An der Fassade des Kaufhauses Máj hängen seit dem 18. Mai zwei Schmetterlinge, gestaltet vom Künstler David Černý. Ihr Mittelteil besteht aus Spitfire-Kampfflugzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg. 

An der Außenwand des Kaufhaus Máj befestigten Bauarbeiter am vergangenen Wochenende zwei violette Schmetterlingsflügel an blauen Kampfflugzeugen. Das Gebäude wird nach langer Rekonstruktion am 24. Juni wieder geöffnet, nachdem es zwei Jahre lang renoviert wurde. Der bekannte tschechische Künstler David Černý durfte mit der künstlerischen Gestaltung der Fassade ein weiteres Kunstwerk in der tschechischen Hauptstadt hinterlassen. Ab nächster Woche sollen die Schmetterlinge mit den Flügeln schlagen und nachts leuchten. Aktuell tun sie das noch unregelmäßig im Testbetrieb. 

Was bedeuten die Schmetterlinge?

„Für mich ist die gesamte Installation eine Hommage an tschechoslowakische Kampfpiloten, die in der britischen Armee, in der RAF, gedient haben“, sagte Černý. Diese setzten damals die „Supermarine Spitfire” im Luftverteidigungskampf ein. Im Kontrast dazu stehen die Schmetterlingsflügel für Frieden um Transformation. „Welche Kriegswaffe ist das schönste Symbol des Freiheitskampfes? Für mich ist es die Spitfire“, erklärt Černý. Gleichzeitig spielen die Skulpturen auf den Schmetterlingseffekt an. Černý hatte sich speziell für dieses Gebäude entschieden, weil der Mai als Frühlingsmonat ein Symbol für den Beginn von Frieden sei. An dem Ort fanden Ende der 1980er Jahre Demonstrationen gegen das kommunistische Regime statt. Die Anfrage, dort Skulpturen zu entwerfen, bekam Černý von „Amadeus Immobilien”. Zunächst soll die Installation nur temporär – für ein Jahr – an der Fassade bleiben.

Der Bildhauer David Černý

David Černý kennen die Menschen in Prag vor allem durch eine Reihe an außergewöhnlichen Installationen an verschiedenen Orten der Stadt. Er gestaltete beispielsweise die auf den Fernsehturm hinaufkletternden Babies und den sich drehenden Kopf von Franz Kafka im Stadtzentrum. Außerdem gibt es seit dem vergangenen Jahr ein eigenes Museum für seine Kunst, die Dauerausstellung im Musoleum. Berühmt wurde Černý durch den „Rosa Panzer”. Er bemalte 1991 aus Protest gegen die sowjetische Besetzung der Tschechoslowakei einen sowjetischen Panzer Rosa, der 1945 aufgestellt wurde und als Denkmal an die Befreiung Prags durch die Rote Armee erinnern sollte. 

Černýs Kunst nimmt häufig Bezug zu Politik und Geschichte, wobei er  seine eigene Perspektive einbringt.  Seine Kunstwerke sind aber nicht unumstritten, so auch die Schmetterlinge am Kaufhaus Máj. Der Verein zur Erhaltung Prager Denkmäler „Za starou Prahou” kritisiert die lila-türkisen Schmetterlinge als Kitsch. Zudem steht das funktionalistische Gebäude unter Denkmalschutz.

Einer der beiden großen lila Schmetterlinge auf der linken Seite des Kaufhauses Máj. Foto: Maja Dauser

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David Černý eröffnet „Musoleum“

Der Prager Künstler David Černý hat Anfang April im Stadtteil Smíchov eine dauerhafte Ausstellung seiner Werke eröffnet. Das „Musoleum“ zeigt Skulpturen, Zeichnungen und Fotografien aus mehr als 30 Jahren Arbeit, die nicht selten die Gemüter erregten. Schlagzeilen machte auch die Preispolitik des „Musoleums“: Kunst- oder „linksgerichtete“ Studenten sollen beim Eintritt mehr bezahlen müssen.

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