In den kommenden Tagen geht es in Tschechien kulturell hoch her. Besonders Musikfans verschiedener Richtungen kommen auf ihre Kosten. So startet wieder das berühmte Klassikfestival „Prager Frühling“, auf die Karlsbrücke kommt das Navalis-Johannisfest, die Egerland-Jugend feiert ihr 70-jähriges Bestehen und beschwingte Töne bringt ein Konzert in Gedenken an Django Reinhardt. Daneben bieten das neue Prager Retro-Museum und eine Theaterinszenierung in Brünn eine Reise in vergangene Zeiten.

Endlich wieder Prager Frühling

Zwischen dem 12. Mai und 3. Juni findet wieder das berühmte tschechische Musikfestival „Prager Frühling statt. Wie immer startet das Festival mit Smetanas „Mein Vaterland“ im Smetana-Saal des Prager Gemeindehauses (Obecní dům), diesmal schon zum 77. Mal. Dirigiert wird das Eröffnungsstück vom isrealisch-argentinischen Dirigenten Daniel Barenboim. Zu den Interpreten des diesjährigen „Prager Frühlings“ gehören u.a.  die tschechische Mezzosopranistin Markéta Cukrová oder der Violoncellist Gautier Capuçon, als Solist wird dieser gleich auf drei Konzertabenden zu hören sein. Eine spezielle Aufmerksamkeit widmet die Festivaldramaturgie dem bedeutenden belgisch-französischen Romantiker César Franck (1822-1890), dessen monumentale Sinfonie Psyché in der Darbietung der Tschechischen Philharmonie mit Chor erklingen wird. Auch das Abschlusskonzert, in dem der lettische Dirigent Andris Nelsons die Wiener Philharmoniker leiten wird, verspricht ein besonderes Musikerlebnis dieses Jahrgangs zu werden.

Näheres zum Programm des 77. Prager Frühlings auf www.festival.cz.

Die tschechische Mezzosopranistin Markéta Cukrová gehört zu den Interpreten des diesjährigen Prager Frühlings. Foto: Ilona Svobodová

Die tschechische Mezzosopranistin Markéta Cukrová gehört zu den Interpreten des diesjährigen Prager Frühlings. Foto: Ilona Svobodová

Johannisfest Navalis auf der Karlsbrücke

Es ist eine jahrhundertealte Tradition in Prag: In Gedenken an den Heiligen Nepomuk findet jedes Jahr auf der Moldau und rund um die Karlsbrücke das Johannisfest Navalis statt. In diesem Jahr beginnt das Barockspektakel, das erstmals bereits im Jahr 1627 stattfand, am Samstag, den 14. Mai, mit einem „Kroatisch – Venezianischen Nachmittag“ im Restaurant Hergetova cihelna auf der Kleinseite. Am Sonntag erreicht das Fest mit einer Messe im Veitsdom um 17.30 Uhr sowie einer Prozession über die Karlsbrücke um 19 Uhr seinen Höhepunkt. Erwarten können Besucher außerdem den Auftritt von Folkloregruppen, eine Regatta historischer Boote und Gondoliere auf der Moldau sowie eine Reihe von Sonderveranstaltungen. Zum Abschluss kommen die Feierlichkeiten mit einem Konzert unter der Karlsbrücke. Ein Feuerwerk wie in den vergangenen Jahren wird es diesmal allerdings nicht geben.

Johannes Nepomuk (1350-1393) war ein böhmischer Priester und Märtyrer. Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht vollends geklärt. Der am weitesten verbreiteten Legende nach hatte sich Johannes Nepomuk geweigert, König Wenzel IV. preiszugeben, was ihm dessen Frau, die Wenzel der Untreue verdächtigte, preiszugeben, was sie ihm in der Beichte anvertraut hatte. Daraufhin habe Wenzel Nepomuk foltern und anschließend von der Karlsbrücke in die Moldau werfen lassen. 1729 wurde Johannes Nepomuk heiliggesprochen. Er gilt als Brückenheiliger und Patron des Beichtgeheimnisses.

Johannisfest Navalis
Wann: 15. Mai 2022
Wo: Kleinseite, Karlsbr
ücke

Mehr zum Navalis-Fest finden Sie hier.

70 Jahre Egerland-Jugend

Bereits zwei Mal musste die Feier aufgrund der Pandemie verschoben werden, in diesem Jahr kann die Egerland-Jugend aber ihr 70-jähriges Jubiläum begehen, und zwar beim 50. Bundestreffen der Egerland-Jugend, das in diesem Jahr grenzüberschreitend vom 13. bis 15. Mai. sowohl in Marktredwitz als auch in Elbogen (Loket) stattfinden wird. Bereits am Freitag reisen die Gruppen der Egerland-Jugend in Marktredwitz an. Am Samstag ab 15 Uhr präsentieren sie Tänze und Gesänge auf dem Marktplatz von Elbogen, worauf ab 19 Uhr unter dem Titel „Egerländer Notenbüchl ein Volkstumsabend im Kulturzentrum Dvorana in Elbogen folgt. Es nehmen Folkloregruppen aus Deutschland und Tschechien teil, darunter die Egerländer Volkstanzgruppe „Målas“ oder die Folkloregruppe Marjánek.

Wann: 13.05.-15.05.2022
Wo: Marktredwitz / Elbogen (Loket)

Mehr Informationen auf der Webseite des Bunds der Egerländer.

Plakat BJT 2020 D CZ

Konzert im Gedenken an Django Reinhardt

Am Montag, den 16. Mai, ab 17.30 Uhr gibt das Duo „Django Always auf der Insel Kampa in Prag ein Konzert anlässlich des Todestages von Django Reinhardt. Das Duo, das regelmäßig beim Internationalen Django Reinhardt Festival in Hildesheim zu Gast ist, besteht aus dem 19-jährigen Gitarristen Chavolo „Carlito“ Vlasák und seinem Vater Kaja Vlasák.

Der französische Gitarrist und Komponist Django Reinhardt (1910-1953) gilt als Vorreiter des europäischen Jazz. Besonders war seine Mischung verschiedener Musikstile: der New-Orleans-Jazz der 1920er Jahre, französische Walzer und die traditionelle Spielweise der Sinti. Damit schuf Reinhardt den „Gipsy Swing“. Seine Kompositionen Nuages, Daphné oder Minor Swing gehören heute zu klassischen Standard-Stücken des Jazz.

Wann: 16.05.2022, ab 17.30 Uhr
Wo: Auf Kampa / Na Kamp
ě in Prag

"Django Always" - Kaja und Chavolo "Carlito" Vlasák:. Foto: Ricardo Laubinger

„Django Always“ – Kaja und Chavolo „Carlito“ Vlasák:. Foto: Ricardo Laubinger

Eine Reise durch die österreichisch-tschechische Geschichte

Eine „szenische Karte der Wahrnehmung der österreichisch-tschechischen Landschaft“ präsentiert am Donnerstag und Freitag, den 19. und 20. Mai, in Brünn (Brno) die dramaturgische Plattform „Terén“ in Kooperation mit dem Landestheater Niederösterreich in Sankt Pölten unter dem Titel „Die Reise“. Aus dem Programm:

„Eine Pilgerreise, ein Spaziergang, eine Grenzüberschreitung, ein langsamer Gang durch die Landschaft kann nicht nur eine Heimreise sein, sondern auch eine Reise zu sich selbst. Wir wandern auf den berühmten Pilgerwegen, aber auch der gemeinsamen österreichischen und tschechischen Geschichte, wir wandern durch die Sedimente unseres gemeinsamen kulturellen Gedächtnisses und  lassen uns von Texten, Sagen und Märchen inspirieren, die unseren mitteleuropäischen Raum geprägt oder reflektiert haben (Franz Kafka , W. G. Sebald, Claudio Magris, Franz Josef I. Jakub Deml, Josef Kroutvor, Josef Váchal, Jürgen Serke oder der Autor blutiger Romane, der Dunkelromantiker Heinrich Spiesse).

Die Veranstaltung findet zweisprachig auf Deutsch und Tschechisch statt.

„Die Reise– tschechische Premiere
Wann: 19.05. & 20.05.; 19.30 Uhr
Wo: Sklepni Sc
éna CED (Zelný trh 9, Brno)
Eintritt: 250 K
č, Eintrittskarten können auf goout erworben werden

Mehr Informationen auf der Webseite des Projekts.

die reise fb 1500x1000 q70

Zeitreise in die 70er und 80er Jahre

Am Donnerstag, den 19. Mai, wird auf der vierten Etage des Prager Kaufhauses Kotva Tschechiens größtes Retro-Museum eröffnet. Etwa 12.000 Ausstellungsobjekte bringen den Besuchern den Alltag und Design der Tschechoslowakei in den 70er und 80er Jahren näher. Der Großteil der ausgestellten Exponate stammt aus einer öffentlichen Sammlung, die 2018 stattfand.  „Wir möchten den jüngeren Generationen diese Zeit näherbringen und die älteren Generationen daran erinnern, wie es war, in den 1970er und 1980er Jahren in der Tschechoslowakei zu leben. Wir glauben, dass das Museum für die Besucher interessant und in seiner Interaktivität einzigartig sein wird“, erklärt Robert Vůjtek, Vorsitzender von Art Salon S, das die Ausstellung kuratiert. Bei dem Museum gehe es nicht um Nostalgie oder die Idealisierung des kommunistischen Regimes, wie in einer Pressemitteilung zur Ausstellungseröffnung betont wird. Ein Bereich der Ausstellung widmet sich auch der kommunistischen Propaganda und den Dissidenten.

Retro Muzeum Praha
Wann: ab 19.05.2022, täglich von 9-20 Uhr
Wo: OD Kotva – 4. Patro, náměstí Republiky 656/8
Eintritt: Erwachsene 220 Kč

Mehr auf der Webseite des Retro-Museums Prag.

Wie man in den 1970er und 80er Jahren in der Tschechoslowakei lebte... Foto: Retro muzeum Praha

Wie man in den 1970er und 80er Jahren in der Tschechoslowakei lebte… Foto: Retro muzeum Praha

Werden Sie noch heute LandesECHO-Leser.

Mit einem Abo des LandesECHO sind Sie immer auf dem Laufenden, was sich in den deutsch-tschechischen Beziehungen tut - in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur. Sie unterstützen eine unabhängige, nichtkommerzielle und meinungsfreudige Zeitschrift. Außerdem erfahren Sie mehr über die deutsche Minderheit, ihre Geschichte und ihr Leben in der Tschechischen Republik. Für weitere Informationen klicken Sie hier.