Maskenträger auf dem Bahnhof in Frankfurt. Foto: ČTK/Xinhua/Kevin Voigt

Tschechien, Deutschland, Dänemark – drei Länder und drei unterschiedliche Wahrnehmungen beim Gebrauch der Corona-Masken.

In Mähren wurde viel geschimpft, als ab dem 1. September wieder teilweise Verschleierung angesagt war. Da, wo ich einen Teil meines Urlaubs verbrachte, in den Weißen Karpaten, mochte man den neuerlichen Rückfall in Sachen Masken nicht so recht einsehen, gibt es dort doch auch nur wenige Fälle von Neuinfizierungen. Die „Übervorsicht“ der politisch Verantwortlichen in Prag sei nicht zu verstehen. Es werde vielmehr allerhöchste Zeit, sich mit den wirtschaftlichen Konsequenzen von Corona zu befassen. Mähren beherbergt auffallend viele tschechische Zulieferbetriebe für die internationale Autoindustrie, namentlich auch in Deutschland. Da geht dann schon mal vermehrt die Angst um, dass einige Firmen dicht machen müssten. Firmen, die über Jahre hervorragende Geschäfte mit ihren ausländischen Partnern machen konnten. 

Dass Premier Andrej Babiš seinen Gesundheitsminister (und damit vor allem die Gesundheitsexperten) zurückpfiff, hatte wohl weniger mit Sorgen um die Wirtschaft als mit Sorgen um die Ergebnisse der anstehenden Wahlen zu tun.

Wer in den vergangenen vier Wochen allein mit Hilfe der  tschechischen Medien ins benachbarte Deutschland blickte, hatte den Eindruck, dass es dort überall Massendemonstrationen wütender Menschen gegeben habe, denen es unter anderem mit den Masken reicht. Aber wie das immer so ist: Medienvertreter können nicht überall sein. Deutschland besteht nicht nur aus Berlin oder anderen großen Städten, wo solche Demonstrationen in der Tat für Schlagzeilen sorgten.

Keine Demo, sondern deutsche Disziplin

Ich habe aber ein gänzlich anderes Bild zu sehen bekommen. Zugegeben nur auf der Durchreise von Tschechien über Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein in Richtung Dänemark. An der Autobahnraststätte Freienhufen zwischen Dresden und Berlin wurde mir schon beim Aussteigen aus dem geparkten Auto vom Fahrer des neben mir stehenden Wagens bedeutet, dass ich auf keinen Fall die Maske vergessen solle, falls ich ins Restaurant oder auch nur zur Toilette wollte. „Man nimmt es hier sehr genau!“ Und in der Tat schien für die Beschäftigten der Raststätte wichtiger zu sein, dass meine Maske richtig sitzt, als dass die Bockwurst, die sie verkauften, wenigstens einigermaßen warm war. Überall auf dem Fußboden zudem Aufkleber zum Abstandhalten. Man durfte die Raststätte auch nur in einer Richtung durchlaufen. Fast fühlte man sich wie bei einem Einkaufsbummel bei IKEA. 

Ähnliches scharfes Prozedere auch an einer Raststätte in Schleswig-Holstein. Überall stand man nicht nur unter scharfer Beobachtung, sondern wurde auch auf die Notwenigkeit hingewiesen, sich die Hände mit Anti-Corona-Spray zu säubern. Von den Kunden kein Sterbenswörtchen des Protestes. Schon gar keine Demonstration. Ausnahmslos jeder hielt sich an die Regeln, in schöner deutscher Disziplin. Ich musste dabei daran denken, wie tschechische Pendler zu Beginn der Pandemie von ihren deutschen Kollegen ausgelacht wurden, als sie an ihren Arbeitsplätzen mit Schutzmasken erschienen waren. 

Das gleiche Bild bei einem Abstecher von Dänemark aus in die Grenzstadt Flensburg. In einem kleinen Kneipenviertel achtete das Servicepersonal auch draußen auf Abstand. Wer ins Restaurant hinein wollte – und wenn es nur zum Gang zum WC war – setzte automatisch die Maske auf. Und trotzdem herrschte an den Tischen  vorrangig bei köstlich gebratener Scholle keinerlei Murren. Die Nordlichter, denen man gern mal Maulfaulheit nachsagt, schwatzten munter, auch mit dem Personal, erkundigten sich dabei auch, ob das Geschäft mittlerweile wieder so gehe, dass Licht am Ende des Tunnels sichtbar werde. „Wir nehmen es so, wie es ist“, sagten die Gäste, die ich kurz nach der Maskenpflicht befragte. Kein einziger zeigte sich verärgert oder gar wütend. „Wir Norddeutsche sind gelassen“, hörte ich immer wieder zwischen dem Schnappen der Verschlüsse der Flaschen mit dem süffigen einheimischen „Flensburger Bier“.

Gelassenheit bei den Dänen

Gelassenheit auch das Stichwort bei den Dänen. Das war nicht unbedingt so zu erwarten. Das Land tat sich lange schwer, Ausländer in der Hauptreisezeit zu sich zu lassen. Namentlich auch Tschechen. An den Grenzübergängen wurde scharf kontrolliert, ob man für mindesten 6 Tage ein Quartier habe. Als ich einreiste, wurden die meisten Autofahrer locker durchgewunken. Maskenpflicht gab es keine, ältere Menschen trugen die Dinger freiwillig. 

Vielleicht bekommen auch die Tschechen diese Gelassenheit wieder hin, wenn sie sich jetzt wieder – in Ausnahmefällen – verschleiern müssen. Wäre doch gelacht. Sie waren schließlich die Vorreiter damit europaweit und sind prima damit klar gekommen.

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