Ganz großer Bahnhof: Josef „Pepa“ Jindřišek verabschiedete sich von der Bohemka.
Irgendwann musste es so kommen: Unser langjähriger Kapitän Josef Jindřišek, genannt Pepa, bekam seine große feierliche Verabschiedung im letzten Heimspiel der Saison am 4. Mai gegen Slovan Liberec/Reichenberg. Es wurde ein Fußballfest! Und was für eins! Hochrufe, Gesänge, zahlreiche von Tränen gerührte Gesichter durchaus gesetzter Herrschaften und ein Ehrenspalier, das fast bis zur Mittellinie reichte. Alle, alle wollten unseren Helden verabschieden: Beide Mannschaften, das Schiedsrichtergespann und der Staff beider Teams: Josef Jindřišek, Jahrgang 1981, unsere Nr. 4, im defensiven Mittelfeld beheimatet, lief ein letztes Mal für seine Bohemka auf! Nach 357 Spielen für uns, insgesamt 458 Erstligaspielen, ist nun Schluss. Seine Ballsicherheit, sein Stellungsspiel, seine herausragenden technischen Fähigkeiten machten ihn auch im fortgeschrittenen Fußballeralter noch zu einem wertvollen Spieler. Was er auch an jenem Sonntag, diesem 4. Mai, bei schönstem Fußballwetter ein letztes Mal unter Beweis stellte.
16 Jahre ohne rote Karte
Ein sehr solides 4:1 gegen Slovan Liberec wurde es und Pepa dirigierte die Mannschaft, als ob er 25 wäre. Sogar Torschützenehren wurden ihm nochmals zuteil: In der 31. Minute verwandelte er einen Elfer wie gewohnt sicher zum 3:0. Die Mannschaft spielte wie im Rausch. Alle wuchsen über sich hinaus, sehr sehenswert auch das 2:0 von Matoušek in der 20. Minute. In der 76. Minute beim Stand von 3:1 war es dann so weit: Der Held des Tages wurde ausgewechselt, nochmal stehende Ovationen, Sprechchöre über Minuten, Pepa fiel auf die Knie und küsste den Rasen. In der Nachspielzeit gab es dann noch das 4:1 von Zeman nach einem schönen Konter. Aber irgendwie kam es darauf an jenem denkwürdigen Tag gar nicht so richtig an, der unbestrittene Höhepunkt des Tages war die Heldendämmerung des Josef „Pepa“ Jindřišek. 16 Jahre war er bei uns, in denen er als defensiver Mittelfeldspieler nicht eine rote Karte gesehen hat. Auch das eine Seltenheit! Er ist außerdem der älteste Spieler und natürlich der der älteste Torschütze, der jemals in der tschechischen Liga gespielt hat. Seine Ruhe, seine Übersicht wird er in der kommenden Saison für die Drittligatruppe von Großhammer (Velké Hamry) am Oberlauf der Kamnitz (Kamenice) im Isergebirge ganz gewiss noch zur Geltung bringen, wo er seine Karriere nahe an seinem Wohnort ausklingen lassen wird.

Eine Woche darauf ging es dann zum Rückspiel nach Reichenberg (Liberec). Ein müder Kick, man hatte nicht den Eindruck, dass die Reichenberger das Ruder nochmal rumreißen wollten. Die Bohemka ließ aufgrund der sehr komfortablen Ausgangsposition den Gegner kommen und spielte lässig die Zeit herunter. Das Tor für die Reichenberger fiel erst in der 71. Minute, da kam nochmal so etwas wie Bewegung in das Spiel, aber Slovans Eifer dauerte nicht lange an, es blieb beim 1:0 und wir waren für das kleine Finale qualifiziert. Hier trafen wir auf den FC Königgrätz, zuerst bei uns im Dolíček, ein munteres Spiel am 18. Mai. Leider erwies sich der 1:0 Heimsieg als nicht ausreichend. Die Woche drauf in Königgrätz mussten wir uns 2:0 geschlagen geben. Wir beenden somit die Saison als guter Achter. Klingt besser, als sich das Jahr anfühlte.
Neue Saison – neues Glück
Schon am 19. Julei beginnt dann die neue Saison für uns mit zwei Heimspielen: Zuerst gegen Banik Ostrava/Ostrau. Und schon am zweiten Spieltag die Woche drauf dürfen wir uns auf den ersten Saisonhöhepunkt im Dolíček freuen: Das so genannte V-Derby gegen den großen SK Slavia Praha … Das V steht hier für Vršovice (Werschowitz). Auch stehen zum Redaktionsschluss schon einige Zu- und Abgänge fest. So verlässt uns Innenverteidiger Křapka Richtung Aufsteiger Zlin und Martin Dostál, auch ein langjähriger verdienter Spieler, beendete seine aktive Laufbahn. Freuen dürfen wir uns auf den 21-jährigen Innenverteidiger Ondřej Kukučka, der auf Leihbasis von Sparta kommt. Zuletzt sammelte er ein Jahr beim 1. FC Slovácko Erstliga-Erfahrungen. Ein großer Name ist Benson Sakala, ein defensiver Mittelfeldspieler, der vom FK Mladá Boleslav/FC Jungbunzlau zu uns wechseln wird. Sakala ist der Kapitän der sambischen Nationalmannschaft. Auch vom 1. FC Slovácko wird der 28-jährige estnische Flügelflitzer Vlasiy Sinyavsky zu uns stoßen. Gewiss wird es hier noch manche Bewegung geben.
Dieser beitrag erschien zuerst in der landesecho-ausgabe 7/2025
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