Katholische Laien aus Tschechien hatten im Februar Papst Franziskus gebeten, das Mandat des demnächst 75-jährigen Prager Erzbischofs Kardinal Dominik Duka nicht zu verlängern. Duka habe „einen Hang zum Nationalismus und zur Islamfeindlichkeit“. Doch jetzt präsentiert sich Duka ganz anders.
Das Kirchenrecht ist unerbittlich: Wenn Prags Kardinal Dominik Duka am 26. April 75 Jahre alt wird, muss er dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Am Oberhaupt der katholischen Kirche ist es dann, den Rücktritt anzunehmen oder den Kardinal auf seinem Posten zu belassen.
Geht es nach etwa 100 katholischen Laien, dann sollte der Papst den Prager Erzbischof keinen Tag länger als erforderlich in seinem Amt belassen.
In einem Brief an Franziskus beklagten sie im Februar, dass es in der Amtszeit Dukas zu einer „zu großen Nähe von Kirche und Staat“ gekommen sei. Sie störten sich unter anderem an einer Messe Dukas für Präsident Miloš Zeman im November 2015, wenige Tage nach einem gemeinsamen peinlichen Auftritt des Staatschefs mit dem damaligen Führer der tschechischen Fremdenfeinde, Martin Konvička.
Die Autoren warfen Duka gar eine „Neigung zum Nationalismus und zu Rechtsextremen“ vor. Die finde sich nicht nur in dessen „unkritischer Unterstützung des islamophoben Präsidenten Zeman“, sondern auch in der „klaren Ablehnung der Solidarität mit Flüchtlingen“, etwa bei der Wallfahrt für den Heiligen Wenzel 2017. Dazu komme ein Glückwunschschreiben des Kardinals an den Chef der faschistoiden Partei SPD des Tschecho-Japaners Tomio Okamura. Darin habe Duka unter anderem formuliert, dass beide die Sorge um die Sicherheit des Landes eine. Das bedeute nichts anderes, als dass der Kardinal die ablehnende Haltung Okamuras zu Menschen auf der Flucht teile, schrieben die Laien.
Der Schwerpunkt des Schreibens auf der Flüchtlingspolitik kam nicht zufällig. Duka hatte selbst verschiedentlich eingeräumt, dass er in diesem Punkt eine andere Haltung auch als der Papst einnehme. Die Autoren meinten wohl, dem Kirchenoberhaupt mit dem Verweis darauf die Entscheidung über Duka leichter zu machen. Zudem hörte man immer wieder mal, dass der Jesuit Franziskus und der Dominikaner Duka generell nicht problemfrei miteinander auskämen.
Wer hinter dem Brief der Laien stand, ist bis heute nicht geklärt. Eingeweihte lasen aus dem Schreiben aber die Handschrift des Soziologen, Religionsprofessors und katholischen Priesters Tomáš Halík heraus. Den in Tschechien und im Vatikan angesehenen Halík und Duka verbindet seit Jahren eine teilweise offen kommunizierte herzliche Feindschaft.
Duka wollte die Vorwürfe der Laien seinerzeit nicht kommentieren. Er tat dies jetzt aber, auf andere, sehr eindrucksvolle Weise, kurz vor seinem 75. Geburtstag. Anlass war die Überführung der sterblichen Hülle des von den Kommunisten ins vatikanische Exil vertriebenen früheren Prager Kardinals Josef Beran zurück in dessen tschechische Heimat.
Während einer Messe für Beran am vergangenen Samstag im Prager Veitsdom distanzierte sich der tschechische Primas nachdrücklich von Präsident Zeman. Der war der Messe demonstrativ ferngeblieben und sprach lieber zeitgleich auf einem Kongress der früheren kommunistischen Staatspartei KSČM – jener Partei, die Beran viele Jahre interniert, schikaniert und letztlich ausgebürgert hatte.
Duka brachte dafür keinerlei Verständnis auf und „rüffelte“ Zeman für dessen Abwesenheit, wie eine führende Prager Zeitung schrieb. Für seine klaren Worte an die Adresse des Staatsoberhauptes erntete der Kardinal minutenlangen stürmischen Beifall – eine sehr ungewöhnliche Geste bei einer Messe.
Die über Jahre sehr freundschaftlichen Bande zwischen Duka und Zeman dürften damit erst einmal der Vergangenheit angehören. Sehr wahrscheinlich wird Zeman auch schon seinen persönlichen Einsatz für den Kardinal bereuen. Der Präsident hatte sich nach dem Brief der Laien selbst beim Papst dafür verwendet, das Mandat für Duka zu verlängern. Duka sei „eine bedeutende Persönlichkeit mit einer Eigenschaft, die im katholischen Klerus nicht üblich ist – er ist ein Patriot“, äußerte Zeman damals in seinem Schreiben an Franziskus.
Bleibt die Frage, wie der Papst in der Causa Duka entscheidet. Der Kardinal hat mit seinem jüngsten Auftritt seinen tschechischen Kritikern zumindest etwas Wind aus dem Segeln genommen.