Čauky mňauky allerseits! Ich hab‘s mir selbst zuzuschreiben. So ehrlich muss ich sein. Und das schon zu Beginn meiner Juni-Zeilen an Sie, meine treuen Leser im weltweit mit großem Abstand schönsten deutschsprachigen Monats-Journal für Katzen und Politik, das in ganz Tschechien erscheint, und das man jetzt auch mehr und mehr an den Kiosken kaufen kann.
Mein schönes Leben geht zu Ende! Nein, ich habe nicht die Absicht, mich am eigenen Schwanz aufzuhängen oder mich auf andere unschöne Weise selbst um die Ecke zu bringen. Nein, mir droht Ungemach beim Tierarzt. Ich sage nur ein ausgesprochen böses Wort: Kastration!
Na gut, na ja, ich werde demnächst ein Jahr alt, da wird es Zeit damit. Aber ich habe es auch selbst provoziert. Mein Butler, der Herr Schmidt, hat die Nase voll von mir. Dabei ist er nichts weiter als ein total eifersüchtiger Ober-Kater. Er ist sauer, weil ich zwar nach wie vor bei ihm meine offizielle Adresse habe (wegen der vielen Fan-Post und der Steuererklärung), aber im Grunde kaum dort anzutreffen bin. Zuletzt war ich immer nur ein paar wenige Stündchen bei meinem Butler. Ich suche lieber Abenteuer draußen in freier Natur.
Neulich habe ich es ein bisschen übertrieben mit dem Abenteuer. Da hatte ich nächtens gegen 1 Uhr, als die Zweibeiner alle schon in der zweiten Tiefschlafphase schlummerten, eine schmucke, rollige Katze in meinen Garten gelotst, um sie dort zu schwängern. Wir Katzen machen dabei ziemliches Theater. Und so mauzten die Dame meines Herzens und ich wie wild sehr sehr laut bei unserem Liebesspiel direkt vor dem Schiebefenster, hinter dem mein Butler schläft. Der sprang wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett und hat uns massiv verscheucht. Die Katzendame hat Reißaus genommen und mir war angesichts dieses erzwungenen Coitus interruptus die perfekte Laune auch total vergangen. Blöder Spielverderber, der Herr Schmidt.
Seine Reaktion war völlig übertrieben. Keiner der vielen Nachbarn hat sich bei ihm wegen nächtlicher Ruhestörung beschwert. Die schnelle Eingreiftruppe der Polizei blieb in der Kaserne, die Feuerwehrleute rückten auch nicht aus, nicht einmal die Burgwache des sehr ängstlichen Herrn Präsidenten Zeman.
Man könnte also sagen, die Katzendame und ich haben überhaupt niemanden gestört. Ausschließlich mein Butler war sauer, dass ich mit der Dame ein Date hatte, was mir lieber war, als bei ihm im Bett zu liegen und zu schlafen. Eifersüchtiger Gockel, der Herr Schmidt! Tztztz…
Das Problem: Er sitzt in unserer Beziehung am längeren Hebel. Und damit soll jetzt Schluss mit lustig sein. Der Herr Schmidt hat mir lang und breit erklärt, dass es keinen Sinn mache, wenn ich meine – wenn auch hervorragenden – Gene pausenlos weitergebe. Es gebe schon genügend Katzen in der Weltstadt Prag, die kein wirklich schönes Zuhause hätten wie ich. Ich müsse deren Zahl nicht noch unnötig vergrößern.
In Wahrheit hat mein Butler nur Angst, dass ich eine für Ausstellungszwecke gezüchtete Katzendame schwängere und deren Besitzer bei ihm geharnischte monatliche Alimente einklagen. Geizhals, der Herr Schmidt! Pfuj Spinne, ich schäme mich für ihn! Wie kann er nur so kleinlich sein, wo es doch schließlich um MEIN Wohlbehagen geht? Heißt es nicht: Ist der Kater befriedigt, freut sich der Mensch? Oder so ähnlich? Bin ich denn derart unwichtig? Überhaupt gar nichts wert? Bin ich überflüssig? Ungeliebt? Warum? Weshalb? Fragen über Fragen …
Nur, wenn wir diesen Monat beim Tierarzt vorsprechen, dann wird der mir alle meine dringenden Fragen auch nicht beantworten. Der hält nur die Hand auf, um das viele Geld für die Rechnung entgegenzunehmen. Und die wird für Herrn Schmidt richtig gewaltig. Ich verliere ja nicht nur meine Männlichkeit, sondern brauche auch noch x-verschiedene Impfungen. Und dann soll ich einen Chip eingepflanzt bekommen. Einen, mit dem mein Butler künftig immer weiß, wo ich gerade so rumlungere. Ich sage nur: Big brother!!! Pfuj Spinne!
Wenn eine große Überwachung dringend angesagt ist, dann nicht bei uns Katzen, sondern bei den Zweibeinern. Kürzlich war erst ein Prager Politiker, der junge Konservative Dominik Feri, von zwei Chaoten auf einem Weinfest in Mähren tätlich angegriffen worden. Jetzt hat es Jaroslav Jakl in der Prager Metro erwischt. Jakl war politischer Chefberater von Ex-Präsident Klaus und ist jetzt Anhänger der rechtsextremen Okamura-Partei. Doch egal, wie Zweibeiner politisch ticken: Niemand hat das Recht, sich an ihnen zu vergreifen! Wie sagte der große philosophische Zweibeiner Voltaire: „Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie sie äußern dürfen.“
Čauky mňauky!
Schmidts Kater Lojzl und sein Butler HANS-JÖRG SCHMIDT
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Čauky mňauky! Ich bin’s wieder, Lojzl, der Liebe! Muss mich mal selbst loben, weil es ja sonst keiner macht.