3G-Kontrolle in einem Restaurant in Aussig (Ústí nad Labem). Foto: ČTK/Hájek, Ondřej.

Seit Montag, den 22. November, gelten in Tschechien verschärfte Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Covid-19. Im öffentlichen Leben gilt nun u.a. eine 2G-Regel, die erhebliche Einschränkungen für Ungeimpfte bedeutet.

Seit Montag gilt in Tschechien das sogenannte 2G-Modell nach bayerischem Vorbild. Zugang zu Gaststätten und Cafés, Hotels, kulturellen Einrichtungen/Veranstaltungen sowie zu körpernahen Dienstleistungen (z. B. Frisör, Maniküre, etc.) haben nur noch jene, die eine vollständige Impfung gegen Covid-19 oder eine bereits durchgemachte Infektion, welche maximal sechs Monate zurückliegt, vorweisen können. PCR- oder Antigentests werden nicht mehr akzeptiert. Ausnahmen gelten für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren, für jene, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können oder für Personen, die erst eine Impfdosis erhalten haben. Für diese Gruppen gilt weiterhin, dass sie mit PCR-Tests Zutritt zu den oben genannten Einrichtungen bekommen. Pro Monat werden fünf PCR-Tests von den Krankenkassen übernommen. Geimpfte haben nach wie vor Anspruch auf zwei PCR-Tests pro Monat. Kostenlose Antigentests gibt es nicht mehr. Kinder unter 12 Jahren sind von jeglichen Regelungen ausgenommen. Zur Kontrolle sind die Betreiber selbst verpflichtet.

Testpflicht am Arbeitsplatz und in den Schulen

Weiterhin gilt seit Montag eine 3G-Regel am Arbeitsplatz. Wer nicht geimpft oder genesen ist, muss sich ein Mal pro Woche testen lassen. Hier reicht allerdings ein Antigentest aus. Pro Test erhalten Arbeitgeber einen staatlichen Zuschuss von 60 Kronen. Die Regel gilt nicht für Arbeitnehmer, die während ihrer Tätigkeit keinen Kontakt zu anderen haben oder die aus dem Homeoffice arbeiten.

Jeden Montag müssen sich nun auch alle ungeimpften Schulkinder sowie das Lehrpersonal Antigentests unterziehen. Die wöchentlichen Tests sind nach aktuellen Planungen bis Ende Februar vorgesehen.

Inzidenz erstmals über 1.000

Für Sonntag meldeten die tschechischen Behörden 8.244 Neuinfektionen. Am Samstag wurde mit 14.408 positiven Tests der höchste Wert an einem Wochenendtag seit Beginn der Pandemie registriert. Bereits in der vergangenen Woche erreichte die Zahl der täglichen Neuinfektionen Rekordwerte (Freitag: 22.948).

Am Montag hat die 7-Tage-Inzidenz in Tschechien mit 1.002 erstmals die Tausender-Marke überschritten. Am höchsten liegt sie derzeit im mährischen Landesteil im Kreis Mährisch Schönberg (Šumperk) mit 1.589. In Böhmen und in den an Deutschland grenzenden Kreisen ist sie bedeutend geringer (Aussig (Ústí nad Labem): 690; Reichenberg (Liberec): 631, Karlsbad (Karlovy Vary): 341).

Die Zahl der im Krankenhaus behandelten Covid-Patienten steigt weiter an. Aktuell befinden sich 4.885 Menschen mit Covid-19 im Krankenhaus, davon 715 mit einem schweren Verlauf.

Die Quote der vollständig Geimpften liegt in Tschechien bei 58,3 Prozent. Mindestens eine Impfdosis haben 60,75 Prozent der Bevölkerung erhalten. 5,8 Prozent haben bereits die Booster-Impfung erhalten.

Geht Tschechien bald wieder in den Lockdown?

Laut Medienberichten schlug der geschäftsführende Gesundheitsminister Adam Vojtěch auf der Sitzung der Regierung am Montag vor, erneut den nationalen Notstand auszurufen. Dieser galt bereits in der ersten Welle der Pandemie sowie im letzten Jahr von Oktober bis April und ermöglichte weitreichende Einschränkungen des öffentlichen Lebens, nicht zuletzt die Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Noch letzten Freitag hatte Vojtěch diesen Schritt ausgeschlossen, nun scheint er seine Ansicht geändert zu haben, nachdem beispielsweise die tschechische Ärztekammer einen neuen Lockdown forderte. „Herr Minister Vojtěch schlägt die Ausrufung des nationalen Notstands vor und wird das begründen müssen. Die Regierung wird darüber entscheiden“, teilte Noch-Premier Andrej Babiš am Montag in einer SMS an den Tschechischen Rundfunk mit. Unterstützung erhielt Vojtěch mit seinem Vorschlag z. B. vom südmährischen Landeshauptmann Jan Grolich (KDU-ČSL): „Wir haben es hier mit einer Krisensituation zu tun. Diese Krisensituation betrifft nicht nur Mähren, sondern bald die ganze Tschechische Republik.“ Innenminister Jan Hamáček sieht bislang keinen Grund für die Ausrufung des nationalen Notstands und teilte mit, dass es seiner Meinung nach ausreiche, wenn in den betroffenen Kreisen der Gefahrenzustand ausgerufen würde. Dies liegt in der Kompetenz der jeweiligen Landeshauptmänner. Eine Entscheidung der Regierung wird für Montagabend erwartet.

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