republice
IBAN:
CZ35 0300 0000 0003 4653 5547
SWIFT: CEKOCZPP

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