Die erste Klasse der Grundschule der deutsch-tschechischen Verständigung in Prag.

Die Förderung der deutschen Sprache ist eines der Hauptanliegen der Landesversammlung der Deutschen Vereine in der Tschechischen Republik. Vor allem die Schulen möchte die Landesversammlung stärker beim Deutschunterricht unterstützen.

Bislang gibt es in Tschechien nur wenige Schulen, in denen neben Deutsch als Fremdsprache auch Fachunterricht auf Deutsch stattfindet. Dazu gehören z. B. die Grundschule der deutsch-tschechischen Verständigung und das Thomas-Mann-Gymnasium in Prag, beide 1991 bzw. 1995 gegründet von der Landesversammlung der deutschen Vereine. Damit realisiert die Landesversammlung ihren Bildungsauftrag und verfolgt das Ziel, die deutsche Sprache und Kultur in Böhmen, Mähren und Schlesien zu erhalten.

Autonomie der beiden Trägerschulen

Damit das in Zukunft noch besser gelingt, werden die beiden Schulen eigenständiger. Bislang gehörten die Grundschule der deutsch-tschechischen Verständigung und das Thomas-Mann-Gymnasium zusammen. „Wir haben im Laufe der letzten 25 Jahre aber gemerkt, dass die Ziele der beiden Schulen etwas unterschiedlich sind. Die Schulen könnten der deutsch-tschechischen Verständigung besser dienen, wenn sie autonomer wären. Die Grundschule soll z. B. für alle da sein, die etwas mit Deutsch zu tun haben wollen: also die deutsche Minderheit, Expats usw. Bislang war die Grundschule eher als Vorbereitung für das Gymnasium gedacht, aber das ist nicht ganz im Sinne des Gründers“, erklärt Zuzana Svobodová, die bis vor kurzem Schulleiterin der beiden Schulen war und nun der gemeinsamen Trägergesellschaft vorsteht, die mit weiteren Kompetenzen ausgestattet wurde und u. a. den Prozess der Umstrukturierung koordiniert. Laut Svobodová könne sich die Grundschule damit noch besser auf individuelle Lernangebote konzentrieren, etwa zur Unterstützung von Familien, die zwischen Deutschland und Tschechien pendeln. Vor allem das Angebot im Bereich Online-Learning wolle man weiter ausbauen. Das Thomas-Mann-Gymnasium richtet sich dann eher an diejenigen, die eine akademische Laufbahn anstreben. „Mit der Umstrukturierung wollen wir als Schulträger auch einen stärkeren Einfluss auf den Deutschunterricht und die Lehrpläne nehmen“, erklärt Martin H. Dzingel, Präsident der Landesversammlung.

Neue deutsch-tschechische Grundschulen in Regionen

Das Jahr 2021 könnte für die Landesversammlung und ihre Ziele ein neuer Meilenstein sein, denn zum Schuljahr 2021/22 starten in Eger (Cheb) und Gablonz an der Neiße (Jablonec nad Nisou) deutsch-tschechische Grundschulklassen, in denen mindestens 50 Prozent der Fächer in deutscher Sprache stattfinden sollen. Auch in Hultschin (Hlučín) könnte eine solche deutsch-tschechische Grundschule entstehen.

Damit wird in diesen Regionen eine Lücke geschlossen, denn zwar gibt es in Kindergärten oft Angebote zum Deutschlernen, aber es fehlt ein weiterführendes Angebot. Was meist zur Folge hat, dass das Englische als erste Fremdsprache dominant wird und die Schüler das Interesse an der deutschen Sprache schnell wieder verlieren.

Auch für Kinder aus der deutschen Minderheit, die in der Regel abseits der tschechischen Hauptstadt leben, gibt es oft keinen Zugang zu einem qualitativ hochwertigen Deutschunterricht. Das könnte sich ändern, indem Tschechien im Rahmen der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen Deutsch nicht mehr nur als Fremdsprache, sondern auch als Minderheitensprache anerkennt. Dafür setzt sich die Landesversammlung seit einigen Jahren gemeinsam mit der Regierungsbeauftragten für nationale Minderheiten, Helena Válková, ein. Auch hier hat die deutsche Minderheit nach mehreren Jahren der Gespräche und Verhandlungen einen Meilenstein erreicht: Im Januar fasste der Regierungsrat der nationalen Minderheiten einen amtlichen Beschluss, die Bestrebungen der deutschen Minderheit zu unterstützen und den tschechischen Außenminister Petříček dazu aufzufordern, der tschechischen Regierung einen Vorschlag zum besseren Schutz des Deutschen als Minderheitensprache vorzulegen. Wenn auch das tschechische Parlament diesen Vorschlag ratifiziert, wäre Tschechien verpflichtet, in Regionen, in denen besonders viele Deutsche leben, das Angebot für Deutschunterricht vor allem an den Grundschulen zu verbessern. Wie stark das Argument sein wird, hängt dabei zu großen Teilen auch von der Volkszählung ab und wie viele sich in diesen Regionen zur deutschen Nationalität bekennen (siehe dazu S. 6-7 in der Februar-Ausgabe des LandesEcho).

Die Einrichtung der deutsch-tschechischen Grundschulklassen in Eger und Gablonz – und vielleicht auch in Hultschin – sind ein erster Schritt, um das Angebot zum Deutschunterricht in den tschechischen Regionen zu verbessern. Aber alleine damit sind die Probleme noch nicht gelöst, denn dafür braucht es auch gut ausgebildete und engagierte Deutschlehrer. Dabei hoffe die Landesversammlung vor allem auf die Zusammenarbeit mit den benachbarten Bundesländern Bayern und Sachsen, so Martin H. Dzingel

Gründung eines neuen Zentrums zur Unterstützung des Deutschunterrichts?

Doch die Pläne gehen noch weiter. „Momentan planen wir die Einrichtung eines Zentrums, mit dem wir den Deutschunterricht und auch Deutsch-Lehrkräfte in ganz Tschechien unterstützen wollen. Dafür führen wir zur Zeit Gespräche mit dem tschechischen Schulministerium“, verrät Martin H. Dzingel. „Die Idee des Gründers war es ja, die deutsch-tschechischen Beziehungen und die deutsche Sprache zu unterstützen. Und das wollen wir jetzt realisieren, nicht nur an unseren Schulen, sondern auch darüber hinaus. Schritt für Schritt wollen wir auch anderen Schulen beim Deutschunterricht unterstützen, denn wir haben das Know-how. Wir wissen, wie wir Deutsch richtig und effektiv unterrichten können und das wollen wir an andere Schulen weitergeben“, umreißt Zuzana Svobodová die Idee. Wie genau dieses Zentrum aussehen wird und wann es eröffnet werden könnte, ist noch unklar, da sich das Projekt noch in der Anfangsphase befindet.

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