Er gilt als der größte habsburgische Feldherr: Marschall Josef Wenzel Radetzky von Radetz. Sein Denkmal soll nun bald auf den Kleinseitner Ring in Prag zurückkehren.
Die Denkmalstürmer, die weltweit ihr Mütchen kühlen, machten auch um Prag keinen Bogen. Erst musste nach langen Debatten das Ehrenmal für Sowjetmarschall Konew im 6. Stadtbezirk weichen, weil der nicht nur geholfen hatte, 1945 Prag zu befreien, sondern unter anderem bei der militärischen Zerschlagung des Prager Frühlings 1968 eine unrühmliche Rolle gespielt hatte. Dann beschmierten Vandalen das Denkmal für Churchill im Zentrum der Stadt mit der Aufschrift „Rassist“.
Doch Prag bekam – quasi im Gegenzug – auch eine Replik der vor knapp 102 Jahren geschleiften Mariensäule auf dem Altstädter Ring zurück. Und demnächst soll auch der größte Habsburger Kriegsherr tschechischer Herkunft, Marschall Radetzky, auf seinen ursprünglichen Platz auf dem Kleinseitner Ring zurückkehren.
Ein böhmischer Landsmann
Die meisten Tschechen kennen den Namen Radetzky nur im Zusammenhang mit dem traditionellen Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Jedes dieser Konzerte endet bekanntlich mit dem Radetzky-Marsch von Johann Strauss (Vater), bei dem das Publikum nach Anweisung des Dirigenten kräftig mitklatscht. Dass Radetzky ein Landsmann – ein Böhme – war, wissen nur wenige Tschechen. Dabei hatte sich der böhmische Adlige Johann Joseph Wenzel Anton Franz Karl Graf Radetzky von Radetz (auf Tschechisch: Jan Josef Václav hrabě Radecký z Radče) immer auch als Tscheche begriffen. Dass er als Feldherr 72 Jahre unter fünf österreichischen Kaisern gedient und nicht weniger als 17 Feldzüge mitgemacht hatte, ehe er im schon biblischen Alter von 90 Jahren 1857 in den Ruhestand versetzt wurde, hat dem keinen Abbruch getan.
Johann Joseph Wenzel Anton Franz Karl Graf Radetzky von Radetz wurde 2. November 1766 im Schloss Trebnitz bei Seltschan (Sedlčany) im Königreich Böhmen geboren. Foto: Wikimedia Commons (gemeinfrei)
Tschechischen „Patrioten“ war er nach der Loslösung Böhmens von Habsburg und der Ausrufung der Tschechoslowakei 1918 aber ein Dorn im Auge. Sie sahen in ihm nur den Kaisertreuen und sorgten dafür, dass sein 1858 auf dem Kleinseitner Ring errichtetes Denkmal verschwand. Derzeit wird es im Lapidarium des Nationalmuseums aufbewahrt, inmitten auch einiger Originalskulpturen der Karlsbrücke.
„Einzigartige Komposition“
Wie um die Replik der ebenfalls Habsburg zugeordneten Mariensäule gab es auch um die Wiederaufstellung des Radetzky-Denkmals eine schier endlose Debatte. Doch jetzt haben die zuständigen örtlichen Behörden grünes Licht gegeben. Sehr zur Freude von Jan Bárta, eines Architekten, der sich seit vielen Jahren für die Wiedererrichtung des Denkmals einsetzt. „Dessen Einzigartigkeit liegt in der Komposition des Werks, das aus Statuen besteht, die in zwei Etagen übereinander angeordnet sind. Unten steht eine Gruppe von Soldaten, die zu verschiedenen Armeetruppen und damit auch zu Ländern der Monarchie gehören. Die Soldaten tragen auf den Schultern einen Schild, auf dem ihr Heerführer Radetzky steht. Auf diese Weise wurden die Heerführer schon in der Antike dargestellt.“
Sollte Radetzky wieder stehen, bräuchte es nur noch eine Veränderung, damit der beherrschende Platz der wunderschönen barocken Prager Kleinseite wieder so aussieht wie früher: Das jedem guten Geschmack Hohn sprechende Selbstbedienungs-Kaffeehaus einer US-Kette müsste wieder dem gediegenen und zudem literarisch berühmten „Kleinseitner Café“ weichen.