200 Jahre reicht das Sterbedatum des deutschen Schriftstellers Ernst Theodor Amadeus Hoffmann in diesem Jahr bereits zurück. Anlässlich dieses Jubiläums widmet das Goethe-Institut in Prag dem Autor in Zusammenarbeit mit dem Verleger Martin Jiroušek eine Ausstellung zum Thema „Horror und Phantastik“ mit abwechslungsreichem Begleitprogramm.
E.T.A. Hoffmann ist vor allem für Eines bekannt: fantastische Welten voll Mystik, Märchen und Grauen. Seine Werke stehen für die Anfänge des modernen Horrors, des Krimis und der Fantastik und noch heute hat er große Relevanz, nicht nur im deutschsprachigen Raum. „Hoffmann ist der Autor der schrecklichsten Geschichten, seine Erzählungen am Rande des Wahnsinns und der Unglaubwürdigkeit berühren die tiefsten Schrecken, die man sich vorstellen kann“, so Martin Jiroušek, Kurator der Ausstellung.
Musiker, Maler und Dichter bei Nacht
E.T.A. Hoffmanns Lebensinhalt lässt sich nicht nur auf eine Tätigkeit festlegen. Als studierter Jurist arbeitete er tagsüber als Büroangestellter und entpuppte sich des Nachts als Musiker, Maler und Geschichtenerzähler.
Teile seiner Werke befassen sich auf fantastische Weise mit Themen wie Schizophrenie, künstlicher Intelligenz und Serienmördern. Aber auch Magie und Zauber kommen in zahlreichen Erzählungen des Autors – wie beispielsweise dem weltberühmten „Nussknacker“ – nicht zu kurz. Hoffmanns Texte sind längst fester Bestandteil der Film- und Theaterindustrie. Gruselgeschichten wie „Die Elixiere des Teufels“ wurden bereits auf vielfältige Weise in Filmen adaptiert.
Mit seinen Werken hat Hoffmann ebenfalls andere weltberühmte Schriftsteller beeinflusst. Dazu gehören u.a. Edgar Allan Poe, Nikolai Wassiljewitsch Gogol, Charles Baudelaire, wie auch Franz Kafka.
Hoffmann’scher Einfluss auf tschechische Kunst
Der Schriftsteller aus dem einstigen ostpreußischen Königsberg – dem heutigen Kaliningrad – lebte im Laufe seines Wirkens in weiten Teilen Europas und prägte nicht nur die deutsche Kultur. So erfreuten sich seine Werke bereits im 19. Jahrhundert in der tschechischen Gesellschaft großer Beliebtheit, besonders vor dem Ersten Weltkrieg, als tschechische Verleger Hoffmanns bekannteste Erzählungen erstmals herausgaben. Aus dieser Zeit stammt gleichzeitig die älteste tschechische Übersetzung seiner Werke.
Mit seinem Geist und seiner einzigartigen Fantasie inspirierte Hoffmann zudem eine Reihe berühmter tschechischer Künstler, wie beispielsweise Artuš Scheiner, Albín Brunovský, František Muzika, Hugo Steiner-Prag, Zdeněk Seydl, Alois Mikulka und viele weitere, die das Goethe-Institut aufführt. Dazu gehören ebenfalls Veröffentlichungen von Autoren, „die von Hoffmann beeinflusst wurden und deren Werke den Einfluss des deutschen Horrors und der Fantastik auf tschechische Künstler oder auf Hoffmanns künstlerische Zeitgenossen beweisen“, so Martin Jiroušek weiter. Auch heute noch besteht großes Interesse an seinem Wirken, welches als „multimedialer und transnationaler Widerhall der Kunst“ ertönt.
Ausstellung des literarischen Vermächtnisses
Mit der Ausstellung zu Ehren des Schriftstellers, dessen Todestag sich am 25. Juni diesen Jahres zum 200. Mal jährte, will das Goethe-Institut nun an das Vermächtnis des „Genie[s] des Grauens“ erinnern und lädt zu einer umfassenden Begegnung mit seinen Werken ein. Dazu sollen auch begleitende Seminare und Vorträge angeboten werden.
Die Ausstellung zeigt nicht nur in sieben Glasvitrinen ausgestellte zahlreiche ins Tschechische übersetzte Werke und bemerkenswerte Artefakte Hoffmanns, sondern hebt ebenso die Varianz der Buchgestaltung, Typografie und Illustration hervor.
Die tschechische Übersetzung von Hoffmanns „Nussknacker“, ausgestellt im Goethe-Institut Prag. Foto: Elena Hormann
Die offizielle Eröffnung des Themenbereichs „E.T.A. Hoffmann oder Genie des Horrors“ fand bereits am 19.10.2022 statt. Besichtigt werden kann die Ausstellung jedoch noch bis Dienstag, den 31.01.2023 im 1. Stock des Prager Goethe-Instituts, Masarykovo nábřeží 32, Prag 1. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei.
Einladung anlässlich der Ausstellungseröffnung. Foto: Goethe-Institut