Der schneereiche Winter macht es möglich. Überall stehen Schneemänner. Einige im Grenzgebiet zu Deutschland sehen aber nicht nur putzig aus, sondern tragen auch eine Botschaft.
„Wir vermissen die Freunde und Familie“, schreibt Petra Morvay aus Aussig (Ústí nad Labem) zu ihren Schneemännern, die sie in den letzten Tagen geformt und gebaut hat. Ihre Familie und Freunde leben nicht nur in Sachsen, sondern auch in der Slowakei. Aufgrund der Einschränkungen gegen die Ausbreitung des Coronavirus sind gegenseitige Besuche nicht mehr möglich. Erst hatte Sachsen Mitte November den kleinen Grenzverkehr eingestellt, später wurden die Ausnahmen für Pendler, aber auch familiäre Besuche eingeschränkt. „Am schlimmsten trifft es die Urgroßeltern, die ihren sieben Monate alten Urenkel in Dresden nicht mehr sehen können“, sagt Morvay. Seit Deutschland Tschechien zum Mutationsgebiet erklärt und begonnen hat, ständige Grenzkontrollen einzurichten, kommt auch nur noch ein Bruchteil der Pendler rüber.
Zeichen der Verbundenheit
In diesem Moment wollte die Facebookgruppe „Samstage für Nachbarschaft“ um den Aussiger Germanisten Jan Kvapil ein Zeichen der Hoffnung und Verbundenheit setzen. „Lasst uns Schneemänner bauen für unsere Nachbarn, Freunde und Verwandten, die wir schon seit Monaten vermissen“, lautete der Aufruf. Nicht nur Kvapil fühlt sich an die Situation vor fast einem Jahr erinnert. Damals während der ersten Welle der Coronaviruspandemie hatte der Germanist an der Universität in Ústí die Facebook-Gruppe gegründet. Sie begann, sich durch Picknicks direkt an der Grenze für ihre Öffnung einzusetzen. Die inzwischen auf über 1.700 Mitglieder angewachsene Gruppe ist zugleich zu einem wichtigen Forum des Austauschs entlang der deutsch-tschechischen und österreichisch-tschechischen Grenze geworden.
Jeden Tag kommen nun neue Schneemänner hinzu. Die Aktion „Woche der leidenden Nachbarschaft“ läuft noch bis Samstag. Das Wetter wird zwar dafür sorgen, dass diese Zeichen der Verbundenheit verschwinden. „Hoffentlich kommt mit dem Tauwetter aber auch eine Wiederbelebung der grenzüberschreitenden Beziehungen“, hofft Kvapil.