Das "Slawische Epos" wird noch bis 2026 im Schloss von Mährisch Kromau gezeigt. Foto: ČTK/Šálek Václav
Aktuell ist Muchas Gemäldezyklus "Das Slawische Epos" (Slovanská Epopej) noch bis 2026 im Schloss von Mährisch Krumau zu sehen. Foto: ČTK/Šálek Václav

Das epochale Werk des tschechischen Künstlers Alfons Mucha kommt nach einem langen Rechtsstreit für 25 Jahre in den Savarin-Palais am Wenzelsplatz.

Auf zwanzig großen Leinwänden präsentiert der tschechische Maler Alfons Mucha (1860-1939) collagenartige Bilder, die vollkommen aus seinem sonstigen Schaffen im Jugendstil herausfallen. Durch seine Plakate und Werke als Gebrauchskünstler konnte er schnell für ein stattliches Auskommen sorgen. Seine kommerzielle Kreativität füllte den Künstler allerdings nicht aus. Nichtsdestotrotz ist er hauptsächlich für diese Arbeiten bekannt, ihr einzigartiger Stil prägt bis heute das Stadtbild Prags. Im Zenit seines Schaffens und in Zeiten zahlreicher Aufträge, brach er mit der Diensthaftigkeit seiner Kunst. Inspiriert durch die Pariser Weltausstellung 1900, durch zahlreiche Reisen und Recherchen in Fachliteratur und Historikerdebatten begann er schließlich seine Arbeit an dem „Slawischen Epos“.

18 Jahre für ein Epos auf Leinwänden

Das „Slawische Epos“ zeigt große historische und mythische Momente, die prägend für die gemeinsame Geschichte waren. Es folgt damit den Erzählungen der panslawischen Bewegung, welche sich für die Einheit aller Slawen als Vorbild für die Menschheit einsetzte. Wer die Leinwände bewundert, stellt allerdings schnell einen starken Fokus auf die tschechische Geschichte fest, ein verhältnismäßig großer Teil thematisiert ausführlich die Hussitenbewegung. Doch die allgemein-slawischen, russischen, bulgarischen, serbischen, kroatischen und polnischen Themen des Epos weißen auf deren panslawisches Motiv. Das Epos beginnt mit den Slawen in ihrer Urheimat und endet mit dem Werk Apotheose, Verherrlichung, das versucht eine slawische Identität in einem Bild zusammenzufassen.

Um die riesigen Leinwände bemalen zu können, mietete Mucha eine Arbeitsstätte im Schloss der Stadt Zbiroh in der Pilsner Region. Finanziert wurden die Arbeiten von einem Freund Muchas, dem amerikanischen Großindustriellen Richard Crane. Nachdem der Künstler 18 Jahre an den Werken arbeitete, übergab er das unkommerzielle Epos 1928 kostenfrei an die Stadt Prag unter der Bedingung, dass ein eigener Pavillon dafür gebaut werden sollte. Diese Bedingung war auch eine der Einlassungen im aktuellen Rechtsstreit um die Ausstellung der Gemälde.

2026 kommt das Werk zurück nach Prag

Nach einem langjährigen Rechtsstreit mit einem der Erben, John Mucha, konnten die Differenzen über das Werk nun beigelegt werden. Wird die Vereinbarung unterzeichnet, so verpflichtet sich Mucha dazu, das Eigentum der Stadt an den Leinwänden anzuerkennen. Im Gegenzug verpflichtet sich Prag dazu, die Gemälde ausschließlich in Ausstellungsräumen zu präsentieren, die eigens und alleine für das Epos bestimmt sind. Damit soll dem Wunsch des Malers Alfons Muchas entsprochen werden.

In einem Pachtvertrag zwischen dem Unternehmen Welwyn, das für die Ausstellung verantwortlich sein wird, der Mucha-Stiftung und Prag wird die zukünftige Präsentation des Epos geregelt. Das Epos soll für 25 Jahre im Savarin-Palais am Wenzelsplatz gezeigt werden, mit einer Option auf fünf weitere Jahre. Bis 2026 sind die Leinwände noch an Moravský Krumlov (Mährisch Kromau) verpachtet, dann sollen sie in die tschechische Hauptstadt verlegt werden.

Die Art der Ausstellung ist detailliert geregelt. So darf das Epos nicht durch andere Werke gestört werden. Die Halle, in der die Leinwände hängen, soll 23 Meter breit und über 60 Meter lang sein. Sie sollen gegenüber platziert werden und in einem Abstand von fünfzehn Metern hängen. Die Erlöse aus den Eintrittskarten sollen die direkten Kosten für den Betrieb decken.

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