Mit einer neuen interaktiven Installation an einer Reichenberger Grundschule würdigen Schüler und Lehrer den weltbekannten Kinderbuchautor Otfried Preußler – und bringen ein Stück seiner Geschichten in die Gegenwart.
Am Eingang der Grundschule an der Straße 5. května in Reichenberg (Liberec) ist ein neues Kunstwerk entstanden – der magische Hut. Die Plastik des bildenden Künstlers Richard Loskot soll dauerhaft an den in Reichenberg geborenen und weltweit anerkannten Kinderbuchautor Otfried Preußler erinnern. Die feierliche Enthüllung fand am Montag, den 10. November, statt.
Ein sprechender Hut als Inspiration
„Preußler besuchte diese Schule, und auch seine Eltern haben hier unterrichtet“, erklärt Anna Habanová, Mitglied des Vereins der Deutschen in Nordböhmen, der die Entstehung der Gedenkstätte initiiert hat. Der große sprechende Hut soll den Schülerinnen und Schülern als Inspiration dienen. Sowohl sie als auch die breite Öffentlichkeit können dort 18 kurzen Auszügen aus den zauberhaften Geschichten Otfried Preußlers lauschen. „Man muss nur an der Schnur ziehen – und die Worte beginnen zu klingen“, beschreibt Loskot.
Die Anfertigung des Hutes wurde von Sponsoren, der Stadt Liberec und der Familie Preußler unterstützt. Die Lehrerinnen und Lehrer der Schule wollen bei dem Hut literarische Veranstaltungen organisieren. Gleich bei der festlichen Enthüllung des Hutes, an der auch der Enkel des Schriftstellers, Lorenzo Bitsch, teilnahm, führten die Schüler eine kurze Szene aus der Kleinen Hexe auf. „Dieser Ort war ihm wichtig – in seinen Erinnerungen kehrte er oft in diese Landschaft zurück“, sagte Bitsch bei der Feier.

Ein Erbe, das weiterlebt
„Das Wunderbare an Preußlers Geschichten ist vor allem, dass sie niemals altern. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben und haben ihren Leserinnen und Lesern immer etwas zu sagen. Darin spiegelt sich unbestreitbar die Größe des Autors – und auch der Grund, warum wir als Reichenberger stolz auf ihn sein sollten“, sagt Ivan Langr, stellvertretender Oberbürgermeister für Kultur, Bildung und Tourismus.
Der Verein der Deutschen in Nordböhmen setzt sich seit seiner Gründung im Jahr 1990 für den Erhalt des kulturellen Erbes der ursprünglichen deutschen Bevölkerung Reichenbergs, ihrer Traditionen und ihres Dialekts ein.
Neue Heimat in Rosenheim
Otfried Preußler wurde 1923 in Reichenberg geboren. Er verweist in vielen seiner Werke auf seine Heimatstadt und auf die Landschaft des Isergebirges. Seine Familie wurde nach dem Krieg vertrieben und fand eine neue Heimat in der Nähe der bayerischen Stadt Rosenheim. Preußler konnte Reichenberg erst 1949 wiedersehen, nachdem er aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassen worden war.
Zwischen 1956 und 2014 veröffentlichte er insgesamt 32 Bücher, die in 55 Sprachen übersetzt wurden. Besonders beliebt und bekannt in Tschechien sind Krabat und Die kleine Hexe. Im Mai 2024 ehrte ihn die Stadt Liberec posthum mit der Medaille der Stadt Liberec für seine kulturellen Verdienste.
Das erste Erinnerungszeichen
In Reichenberg wurden rund 60 bedeutende Schriftstellerinnen und Schriftsteller geboren. Preußler ist jedoch der erste, der in der Stadt ein dauerhaftes Zeichen der Erinnerung erhalten hat. „Bisher hatte nur der Literaturkritiker F. X. Šalda eine Gedenktafel – er stammte zwar aus Reichenberg, lebte hier aber nur vier Jahre“, erläutert Marek Sekyra von der Stadtbibliothek. Die Bibliothek erinnert an diese Persönlichkeiten mit literarischen Spaziergängen durch die Stadt, die sie regelmäßig anbietet.





