Ulrike ist Deutschlehrerin in Olmütz (Olomouc). Wie funktioniert das Unterrichten und Lernen eigentlich in Zeiten von Corona? Die Antwort auf alles ist e-Learning.
Letzten Monat berichtete ich von meinem Ausflug nach Proßnitz in Mähren (Prostějov), wo ich Workshops zur deutschen Sprache in einer Schule abgehalten habe. Leider konnte der letzte dieser Workshops aufgrund der Maßnahmen, die zur Eindämmung des Coronavirus unternommen werden mussten, nicht mehr stattfinden. Schulen wurden geschossen, ebenso die Universitäten, und das in weiten Teilen Europas.
Schummeln? Fehlanzeige!
Das heißt aber nicht, dass Schüler und Studenten Ferien hatten und nicht mehr lernen mussten. Prompt wurde auf die Schließungen mit der Umstellung auf e-Learning reagiert. Was das ist? Eigentlich umfasst e-Learning alles, was mit elektronischen Technologien und dem Internet zu tun hat. Auch das Ausschicken von Arbeitsblättern per E-Mail könnte schon als e-Learning bezeichnet werden. Aber die Möglichkeiten, die sich bieten, sind noch viel, viel weitreichender. Besonders einfach ist e-Learning, wenn man speziell dafür gedachte Plattformen nutzen kann, Moodle ist eine der bekanntesten. Daneben gibt es aber noch zahlreiche andere Angebote. Neben den bereits erwähnten Arbeitsblättern zum Ausdrucken und Ausfüllen gibt es auch die Möglichkeit, Arbeitsblätter zu erstellen, die direkt am Computer bearbeitet werden können. Auch Tests können über diese e-Learning-Plattformen durchgeführt werden: Die Zeit pro Frage kann limitiert werden. Will jemand schummeln und im Heft nachschlagen, so dauert das höchst wahrscheinlich zu lange und die Frage wird weitergeschalten, bleibt damit unbeantwortet. Mit wenigen Mausklicks lassen sich Nachrichten an alle Teilnehmende schreiben, Links teilen und als Lehrer sieht man ganz genau, wer wann was geöffnet und bearbeitet hat.
Ein guter Klassenzimmer-Ersatz
Nach den ersten Tagen zu Hause wurde aus dem „müssen“ ein „können“ und ein „dürfen“. Die Studenten nahmen das Angebot, mit Hilfe des Internets zu lernen, dankbar an und aus dem anfänglichen Chaos und „Oh Gott…Wie mache ich das?“ wurde ein neugieriges Ausprobieren für alle Beteiligten. Gemeinsam mit Kolleginnen habe ich eine ganze Reihe an lustigen Abenden verbracht, wo wir diverse Tools und Programme ausprobiert haben, damit wir uns später vor den Studenten nicht völlig blamieren. Zoom, ein Programm für die Videotelefonie, hat sich als guter Klassenzimmer-Ersatz herausgestellt: Von der virtuellen Tafel, zum Hand-heben-Button, bis hin zur Möglichkeit für die Studenten, mittels Chatfunktion untereinander zu schwätzen ist alles vorhanden, was einem aus dem alltäglichen Unterricht vertraut ist. Fürs Vokabelwiederholen hat sich „Scribble“ als Goldstück erwiesen, in diesem Programm geht es darum, dass immer eine Person ein Wort per Maus zeichnen soll während die anderen raten, für richtig erratene Wörter gibt es Punkte. Wir haben viel gelacht beim ersten Testlauf! Das hat wirklich gut getan. Trotz der räumlichen Distanz ist es so gelungen, sowohl mit dem Kollegium als auch mit den Studenten enger zusammenzurücken in einer Situation, in der auch vieles hätte schiefgehen können.
Online-Ostern ohne Pannen
Und wenn wir schon beim Thema Schiefgehen sind, auch Ostern fiel in diesem Jahr sehr anders aus als gewohnt. Die Grenzen sind geschlossen, es gab keine Besuche bei Eltern, Omas, Opas und all den anderen Verwandten, die ich üblicherweise nur zweimal im Jahr treffe (Weihnachten und eben Ostern). Stattdessen war mir auch hier das Internet behilflich, um meine Lieben zu sehen. Wie sonst das Osternest war ich hinter meinem Computer versteckt und wir skypten (Skype ist ein weiteres Computerprogramm für Videotelefonie, es ist so verbreitet, dass es sogar ein eigenes Verb dazu gibt). Wenn ich aber an den Osterbesuch vom Vorjahr denke, als ich einen internationalen Zug aufhalten musste, weil ich die Tasche mit den Schokohäschen im Abteil vergessen hatte, dabei mein Handy verlor, das dann ohne mich nach Polen weiterfuhr, so freute ich mich doch auch ein bisschen über ein gemütliches Ostern auf meiner tschechischen Couch.