Prag bietet eine Vielzahl an paradiesischen Gärten und Parks. Unser LandesBlogger Jonas hat sich dieses Mal in den Norden der Hauptstadt begeben, zum Schlossgarten von Troja.

Wenn man sich für ein Praktikum in Prag bewirbt, sollte man sich dessen bewusst sein, dass ein inoffizieller Nebenjob unauflösbar dazugehört: Der des Stellvertreters seiner Freunde in der schönsten Stadt Europas. Lange gehegte, aber niemals konkretisierte Überlegungen, die tschechische Hauptstadt (wieder) zu besuchen, finden endlich einen Anlass zur Umsetzung. Dann ist man als Pragkundiger natürlich gefordert, mit den klassischen Touristen-Hotspots kann und will man seine geliebten Freunde schließlich nicht mehr abspeisen.

Zuletzt waren meine Freundinnen aus Belgien hier, wir haben uns vor zwei Jahren während eines Auslandssemesters in Prag kennengelernt. Somit war ich eh schon mit Profis unterwegs, wir konnten den Besuch der Burg oder des Altstädter Rings also getrost beiseitelassen. Nachdem wir uns prioritär zunächst dem Innenleben zahlreicher Prager Cafés und Altstadtkneipen gewidmet hatten – das fällt schließlich auch unter kulturelle Betätigung – fuhren wir am zweiten Besuchstag etwas aus der Stadt heraus. Unser Ziel war der Garten des Lustschlosses Troja im gleichnamigen Stadtteil in Holešovice.

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Das Schloss Troja wurde Ende des 17. Jahrhunderts erbaut. Foto: Laura Van den Bergh

Motive des Trojanischen Kriegs

Der Schlossgarten ist die ideale Zierde des Ende des 17. Jahrhunderts erbauten barocken Schlosses. Angelegt wurde dieser im damals üblichen französischen, geometrisch geprägten Stil. Vom Neptunbrunnen in der Mitte des Parks ausgehend Richtung Osten befindet sich zudem ein Obstgarten, den mittig ein Labyrinth, das von Hecken gesäumt ist, durchzieht. Ornamentiert wird der gesamte Park durch zahlreiche Statuen und Terrakotta-Vasen, die beinahe ausschließlich mit Motiven des Trojanischen Kriegs versehen sind. Daher stammt auch der Name des Schlosses und des gesamten Viertels.

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Eine aufwendig verzierte Fassade im Schlosspark. Foto: Laura Van den Bergh

Vielzahl an Schönheiten

Wir hatten an diesem Tag alles richtig gemacht. Denn für Troja sollte man genug Zeit und Willen zur Kontemplation mitbringen, um die Vielzahl an Schönheiten und die Ruhe dieses Ortes vollständig aufsaugen zu können. Der Obstgarten hatte es uns besonders angetan, er ist an Beschaulichkeit kaum zu überbieten. Inmitten der Apfelbäume stand eine Frau, sie erntete ab, was noch nicht den Gravitationskräften zum Opfer gefallen war. Selten war das Bild vom Garten Eden so passend wie in diesem Moment. Wir hofften für sie, dass sie niemals aus ihrem Paradies vertrieben wird.

Ein Stück weiter stand inmitten einer kleinen Erhebung eine rot gestrichene Bank. Umgeben von roten und weißen Rosen und massivem Buschwerk schien sie nur auf uns zu warten. Wir ließen uns nicht lange bitten und nutzten die Sitzgelegenheit, schließlich wollten wir unsere Eindrücke noch verarbeiten, bevor wir Troja wieder verlassen sollten.

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Eine rot gestrichene Bank, umgeben von Rosen und Buschwerk. Foto: Laura Van den Bergh

Auf dem Weg nach draußen hörten wir Beethovens 9. Sinfonie erklingen, die Europahymne. Fünf ältere Herren hatten sich im vorderen Bereich des Schlossgartens in einem Bogengang mit ihren Instrumenten positioniert und erfreuten die wenigen Besucher des Geländes mit ihrer Musik. Nun fanden wir also beides im herrlichen Schlosspark von Troja: Garten Eden und Elysium, zwei Orte der Seligen.

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Zum Abschluss ein Konzert: Elysium in Troja. Foto: Jonas Klimm


Jonas Klimm

Hallo und Dobrý den! Mein Name ist Jonas Klimm, ich bin seit Ende Juni Praktikant beim LandesEcho und werde bis Anfang Oktober in der Redaktion mitarbeiten. Einige Wochen vor Beginn meines Praktikums habe ich mein Masterstudium der Interdisziplinären Europastudien an der Universität Augsburg abgeschlossen. Der Aufenthalt in Prag ist für mich keine Premiere, fünf Monate habe ich im Rahmen eines Auslandssemesters bereits in der Stadt an der Moldau verbracht und die einmalige Atmosphäre hier erfahren dürfen. Nun bin ich also wieder in dieser unergründlichen Stadt mit der noch schwerer zu ergründenden Sprache (ich versuche es trotzdem) und hoffe im Rahmen meiner Tätigkeit mehr über die deutsche Minderheit und deren Leben in der Tschechischen Republik erfahren zu können. So dass ich im Nachhinein sagen kann: Es war eine unvergleichlich schöne Zeit.

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