Für unsere LandesBloggerin Eliška gehört die Leichtathletik zu einem festen Bestandteil ihrer Persönlichkeit. Von klein auf ist sie mit diesem Sport aufgewachsen. In ihrem Blog nimmt sie uns mit auf eine Reise durch ihre sportliche Laufbahn und verrät, was diese Sportart für sie bedeutet.
Ich vermute, dass jeder von uns ein Hobby hat, das ihn seit der Kindheit begleitet. Etwas Besonderes, worauf man nie verzichten könnte, weil es einem einfach Freude bereitet. Bei mir ist es nicht anders mit der Leichtathletik. Die Leichtathletik ist eine vielseitige Sportart, die eine Reihe von Disziplinen umfasst, darunter Laufen, Springen, Werfen und Mehrkämpfe. Sie gilt als eine der ältesten und grundlegendsten Sportarten und bildet oft die Basis für andere sportliche Aktivitäten. Bei mir persönlich begann die Leidenschaft für Leichtathletik, als ich noch im Kindergarten war. Damals, mit fünf Jahren, nahm ich an einem Geländelauf in meiner Heimatstadt Beraun (Beroun) teil. Es waren überhaupt nicht viele Meter, die ich damals lief, nur 90, aber ich genoss es und gewann den Lauf. Seit mehr als 18 Jahren halte ich sogar den Rekord über 90 Meter in der Kategorie “Vorschülerinnen”. Meine Begeisterung fürs Laufen entstand plötzlich und ist bis heute da.
Vom Geländelauf zum Leichtathletikstadion
Im gleichen Jahr wurde ich Mitglied im örtlichen Leichtathletikverein Lokomotiva Beroun. Ein großer Vorteil war, dass das Leichtathletikstadion in Beraun nur circa zwei Minuten zu Fuß von unserem Haus entfernt war – zum Training war es für mich nie zu weit. In meiner athletischen Vorbereitung während der Schulzeit in der Unterstufe bestand das Training hauptsächlich aus sportlichen Spielen, um eine positive Einstellung zum Sport zu entwickeln und uns ein gutes Verhältnis dazu aufzubauen. Trainings fanden nur zweimal in der Woche statt. Da es mir anscheinend zu wenig war, begann ich mit sieben Jahren noch mit Leistungsschwimmen, wobei es Trainings drei- bis viermal wöchentlich gab. Diese zwei Sportarten gleichzeitig zu vereinen war nicht so schwierig, weil sie sich gut miteinander ergänzten, aber je älter ich wurde, desto komplizierter wurde es.
In der Oberstufe war es schließlich zu viel und vor mir lag die Entscheidung, entweder Leichtathletik oder Leistungsschwimmen weiter zu betreiben. Ab einem bestimmten Alter kann man sich nicht mehr mehreren Sportarten widmen, wenn man Leistungen erbringen möchte. Aus zwei bis drei Trainingseinheiten wurden plötzlich fünf bis sechs pro Woche und ich hätte mich aufteilen müssen, um alles physisch und zeitlich hinzubekommen. Es schien mir jedoch nicht schwierig, diese Entscheidung zu treffen. Seit dem Moment, als ich mit Leistungsschwimmen begann, war mir bewusst, dass es nur eine vorübergehende Phase sein würde. Leichtathletik wird für mich immer an erster Stelle stehen.
Leichtathletik ist ein Lebensstil
Wer irgendwann Leistungssport betrieben hat, weiß, dass sich nahezu alles im Leben darum dreht. Man plant jeden Tag entsprechend dem Training, Urlaub ist nur dann erlaubt, wenn es keine Wettkämpfe gibt und man die Hauptsaison hinter sich hat. Trotzdem genoss ich in meiner Oberstufenzeit und später am Gymnasium das Training sehr, was sich in guten Ergebnissen bei Wettkämpfen widerspiegelte. Zweimal nahm ich an den tschechischen Olympischen Kinder-Spielen teil, war jedes Jahr bei den Leichtathletik-Meisterschaften vertreten und brachte oft Medaillen nach Hause. Ich hatte auch die Gelegenheit, im Staffellauf des Vorprogramms der Halleneuropameisterschaft in Leichtathletik anzutreten, die 2015 in Prag stattfand. Ebenso konnte ich am nationalen Programm des größten tschechischen internationalen Leichtathletik-Meetings, dem “Golden Spike”, teilnehmen, das jedes Jahr in Ostrau (Ostrava) stattfindet. Diese besondere Atmosphäre mitzuerleben, war eine der schönsten Erfahrungen in meiner Leichtathletik-Karriere.
Während der Saison gehörte nach der Schule das Training zum festen Programm, und am Wochenende war ich in der Regel bei einem Wettkampf anzutreffen. Leichtathletik war mehr als nur ein Hobby. Es war ein Lebensstil, der kaum Raum für anderes ließ. Im Laufe der Jahre habe ich fast alle Laufdisziplinen ausprobiert, von 60 bis 800 Metern. Und meine Lieblingsdisziplin? Wahrscheinlich die, die körperlich und geistig am meisten fordert: die 400 Meter Hürden.
Gemeinsam geht es besser voran
Wie es scheinen mag, ist Leichtathletik hauptsächlich ein Einzelsport. Auf den ersten Blick mag das stimmen, aber das ist nicht immer der Fall. Während der Sommersaison gibt es viele Mannschaftswettkämpfe, bei denen man zwar in seiner Disziplin antritt, aber Punkte für das Team sammelt, die am Ende zusammengezählt werden. Diese Wettkämpfe finden meist in den Jugend- und Juniorenkategorien nur während der Sommersaison statt, und ihr Höhepunkt ist die Landesmeisterschaft der Mannschaften, wobei Frauen- und Männerkategorien getrennt antreten. Gerade bei der Landesmeisterschaft, bei der das Team als Einheit antritt, herrscht eine immense Teamatmosphäre, und alle unterstützen sich gegenseitig umso mehr. Unserem Team aus Beraun gelang es mehrmals, eine Medaille mitzubringen, aber eine nationale Meisterschaft bleibt viel stärker in Erinnerung. Im Jahr 2018 gelang uns als Juniorinnen im Stadion Slavia Prag, mit nur einem halben Punkt Vorsprung den dritten Platz zu erkämpfen.
Solche emotionale Situationen, in denen man vor Glück überwältigt ist, weil es einem gelungen ist, eine Medaille zu erkämpfen oder sich für einen wichtigen Wettkampf zu qualifizieren, gab es unzählige, und ich bin froh, dass ich mit Leichtathletik aufgewachsen bin, weil für mich dieser Sport einfach eine Herzensangelegenheit ist. Es war nicht immer einfach, aber ich bin unendlich dankbar für die Erlebnisse, Freunde und Erfahrungen, die mir dieser Sport gebracht hat, denn ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin.
Noch letztes Jahr habe ich an Wettkämpfen teilgenommen, aber dieses Jahr habe ich das Studium und das Praktikum beim LandesEcho bevorzugt, da es für mein Arbeitsleben wichtiger ist. Sechs Mal pro Woche zu trainieren, ist daher momentan nicht machbar. Meine Spikes habe ich jedoch noch nicht an den Nagel gehängt, da ich während meines Masterstudiums gerne wieder damit weitermachen möchte. Auf welchem Niveau, weiß ich selbst noch nicht, aber momentan laufe und trainiere ich vor allem aus Freude, und nach all den Jahren intensiver Trainings stört es mich eigentlich gar nicht. Von der Leichtathletik verabschiede ich mich nicht, das geht auch gar nicht. Auch wenn ich nicht mehr so intensiv trainiere, ist dieser Sport immer noch ein Teil von mir und wird es auch immer bleiben.
Leichtathletik-Fans aufgepasst!
Dieses Jahr ist zweifellos weltweit ein sportliches, da viele internationale Sportveranstaltungen stattfinden. Neben den Olympischen Spielen in Paris und der Eishockey-Weltmeisterschaft, die in der Tschechischen Republik ausgetragen wurde, gibt es auch zahlreiche Leichtathletik-Events. Ende Mai findet in Ostrau (Ostrava) das 63. internationale Leichtathletik-Meeting Golden Spike (Zlatá Tretra) statt, bei dem beispielsweise die jamaikanische Ikone Usain Bolt mehrmals an den Start ging. Dieses Jahr werden drei Leichtathletik-Olympiasieger von Tokyo 2021 dabei sein.
Im Juni findet dann in Rom die Leichtathletik-Europameisterschaft statt, zu der sich auch mehrere tschechische Athleten auf den Weg machen werden, um um Medaillen zu kämpfen, darunter Jakub Vadlejch, der als größte tschechische Medaillenhoffnung gilt. Darüber hinaus findet 15 Mal pro Sommersaison die Diamond League statt, eine prestigeträchtige Leichtathletikserie, bei der Athleten aus aller Welt in verschiedenen Ländern gegeneinander antreten. Diese Serie bietet eine Bühne für Spitzenleistungen und packende Wettkämpfe und bringt die besten Athleten in aufregenden Stadien rund um den Globus zusammen.
Liebe Leserinnen und Leser, mein Name ist Eliška Kordová, und seit April absolviere ich ein dreimonatiges Vollzeitpraktikum beim LandesEcho in Prag. Vor kurzem habe ich mein Journalistik-Studium an der Universität Passau abgeschlossen und bevor es mit dem Masterstudium weitergeht, wollte ich zusätzlich Praxiserfahrungen sammeln. Da ich ursprünglich aus Tschechien komme und in Deutschland studiert habe, finde ich es sehr interessant, diese zwei Perspektiven hier in der deutschen Redaktion zu verbinden. Meine Interessen liegen im Bereich Sport, Kultur, Politik, gesellschaftliche Themen sowie in der Verbindung tschechischer und deutscher Kultur. Deshalb habe ich während meines Studiums mit meinen Kommilitonen eine Hochschulgruppe gegründet, die sich zum Ziel setzt, nicht nur den deutschen Studierenden der Universität Passau, die tschechische und auch slowakische Kultur näherzubringen. Ich freue mich darauf, interessante und spannende Themen zu besprechen.