Im nächsten Jahr wird es zur modernsten Volkszählung in der Geschichte Tschechiens kommen. Erstmals wird der Großteil der Daten online erfasst werden und die Papierbögen nur ergänzend an die Haushalte verteilt, die sich nicht an der Online-Befragung beteiligt haben.
Zwischen dem 27. März und dem 11. Mai 2021 findet nach zehn Jahren die nächste planmäßige Volkszählung statt. Sie wird in zwei Phasen ablaufen. In einer ersten Phase können die Bürger Tschechiens online an der Volkszählung teilnehmen, während in der darauffolgenden zweiten Phase nur noch diejenigen Haushalte einen Fragebogen postalisch zugesandt bekommen, die sich online nicht beteiligt hatten. Im Gegensatz zur letzten Volkszählung im Jahr 2011, bei der es bereits die Möglichkeit gab, das Formular elektronisch einzureichen, liegt nun der Fokus auf der Online-Umsetzung.
Laut Schätzungen des tschechischen Statistikamts (Český statistický úřad) werden im nächsten Jahr 60 Prozent das Online-Angebot nutzen, abhängig von der epidemiologischen Situation zum Zeitpunkt der Volkszählung. Zum Vergleich: Bei der letzten Volkszählung nutzte nur etwa ein Viertel das Online-Angebot. Dabei wäre eine Online-Volkszählung ohne einen einzigen Kontakt mit den Volkszählungsbeauftragten möglich. „Sie bekommen weder die Grippe noch das Coronavirus, wenn Sie online zählen. Die Möglichkeit, die Sicherheit zu Hause zu erhöhen, ist somit ein weiterer Mehrwert der Volkszählung 2021, die auch für die Bürger einfacher und benutzerfreundlicher sein wird“, sagt Marek Rojíček, der Vorsitzende des tschechischen Statistikamts.
Sicher und benutzerfreundlich
Nicht nur ein geringeres Infektionsrisiko, auch sonst wird den Bürgern eine hohe Nutzerfreundlichkeit und effizientere Auswertung zugesagt. Die Online-Formulare können bequem von zuhause aus auf dem Computer, Mobiltelefon oder Tablet ausgefüllt werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, diese für andere Familienmitglieder auszufüllen. Im Vergleich zur erhobenen Datenmenge vor zehn Jahren hat sich die Anzahl der abgefragten Daten bei der Zählung im nächsten Jahr um fast 50 Prozent verringert. Dies ist darauf zurückzuführen, dass nur noch Informationen abgefragt werden, die nicht durch die Nutzbarmachung anderer Verwaltungsdaten in Erfahrung zu bringen sind.
„Fragen zur Ausstattung des Haushalts, wie einem Badezimmer oder einem PC werden vollständig ausgelassen, gleichzeitig werden Fragen zur Größe der Wohnung, zur Ausbildung oder zum beruflichen Pendeln vereinfacht. Wir legen großen Wert auf Sicherheit und Schutz personenbezogener Daten, wo wir die höchsten Standards erfüllen“, bemerkt Robert Šanda, Direktor der Abteilung Bevölkerungsstatistik des Statistikamts.
Nutzung der Daten
Die erhobenen Daten der Volkszählung finden eine breite Anwendung. Sie ermöglichen nicht nur den internationalen und EU-internen Vergleich, sondern sind auch maßgebliche Indikatoren für Entwicklungsprojekte. So zum Beispiel für Kommunen bei der Planung von Kindergärten und Sozialdiensten oder der Optimierung des regionalen Verkehrs durch die Auswertung von Pendlerdaten. Basierend auf den Daten der letzten Volkszählung wurden beispielsweise Radwege und der soziale Wohnungsbau weiterentwickelt. „Die daraus resultierenden Daten werden kostenlos zur Verfügung gestellt und ihr Angebot in offenen Formaten erweitert. Es wird möglich sein, Ihre eigenen Datentabellen und Kartenausgaben entsprechend den aktuellen Bedürfnissen der Benutzer zusammenzustellen“, fügt Rojíček hinzu.
Um mögliche Schwachstellen des neuen Systems zu eruieren, wird das tschechische Statistikamt vom 1. September bis zum 22. Oktober eine Versuchszählung durchführen, bei der 25.000 Haushalte das neue Verfahren testen werden.
Von Bedeutung ist die Volkszählung auch für die in Tschechien lebende deutsche Minderheit. Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2011 bekannten sich etwa 19.000 Personen zur deutschen Volkszugehörigkeit, bei der Volkszählung im Jahr 2001 waren es noch etwa 39.000 Personen. Zusätzlich gaben 2011 etwa 21.000 Personen an, die deutsche Staatsbürgerschaft zu besitzen.