Das Mezipatra Queer Film-Festival findet dieses Jahr zum 22. Mal statt. Auf dem Bild wird das 17. Jubiläum gefeiert. Foto: Michaela Karásek Čejková, MP zahajeni 17, CC BY-SA 4.0

Nachdem sie ihr tschechisches Lieblingsdessert „Indiánek“ in einem Restaurant verschlungen hatte, fragte sich unsere LandesBloggerin, woher der Name dieses Desserts eigentlich stammt und fing an zu recherchieren.

12.30 Uhr, es war wieder Mittagessenszeit in der Redaktion. Dieses Mal gingen wir beim „Vinohradský Parlament“ essen. Als wir durch die Tür eintraten, stach mir auf einem Tablett in der Ecke etwas ins Auge und ich konnte es nicht glauben: Gleich mehrere Stücke meines tschechischen Lieblingsdesserts „Indiánek“ standen dort. Ich musste nicht zweimal nachdenken, bestellte den „Indiánek“ als Nachtisch und versenkte diesen in meinem Mund. Leckerer Eiweißschaum umhüllt von knackiger Schokolade und das alles auf einem fluffigen Biskuitboden. Meine Definition von absolutem Glück, das leider nur für ein paar Momente anhält.

Den Kollegen war dieses Dessert nicht bekannt und sie fragten mich darüber aus, wobei mir auffiel, dass ich gar nicht so viel über diesen Nachtisch weiß, weswegen ich beschloss, dazu zu recherchieren.

Woher meine Begeisterung für dieses Dessert stammt, weiß ich eigentlich gar nicht mehr so genau. An was ich mich jedoch erinnern kann, ist, dass ich schon von klein auf immer Nachtisch mit Eiweiß, also jede Art von Baiser, super fand. Ein Highlight war es für mich, die Eiweißschaumreste aus der Schüssel zu kratzen, die meine Mutter mir übrig ließ, wenn sie Kuchen backte. 

Woher stammt der Name?

Auch wenn ich von dem Dessert begeistert war und bin, verwirrte mich der Name. Hatte „Indiánek“ denn etwas mit dem Wort „Indianer“ zu tun? Und wenn ja, warum?

Ich stieß auf tschechische Foren und Artikel, in denen die Entstehungsgeschichte so beschrieben wird:

Es fing alles in Wien zu Beginn des 19. Jahrhunderts an, als der ungarische Adelige Pálffy einen Magier aus Indien in sein Theater einlud. Manche schreiben, dass Pálffy die Sorge gehabt haben soll, dass die Aufführung dem Publikum nicht gefallen könnte. Andere wiederum behaupten, dass der Auftritt so ein Erfolg gewesen sei, dass er gefeiert werden musste. Also entweder zur Ablenkung vom schlechten Auftritt oder zur Feier des Tages trug Pálffy einem ungarischen Koch auf, einen neuen Nachtisch zu entwickeln, der an den indischen Magier erinnern sollte. Dieser schuf einen Vorgänger des heutigen „Indiánek“: zwei mit Schokoladenglasur umhüllte Teighälften, verbunden mit Schlagsahne. Dieses neuerschaffene Dessert erinnert eher an die heutigen österreichischen „Indianerkrapfen“, welche ebenso im 19. Jahrhundert entstanden sind und an berühmte aus Indien stammende Künstler erinnern sollen, die in Wien gastierten. 

Wie nun dann der Sprung zum heutigen „Indiánek“ passierte, bleibt ein Rätsel, jedoch ist diese Art von Dessert in verschiedenen Variationen weit verbreitet. In Deutschland wohl als „Schoko- oder Schaumkuss“ oder unter diversen politisch unkorrekten Bezeichnungen.

Das Dessert ist im Supermarkt „Tesco“ erwerbbar. Foto: Lucia Vovk

Das Dessert ist im Supermarkt „Tesco“ erwerbbar. Foto: Lucia Vovk

Wo kann man das Dessert probieren?

Sparfüchse finden den Nachtisch im Supermarkt „Tesco“. Hier kann man sich eine Box mit drei Stück für 39,90 Kronen (etwa 1,56 Euro) kaufen. Somit zahlt man also 13,30 Kronen (etwa 52 Cent) für ein Stück. Ansonsten findet man den „Idiánek“ in den meisten tschechischen Cafés und Konditoreien. Beispielsweise in der Bäckerei „Cukrář Skála“ in Prag (V Celnici 1034/6, 110 00 Nové Město), bei dem man sich einen selbstgemachten „Indián“ für rund 50 Kronen kaufen kann. 

Im Tesco habe ich mir einmal als Kind zusammen mit meiner Cousine, die genauso begeistert vom Dessert ist, eine Box gekauft und voller Eile auf einem Hinterhof verschlungen, damit meine Tante, mit der wir uns in wenigen Minuten treffen würden, uns nicht erwischte. Denn auch wenn der „Indiánek“ vorzüglich schmeckt, zu oft sollte man den circa 290 kcal schweren Koloss nicht essen. 

Ein selbstgemachter „Indiánek“ aus der Bäckerei „Cukrář Skála“. Foto: Lucia Vovk

 Ein selbstgemachter „Indiánek“ aus der Bäckerei „Cukrář Skála“. Foto: Lucia Vovk


 LuciaAhoj und Hallo,

ich heiße Lucia Vovk und unterstütze die LandesEcho Redaktion als Praktikantin von Anfang August bis Ende Januar. Ich werde das Praxissemester meines Studiums der Werbung und Marktkommunikation hier verbringen und freue mich auf die Erfahrungen im Online- und Printbereich. Ich bin zweisprachig aufgewachsen, da meine Mutter aus Tschechien stammt. In der letzten Zeit habe ich gemerkt, wie mein Tschechisch langsam schwindet. Das mag daran liegen, dass ich durch mein Studium weniger Gelegenheit habe, mit meiner Familie zu kommunizieren und Zeit in Tschechien zu verbringen. Deswegen bin ich schon gespannt darauf, während meines Praktikums mehr über meine Wurzeln zu erfahren, meine Sprachkenntnisse zu verbessern und das Land, in dem ich geboren wurde, besser kennenzulernen. Denn: „Všude dobře, doma nejlíp“ („Überall ist es gut, aber daheim am besten“).

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