Schmidts Kater Lojzl. Zeichung: Jiří Bernard

Čauky mňauky, allerseits! Ich gehe mal davon aus, dass Sie fleißig ihrer staatsbürgerlichen Pflicht nachgekommen sind und an der Volks-, Gebäude- und Wohnungszählung teilgenommen haben, der Sčítání, wie sie kurz auf Tschechisch heißt.

Mein Butler, der Herr Schmidt, ist in diesem Fall zu loben, weil er gleich am ersten Tag das Online-Formular auszufüllen gedachte. Leider war das System unpässlich. So hat er es zwei Tage später genutzt, als es reibungslos funktionierte. Ich zitiere jetzt nicht seine Flüche vom ersten vergeblichen Versuch, weil die unanständig waren. Schließlich lesen auch Kinder diese wunderbare Kolumne. 

Ich habe interessiert zugesehen, wie der Herr Schmidt das alles ordentlich ausgefüllt hat – natürlich auch die freiwillige Angabe über die Nationalität. Da hat er auf Deutsch geklickt. Wie hoffentlich alle von Ihnen.

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Bei all dem kam mir die Idee, dass man eigentlich endlich auch mal eine Zählung der in dieser hübschen Republik herumstrolchenden Kätzinnen und Katzen veranstalten sollte. Ich hätte nämlich gern gewusst, ob es sich für mich als Kater überhaupt lohnt, mich in einem Katzen-Dating-Portal anzumelden, also ob es überhaupt genügend Auswahl an netten Katzendamen für mich gibt.

Die Katzenzählung müsste freilich ganz anders aufgezogen werden als die der Zweibeiner. Zunächst einmal müssten die Ergebnisse allen Katzen, nicht nur den gelernten Statistikern unter ihnen, zugänglich sein. Und damit wir Vierbeiner uns ganz rasch orientieren können, müssten alle Teilnehmer neben ihrem Namen und ihrem Wohnort ein aussagekräftiges Foto veröffentlichen. Wie sagt doch schon ein uraltes Sprichwort? „Man will ja schließlich die Katze nicht im Sack kaufen.“

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Bestimmte Dinge, die die Zweibeiner gefragt wurden, sind für die Katzenzählung relativ unerheblich. Katzen ist es völlig egal, ob ihre zweibeinigen Sklaven ein eigenes Haus oder eine Mietwohnung bewohnen. Hauptsache, die Bleibe ist katzengerecht eingerichtet. Also mit Kratzbaum, Kuschelecken, einem stets sauberen Katzenklo (das macht ja bekanntlich die Katzen froh) und natürlich spiegelglänzenden Futter- und Trinknäpfen. 

Ganz wichtig ist die Frage nach den Lieblingsspeisen von uns Vierbeinern. Dabei sollte unterschieden werden nach Alltags-Fresschen, Menüs zum Katzengeburtstag und -namenstag sowie nach den Gerichten an hohen Feiertagen wie Ostern und Weihnachten. Da schließlich trennt sich auch bei uns die Spreu vom Weizen. Kätzinnen, die Whiskas kaufen würden, weil das angeblich unvergleichlich gut sei, sind bei mir beispielsweise ohne Chance. Das mag ich nämlich gar nicht. 

Völlig gleichgültig ist dagegen, wie die Bleibe für die Katzen beheizt wird, ob mit Fernwärme, per Gas oder per Strom. Hauptsache, es ist immer schön kuschelig warm. Auch die Größe unserer Bleibe spielt nur eine untergeordnete Rolle. Richtige Katzen brauchen vor allem Auslauf, sprich einen Garten oder zumindest eine Terrasse. Und im Schlafzimmer ein breites Bett. Und natürlich auch Platz für einen Teppich, damit der Sklave auch eine Schlafgelegenheit hat. Eine Katze ist schließlich kein Unmensch. Nur ein Zweibeiner, dem es gut geht, sorgt auch gern dafür, dass es uns gut geht. Da ist ein Schlafplatz für den Menschen außerhalb des von uns okkupierten Betts ein Muss.

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Eher von geringer Brisanz ist für uns auch die Frage der religiösen Zugehörigkeit. Katzen sind in der Regel weder katholisch, evangelisch noch muslimisch. Aber Achtung: gläubig sind wir schon. Wir glauben an das Gute in unseren Dosenöffnern. Besser gesagt, an deren ausreichende Geschicklichkeit, die Dosen und die Tür des Kühlschranks unfallfrei öffnen zu können. Dahinter verbergen sich erfahrungsgemäß leckere Dinge für uns.

Unbedingt geklärt werden müssten in der Umfrage unsere beliebtesten Freizeitaktivitäten. Ich würde ein Kreuzchen beim Fernsehen machen. Und zwar konkret bei Tierfilmen, Kochsendungen und Live-Übertragungen der Spiele des ruhmreichen Fußballklubs Borussia Dortmund. Sehr gern sehe ich auch die sonntägliche Suchsendung Pošta pro tebe mit der zauberhaften und wunderschön mitleidig gucken könnenden Moderatorin Ester Janečková. Ich staune immer, dass die bei den vielen schlimmen Fällen, die sie in ihrer Sendung hat, abends überhaupt in den Schlaf finden kann. Sie sollte auch eine Sendung für Katzen machen, die sich im Laufe der Jahre durch widrige Umstände aus den Augen verloren haben. Oder die beim Stromern den Weg nach Hause zu ihrem Zweibeiner nicht mehr finden konnten.

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Einmal könnte ich bei der Katzenzählung sogar zwei Kreuze machen: Bei der Muttersprache. Weil ich ja sowohl Tschechisch als auch Deutsch mauzen kann. Čauky mňauky! Oder auf Deutsch: Miau!

?? Schmidts Kater Lojzl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt ??


Die Volkszählung in Tschechien läuft noch bis 11, Mai 2021. Mehr Informationen gibt es in unserem Beitrag „Die Volkszählung – ein Test für die deutsche Minderheit“ oder auf der Webseite der Volkszählung.

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