Etwa 200 000 Expats leben in Prag und müssen sich täglich in einem fremden Land zurechtfinden. In den meisten Fällen kommen sie zum Studium oder für die Arbeit in die tschechische Hauptstadt. Oft sind es auch Unternehmer oder Startups, die nach Tschechien expandieren. Es gibt viele Gründe, in Prag ein neues Kapitel im Leben aufzuschlagen. Doch dabei kann man auf viele Widerstände stoßen, nicht nur fehlende Sprachkenntnisse können ein Problem sein. Prag möchte es seinen ausländischen Einwohnern nun einfacher machen und eröffnete das erste Expat-Zentrum der Stadt.
Expat – klingt kompliziert, ist es aber nicht
Als Expatriate, kurz „Expat“, werden im ursprünglichen Sinne Personen bezeichnet, die von einer international tätigen Organisation oder Unternehmen an eine ausländische Zweigstelle entsandt werden, um dort für eine befristete Zeit zu arbeiten. Für die Unternehmen steht dabei vor allem der Wissenstransfer, die Verbesserung der Kommunikation in das jeweilige Land und nicht zuletzt auch die Kontrolle des dortigen Marktes im Vordergrund. Für die Expats ist der Auslandsaufenthalt oft ein Schritt in der beruflichen und persönlichen Entwicklung. Inzwischen wird die Bezeichnung Expat aber auch für alle anderen für eine bestimmte Zeit im Ausland lebenden Menschen angewandt, wie z. B. Studenten, die häufig im Rahmen des Erasmus-Programms für ein Semester im Ausland studieren oder Praktika absolvieren. Verwendet wird die Bezeichnung Expat vor allem für Zuwanderer aus Industrieländern mit einem hohen sozialen Status.
Laut Angaben des neu eröffneten Expat-Zentrums leben etwa 200 000 Expats in der tschechischen Hauptstadt, damit besitzt etwa jeder siebte Einwohner Prags eine ausländische Staatsbürgerschaft. Viele davon kommen auch aus Deutschland.
Im Ausland leben – kein einfacher Schritt
Nun hat Prag – so wie viele andere Metropolen – ein eigenes von der Stadt betriebenes Zentrum, das sich um die Expats kümmern soll. Doch warum braucht es überhaupt ein solches Zentrum? Sich in einem fremden Land niederzulassen, ist kein einfacher Schritt. Zum einen wäre da oftmals die Sprachbarriere. Sie macht es vielen schwer, sich zu orientieren und sich durch die örtliche, häufig nicht Englisch sprechende Bürokratie zu kämpfen, etwa wenn man bestimmte Dokumente benötigt. Oft sind es aber auch Fragen, die einen schon vor dem Umzug beschäftigen: Wie finde ich in Tschechien überhaupt Arbeit? Wie und wo finde ich eine Wohnung? Wie kann ich als Freelancer hier arbeiten? Wie funktionieren Kranken- und Sozialversicherung in Tschechien?
„Ich denke, dass jeder, der im Ausland studiert oder gearbeitet hat, weiß, wie schwer die ersten Schritte in einer fremden Umgebung sein können und wie wertvoll jede Hilfe dabei ist. Deswegen gibt es Expat-Zentren und ich bin sehr froh, dass Prag sich nun dieser Familie angeschlossen hat. Dieses einzigartige Projekt soll ein freundlicher Guide sein, Berater und Quelle der Hilfe, dank der Ausländer sich in Prag zuhause fühlen können“, sagte Vít Šimral (Piraten) vom Prager Stadtrat bei der Eröffnung des Expat-Zentrums im Škoda-Palác Mitte Januar.
Das neue Expat-Zentrum bietet nun also Informationen zu den vielen Fragen, mit denen Expats hier konfrontiert werden, aber auch Kontakte, Bildungsveranstaltungen sowie kostenlose Beratungen. Ebenso soll das Zentrum ein Ort für den Austausch zwischen Neuankömmlingen und jenen Expats sein, die schon länger Prag ihr Zuhause nennen und viele praktische Erfahrungen mit dem Leben in Tschechien gesammelt haben.
Das Expat-Zentrum befindet sich im Škoda-Palác in der Straße Jungmannová 35/29, 110 00 Prag 1.