Mit einer Wanderausstellung erinnert die Seliger-Gemeinde an Hans Georg Trapp. Eine Auswahl seiner antifaschistischen Zeichnungen wurde Anfang Oktober am Gymnasium in Teplitz präsentiert.

Im Rahmen der Wanderausstellung Hans Georg Trapp – Kunst als Kampfmittel präsentiert die Seliger-Gemeinde eine Auswahl der frühen Werke des sudetendeutschen Zeichners Hans Georg Trapp. Dessen frühe Zeichnungen, die vornehmlich aus den 1930er Jahren stammen – antifaschistische Plakate und Fotomontagen – wurden Anfang Oktober Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums in Teplitz (Teplice) präsentiert. 

Anlass der Wanderausstellung, die derzeit durch Tschechien und Deutschland tourt, ist das 80. Jahr des Kriegsendes, dessen in diesem Jahr gedacht wird. Mit seinem Engagement, das ihn im Nationalsozialismus zum politischen Verfolgten machte, reiht sich Hans Georg Trapp in die Reihe der Demokraten ein, an welche die Seliger-Gemeinde mit ihrer Arbeit erinnern möchte: „Wir wollen an Menschen erinnern, die durch und durch Demokraten waren. Die auf Demokratie gesetzt haben und bereit waren, diese auch zu verteidigen“, erklärt Historiker und Initiator Thomas Oellermann von der Seliger-Gemeinde.

Thomas Oellermann ist Initiator der Wanderausstellung „Hans Georg Trapp – Kunst als Kampfmittel“.
Thomas Oellermann ist Initiator der Wanderausstellung „Hans Georg Trapp – Kunst als Kampfmittel“. Credit: Lennard Halfmann

Hans Georg Trapp, der Demokrat

Hans-Georg Trapp, geboren am 1. Dezember 1900 in Tischau (Mstišov)  bei Teplitz-Schönau, zeichnete für die sozialdemokratische Zeitung Freiheit sowie für weitere sozialdemokratische Zeitschriften und Publikationen in der Tschechoslowakischen Republik. Während sich ein Großteil der Sudetendeutschen in den 1930er Jahren auf die Seite der Nationalsozialisten stellte, setzte sich Hans Georg Trapp für einen Dialog zwischen Deutschen und Tschechen ein: „Georg Hans Trapp, und mit ihm die Sudetendeutsche Sozialdemokratie, hat in schwierigen und dunklen Zeiten eine demokratische Alternative angeboten. Er hat gesagt: ‚Wir müssen da nicht mitmachen! Es gibt eine Alternative, und das ist die Demokratie, in der sich Konflikte zwischen Minderheiten und Mehrheiten lösen lassen‘“, erklärt Thomas Oellermann die Bedeutung des Zeichners, der während des Krieges im KZ Flossenbürg sowie in Dachau inhaftiert war und später nach Schweden auswanderte, wo er 1977 verstarb. 

Die Schülerinnen und Schüler von Lehrer Martin Rak beschäftigen sich aktuell mit der Zeit des Zweiten Weltkriegs.
Die Schülerinnen und Schüler von Lehrer Martin Rak beschäftigen sich aktuell mit der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Credit: Lennard Halfmann

Hans Georg Trapp im Unterricht

Bekannt wurde Trapp vor allem durch die Zeichnungen, mit denen er seine Zeit im Konzentrationslager verarbeitete. Trapps frühere Illustrationen gehörten bisher zu seinen weniger beachteten Werken, die im Rahmen der Ausstellung Hans Georg Trapp – Kunst als Kampfmittel nun gewürdigt werden. „Das hat richtig gut gepasst. Aktuell beschäftigen wir uns mit der Zeit des Zweiten Weltkriegs“, erklärt Lehrer Martin Rak, der am Gymnasium in Teplitz Geographie und Geschichte unterrichtet und rund 45 Schülerinnen und Schüler zum Besuch der Ausstellung motivieren konnte. Diese fand am 9. Oktober in der Schulkirche statt und wurde von einem Vortrag Thomas Oellermanns begleitet.

Neben Trapps Zeichnungen, welche der Historiker über Jahre hinweg aus alten Zeitungen fotografierte und für den Druck auf Leinwand vergrößern ließ, gehört ein Katalog zur Ausstellung. „Hans Georg Trapps Botschaft, dass es besser ist, die demokratische Antwort zu suchen – auch wenn sie kompliziert ist – hat auch heute noch Gültigkeit, wo Menschen mit sehr schnellen Antworten und Lösungen kommen, die gut klingen, wo aber alle wissen, dass die Welt nicht so einfach ist“, erklärt Thomas Oellermann, was Hans Georg Trapp auch im Jahr 2025 noch relevant macht. Als nächstes wandert die Ausstellung nach Pirna in Sachsen, bevor die Ausstellung unter anderem in Nordrhein-Westfalen zu sehen sein wird.

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