Das Denkmal für Anni Frind steht im ehemaligen Garten ihres Geburtshauses in Nixdorf (Mikulášovice). Foto: Steffen Neumann

Anni Frind gehörte in den 1920er und 1930er Jahren zu den populärsten lyrischen Sopranen Deutschlands. In ihrem Geburtsort Nixdorf (Mikulášovice) wurde ihr nun ein Denkmal gesetzt.

„Gestern abend in der stillen Ruh’, sah ich im Wald einer Amsel zu“, tönt eine klare Sopranstimme von einer rauschenden Schallplatte. Die Aufnahme des Liedes „Waldeinsamkeit“, in Bearbeitung von Max Reger vom März 1936, ist noch heute auf dem Videodienst YouTube zu finden. Die verzaubernde Stimme, die da erklingt, ist heute allerdings fast vergessen. Sie gehört Anni Frind. Dabei stand sie in den 1920er und 1930er Jahren in dem Ruf, „einer der höchstgeschätzten lyrischen Soprane Deutschlands“ zu sein, so der Musikwissenschaftler Jürgen Schaarwächter vom Karlsruher Max-Reger-Institut

Wenigstens in ihrem Geburtsort lebt die Erinnerung an Anni Frind wieder auf. Sie wurde nämlich vor 120 Jahren ganz in der Nähe der deutsch-tschechischen Grenze in Nixdorf (Mikulášovice) geboren. Dort wurde ein Denkmal für die Opern- und Operettensängerin enthüllt. Davor fand in der Kirche St. Nikolaus sogar ein Konzert mit den Liedern statt, die Anni Frind einst sang. Das Denkmal in Form eines Reliefs und einer Tafel hat die Stadt in Auftrag gegeben. Es steht nicht weit von der Kirche in dem kleinen Park gegenüber der Post. Der Standort ist nicht zufällig gewählt. „Anni Frind verbrachte dort ihre Kindheit. Der heutige Park war einst der Garten des benachbarten Hauses Nummer 13, in dem Frind geboren wurde und die ersten Jahre ihres Lebens wohnte“, sagt Roman Klinger vom Verein Nixdorf, von dem die Idee für das Denkmal ausging.

Gesangsunterricht in Dresden

Informationen über Anni Frind im Internet zu finden ist nicht einfach. Es gibt immerhin zwei Wikipedia-Einträge. Der eine in tschechischer Sprache stammt von Klingers Vereinskollegen Petr Pánek, der Geschichtslehrer an der hiesigen Grundschule ist, und zur Geschichte des Ortes forscht. In die Schule, die noch aus kaiserlichen Zeiten stammt, dürfte auch Anni Frind gegangen sein. Für die Mittelschule, also im zarten Alter von 14 Jahren, wechselte sie aber schon nach Dresden. Dort setzte sie auch ihren Gesangsunterricht fort, um später unter anderem bei der Dresdner Opernsängerin Grete Merrem-Nikisch zu studieren.

Mit 22 Jahren startete sie ihre Karriere mit einer kleinen Rolle an der Volksoper Berlin. Laut Wikipedia gastierte sie fortan an den größten Opernhäusern Deutschlands. Neben der Oper sang sie in Operetten und in den 1930ern interpretierte sie auch Schlager.

Gegnerin der Nationalsozialisten

Doch die Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte alles. „Von ihrem Vater, dem hiesigen Arzt, war bekannt, dass er Gegner der Nationalsozialisten war. Da er aber als Arzt überaus beliebt war, konnten sie ihm nichts anhaben“, erzählt Roman Klinger. Die Tochter hatte diese Abneigung offenbar geerbt. Sie brach ihre erfolgreiche Karriere als Sängerin ab, um nicht mit den Nationalsozialisten paktieren zu müssen. Die letzte Plattenaufnahme datiert aus dem Jahr 1937.

Danach gehen die Angaben über Frind auseinander. Ziemlich sicher lebte sie noch einige Zeit im heimischen Nixdorf und arbeitete als Praxishilfe ihres Vaters. Doch spätestens mit Ausbruch des Krieges emigrierte sie nach England, um von dort aus den Kampf gegen Hitler zu unterstützen. „Das wurde sich bei uns erzählt, dass die Anni eine Zeit in England war“, sagt Klinger, der selbst aus einer deutschstämmigen Familie stammt, die nach 1945 nicht vertrieben wurde und heute immer noch in Nixdorf lebt.

Im britischen Exil lernte Frind ihren späteren Mann, den polnischen Juden Josef Sperling kennen. Sie heirateten noch nach dem Krieg in Nixdorf. Obwohl die Familie Frind als Gegner der Nationalsozialisten bekannt war, konnte ihre Vertreibung 1946 nicht verhindert werden. Frind blieb mit ihrem Mann noch einige Jahre in Deutschland. Später ließen sie sich in New Orleans nieder, wo sie im Alter von 87 Jahren verstarb.

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